Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
gesehen.«
    »Was hast du dort gemacht?«
    »Drogenspuren verfolgt, Mann. Dieses Haus war ein Ozean voll mit Shit.«
    »Maison hat frische Einstichspuren am Arm …«
    »Ja, alle machten irgendwas in der Art«, sagte Del. »Ich habe versucht rauszufinden, wo all das Zeug herkam.«
    »Und? Mit Erfolg?«
    »Nein.«
    »Du kommst jetzt am besten schleunigst her. Und ich muss sofort mit Hanson reden.«
    »Bin schon unterwegs.«
    Als Del aufgelegt hatte, klickte Lucas noch einmal »Suchen« an. Der Computer dachte einen Moment nach, spuckte dann rund zwanzig E-Mails aus. Lucas ging sie schnell durch: Die meisten waren Hast-du-schon-gesehen- oder Hast-du-schon-gehört-Nachrichten, die sich auf Berichte über Alie’e Maison in diversen Zeitschriften bezogen. Zwei davon erschienen relevant: Vor drei Monaten, wie das Datum auswies, hatte Hansons E-Mail-Partnerin, eine Frau namens Martha Carter, Alie’e bei einer Party getroffen, und sie hatte sichtbar unter dem Einfluss von Kokain gestanden …
    Lucas ging in die Ausgangsdatei, fand den Namen Carter und das zutreffende Datum. Hanson hatte auf den Kokainhinweis mit der Neuigkeit reagiert, Freunde hätten ihr erzählt, Alie’e hänge inzwischen auch an der Heroinnadel.
    Lucas druckte beide Nachrichten aus, ging dann zurück in die Eingangsdatei, klickte »Suchen« an und tippte den Namen »Maison« ein. Es tauchten zwei E-Mails auf, die er bereits kannte. Er versuchte es mit »Aliee«, ohne das Auslassungszeichen zwischen den beiden »e«; es erschien eine andere Nachricht, die jedoch nur die Schilderung eines neuen Kleides zum Inhalt hatte.
    Er tippte schnell »Sandy Lansing« ein, stieß auch auf eine Nachricht, in der Lansing aber nur nebenher erwähnt wurde. Er versuchte es getrennt mit »Sandy« und »Lansing«; es ergab sich nichts Neues. Er ging zurück in die Ausgangsdatei und wiederholte die gesamte Prozedur. Er stieß auf neun Namensnennungen von Alie’e, jedoch keine von Sandy Lansing; eine der E-Mails hatte Hanson an eine Frau namens Ardis – keine Nennung des Familiennamens – geschickt und ihr »streng vertraulich« mitgeteilt, Alie’e habe definitiv eine Affäre mit jemandem namens Jael, und eine andere Person, ein gewisser Amnon, sei fürchterlich eifersüchtig.
    Ich glaube, Amnon würde Jael auf der Stelle umbringen, wenn sie mal was Falsches sagt und ihn rasend macht …
    Lucas druckte die Nachricht aus und notierte sich die E-Mail-Anschrift der Empfängerin.
     
     
    Als Lucas ins Wohnzimmer kam, thronte Sallance Hanson, in ein schwarzes Kleid gehüllt, einen schwarzen Hut neben sich, auf dem Sofa. Swanson, der ihr gegenüber auf einem Sessel saß, stand auf und sagte: »Miz Hanson, das ist Deputy Chief Davenport.«
    Hanson wandte sich Lucas zu und streckte ihm die Hand entgegen. Sie war eine hübsche Frau in den Vierzigern mit einem straffen, eigenwilligen Mund und harten blauen Augen. Sie hatte sich mit dem Eyeliner schwarze Striche unter die Augen gezogen und die Lider mit einem Grauton betupft; diese Kombination verlieh ihr das Aussehen eines völlig abgekämpften, dem Tod ausgelieferten Hündchens. »Wann fahren wir in die Stadt?«
    »Wie bitte?«, fragte Lucas.
    »Um meine Aussage aufzunehmen?«
    »Ach so, ja. Detective Swanson wird das arrangieren. Wahrscheinlich können wir das aber auch hier erledigen … Ich möchte mit Ihnen jedoch über eine andere Sache sprechen.«
    »Haben Sie diesen abgerissenen Typen gefunden?«, fragte Hanson. »Ich habe ihn ja genau beschrieben.«
    »Das ist es, worüber ich mit Ihnen sprechen will.«
    Sie hob die Augenbrauen, »Sie haben ihn gefunden? Niemand hat mir das gesagt. Wieso hat mir das niemand gesagt?«
    Swanson schaltete sich ein: »Nun, ehm, Sie sind eher … eine Zeugin oder … Zuschauerin als irgendetwas anderes in dieser Morduntersuchung, Miz Hanson. Sie sind kein Mitglied des Ermittlungsteams.«
    »Ich sehe das ein wenig anders«, fauchte sie.
    »Es ist aber so«, bestätigte Lucas.
    »Ich könnte ja mal mit dem Bürgermeister sprechen, und es könnte sein, dass er Sie eines Besseren belehrt. Der Bürgermeister ist ein Freund von mir.«
    »Ich bin auch mit ihm befreundet«, sagte Lucas. »Er hat mich in mein Amt berufen. Er wird Ihnen das Gleiche sagen, was wir Ihnen klar zu machen versuchen. Sie gehören nicht zu den Leuten, die in diesem Mordfall Ermittlungen anstellen, Sie gehören zu den Leuten, gegen die ermittelt wird.«
    »Was?«
    »In Ihrem Haus sind zwei Menschen ermordet worden, Miz Hanson.

Weitere Kostenlose Bücher