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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Sie waren anwesend, als die Morde begangen wurden. Wir wissen nichts über Sie und Ihre Beziehung zu den beiden toten Frauen.« Er lächelte sie besänftigend an. »Kein Politiker, einschließlich des Bürgermeisters, würde sich die Blöße geben, für jemanden einzutreten, der später möglicherweise des Mordes an Alie’e Maison angeklagt wird. Ich nehme an, Sie sehen das auch so.«
    Sie sagte: »Oh«, neigte den Kopf hin und her, dachte nach, schob sich auf der Couch zurecht, bekam dann strahlende Augen, sagte: »Gar nicht schlecht, Verdächtige in einem Mordfall zu sein … Aber ich war es nicht. Ich habe keine der beiden Frauen ermordet. Dieser Gammler von der Straße … Haben Sie ihn eingelocht, oder wird er hergebracht, oder was ist mit ihm?«
    Lucas wollte nicht länger auf sie herabsehen; er trat einen Schritt zurück, setzte sich in einen Sessel und legte die aneinander gedrückten Fingerspitzen unter die Nase. »Der Name dieses Gammlers ist Del Capslock«, sagte er. »Er ist ein Undercover Agent der Polizei. Einer unserer besten verdeckten Ermittler.«
    »Oh, oh«, sagte sie und sah von Lucas zu Swanson hinüber. »Das könnte Ihnen ein paar Probleme bereiten.« Dann runzelte sie die Stirn. »Was hatte er auf meiner Party zu suchen?«
    »Das ist der Punkt, über den ich mit Ihnen sprechen wollte«, sagte Lucas. »Del war … im Rahmen von Drogenermittlungen bei der Party; Miz Maison zeigte Anzeichen von Heroinmissbrauch. Sie hatte Nadeleinstiche im Arm.«
    »Nein!« Hanson machte einen auf Schock – eine gute schauspielerische Leistung, dachte Lucas. Gekonnt fuhr eine ihrer Hände zum Mund. »Sie hat Drogen genommen?«
    Ein Cop streckte den Kopf durch die Tür, sagte: »TV-Leute wollen das Haus stürmen. Ein ganzer Haufen.«
    Lucas nickte, sagte: »Okay, halten Sie sie draußen.« Dann wieder zu Hanson: »Miz Hanson, praktisch alle Gäste Ihrer Party haben Drogen genommen.«
    »Ich nicht«, sagte sie und machte ein finsteres Gesicht. »Eine ungeheuerliche Behauptung, die Sie da aufstellen!«
    »Miz Hanson, der Polizist, von dem wir reden, ist ein Drogenspezialist«, sagte Lucas. »Er sagt, ein Meer von Drogen sei durch Ihr Haus geflutet. Dieser Mann weiß, wovon er spricht. Und es kann doch nicht so viel Stoff in Ihrem Haus konsumiert worden sein, ohne dass Sie davon wussten, oder?«
    »Das ist blödsinniger Scheißdreck«, zischte sie. Sie war jetzt wütend, aber auch ein wenig verängstigt. »Ich weiß nichts von Drogenkonsum in meinem Haus. Ich sollte meinen Anwalt einschalten.«
    Lucas musste seine Erkenntnisse aus Hansons E-Mails noch für sich behalten, bis man einen Durchsuchungsbefehl erwirkt und den Computer offiziell als Beweismittel beschlagnahmt hatte. Er hob die Hände, die Handflächen nach oben. »Bitte sehr, rufen Sie Ihren Anwalt an und besprechen Sie sich mit ihm. Es ist nur so, dass es für unsere Ermittlungen nicht hilfreich ist, wenn irgendwas von dieser Sache an die Öffentlichkeit dringt. Wenn Sie der Presse und dem Fernsehen gegenüber etwas davon verlauten lassen, dass unser Mann bei Ihrer Party war … Wir werden dann natürlich erklären müssen, warum er dort war.«
    »Sie wollen mich erpressen …«
    Sie kapiert schnell, dachte Lucas. »Nein, nein. Sie dürfen natürlich sagen, was immer Sie wollen. Der erste Zusatzartikel unserer Verfassung räumt Ihnen dieses Recht ein, und alle Polizeibeamten der Stadt Minneapolis setzen sich selbstverständlich für die Einhaltung dieses Grundrechtes ein.« Er warf Swanson von der Seite einen Blick zu. »Stimmt doch, nicht wahr?«
    »Absolut«, bestätigte Swanson mit frommem Augenaufschlag. »Zum Schutz dieser unserer Rechte habe ich letztlich auch Dienst im Marine-Corps geleistet.«
    Lucas fuhr fort: »Ich schlage vor, dass Sie sich … über die Konsequenzen Klarheit verschaffen, ehe Sie sich in eine selbstzerstörerische Position manövrieren – wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Sie wollen, dass ich die Schnauze halte«, sagte sie.
    »Ja, über unseren Mann. Er ist einer unserer verdeckten Ermittler in der Drogenszene. Wenn sein Gesicht in der Presse oder im Fernsehen gezeigt wird, war sein Einsatz umsonst, und darüber hinaus könnte er in Lebensgefahr geraten.«
    »Und wenn er der Mörder ist?«, fragte Hanson schnaubend. »Cops machen so was hin und wieder. Ich habe darüber gelesen. Gangstercops.«
    »Dieser Mann macht so was nicht«, sagte Lucas. »Außerdem wird ihn unsere Abteilung Interne Angelegenheiten in die Zange

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