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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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alles Interstate. Er bräuchte hin und zurück weniger als fünfzehn Minuten. Was ist, wenn er seine irre Predigt in der Kirche abzieht, dann dem Pfarrer oder wem auch immer sagt, er möchte eine Viertelstunde allein sein, um sich von den Strapazen zu erholen – oder irgendwas in der Richtung –, sich dann zu seinem Wagen schleicht, nach Highland Park fährt, Spooner umlegt, zurückfährt, und da ist er wieder: hunderte von Leuten, die bezeugen, er sei ununterbrochen in der Kirche gewesen.«
    »Klingt ein bisschen nach Hollywood.«
    »Na ja … Aber so stellen wir uns seinen Plan vor.«
    »Könnte ja durchaus auch zutreffen«, bestätigte Lucas. »Wie viele Leute sind heute Nacht bei Spooner?«
    »Zwei, vielleicht auch vier.«
    »Ich werde sicherstellen, dass es vier sind. Brauchen Sie bei Olson weitere Unterstützung?«
    »Wenn er in der Kirche ist, könnten wir noch jemanden gebrauchen, für einige Zeit zumindest.«
    »Okay, halten Sie ein Funkgerät für mich bereit, ich komme als Unterstützung zu Ihnen. Ich habe sonst nichts vor heute Abend.«
     
     
    Er verbrachte den Rest des Nachmittags damit, durch die Stadt zu schlendern – ließ sich die Haare schneiden, besuchte einen Laden mit Computerspielen, drei Bars und einen Waffenladen, wo ihm der Verkäufer ein Steyr-Jagdgewehr für zweitausendsechshundert Dollar andrehen wollte.
    »Da müsste ich ja schon einen Hirsch schießen, der tausenddreihundert Pfund Schlachtgewicht auf die Waage bringt, um mein Geld zu amortisieren«, sagte Lucas und sah sich das Gewehr an. »Das Lebendgewicht eines Weißwedelhirschs müsste dann zweitausend Pfund betragen. Und das wäre ein Hirsch von der Größe eines Chevy-Pickups.«
    »Es geht hier doch nicht um Hirsche, es geht um die Ästhetik der Waffe«, sagte der Verkäufer. Lucas kannte ihn; er hatte seinen Job als Englischlehrer aufgegeben, um sich dem Waffenverkauf zu widmen. »Sehen Sie sich dieses Prachtstück doch mal genauer an …«
    »Der Verschlussgriff ist komisch«, sagte Lucas.
    »Deutsches Fabrikat.«
    »Trotzdem komisch.«
    »Vergessen Sie den Verschluss für einen Moment, sehen Sie sich lieber mal …«
    »Wieso sitzt das Zielfernrohr so weit vorne?«
    »Das kann ich Ihnen sagen.« Der Verkäufer deutete zum Fenster. »Richten Sie es mal auf irgendein Ziel jenseits der Straße. Halten Sie beide Augen offen, und schauen Sie dann mit dem rechten Auge durch das Zielfernrohr.«
    Lucas tat es. »Wow, das ist ja toll«, spöttelte er. »Man kann auf das schießen, was man in dem Ding sieht.«
    Der Verkäufer ließ sich nicht beirren. »Die Hersteller haben es gar nicht beabsichtigt, aber das ist das perfekteste Gewehr für die Hirschjagd in den North Woods. Es gibt kein besseres.«
    »Das Kaliber ist zu klein.«
    »Kaliber .308 soll zu klein sein? Haben Sie Ihr Gehirn mit irgendeinem seltsamen Stoff vernebelt? Kaliber .308 ist absolut …«
    »… unzureichend für einen Zweitausend-Pfund-Hirsch. Und der Verschlussgriff ist komisch.«
    »Sie sind nicht der Kenner dieser Materie, für den ich Sie gehalten habe, Davenport«, sagte der Verkäufer. »Ich kann meine Enttäuschung kaum verhehlen.«
    Um sechs Uhr nachmittags fuhr er nach West St. Paul, fand die Kirche, aß in einem Steak House zu Abend, war dann kurz vor halb acht zurück an der Kirche. Der Überwachungscop, ein Mitglied des Fahndungsdezernats, gab ihm ein Funkgerät und ein Nachtsichtfernglas. »Mir hängt diese langweilige Scheiße langsam zum Hals raus«, sagte der Cop.
    »Vielleicht tut sich ja bald was«, tröstete Lucas ihn. »Wie stellen Sie sich meinen Einsatz vor?«
    »Sehen Sie die Häuser mit den Gärten da oben auf dem Hügel? Von dort aus haben Sie ungehinderte Sicht auf den Parkplatz. Wenn Sie einen der Hausbesitzer überreden können, Sie reinzulassen …«
    »Wie erkenne ich, welches Olsons Wagen ist?«
    »Sagen Sie uns über Funk, wenn Sie in Stellung gegangen sind, und sobald Olson angekommen und in die Kirche gegangen ist, gehe ich rüber zu seinem Wagen und geb Ihnen ein Zeichen mit der Taschenlampe. Einer von uns behält Olson in der Kirche im Auge. Am meisten Sorge macht uns, dass Olson sich unbemerkt rausschleichen und losfahren könnte. Oder dass er einen zweiten Wagen, den er sich von seinen Kumpels aus Burnt River ausgeliehen hat, vorher hier abgestellt hat.«
    »Okay. Ich mache mich auf den Weg.«
     
     
    Lucas fand ein Haus, in dem Licht brannte, zeigte dem Besitzer seinen Ausweis und bekam die Erlaubnis, sich auf der hinteren

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