Nachtblind
Kollegen von St. Paul darüber informieren, was wir da in Gang gesetzt haben, und sie dazu bringen, Spooners Papiere und seine Computer zu beschlagnahmen. Sie müssen auch gleich morgen früh ein paar Leute darauf ansetzen, alle Banken im Umkreis von zwei Fahrstunden nach Schließfächern von Spooner zu befragen und diese versiegeln lassen. Und wir müssen uns einen Durchsuchungsbefehl für das Haus beschaffen und alle Schließfachschlüssel beschlagnahmen.«
»Mein Gott, Lucas, es wird noch so aussehen, als ob wir seinen Tod verschuldet hätten, und dann schikanieren wir auch noch seine Frau«, sagte Lester.
»Ob wir seine Frau schikanieren oder nicht – es macht keinen großen Unterschied, wenn man uns die Schuld an Spooners Tod gibt«, sagte Lucas. »Aber wenn wir nachweisen können, dass Spooner Dreck am Stecken hat, kommen wir vielleicht sogar ungeschoren aus der ganzen Sache raus. Wir müssen alles daransetzen, Beweise für seine Schuld in die Hand zu kriegen.«
»O Mann …« Lester war ziemlich mitgenommen. Er sah immer wieder zu der Leiche hinüber, die man inzwischen mit einer Plane zugedeckt hatte.
»Hören Sie, es geht doch nicht um Sie«, sagte Lucas. »Es geht um mich. Ich bin derjenige, der Olson den Spooner-Tipp gegeben hat. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Olson hat den Tipp an den Killer weitergegeben – vielleicht den Killer auf Spooner angesetzt –, oder jemand ganz anderes hat das getan. Aber niemand außer Olson und uns beiden wusste von Spooner, also muss es Olson gewesen sein – oder zumindest muss er dahinter stecken.«
»Und was machen wir jetzt?«
»Ich rede mit Rose Marie. Sie halten sich ganz aus der Sache raus. Ich werde nicht erwähnen, dass Sie Bescheid wussten. Ich werde ihr nur sagen, dass ich Sie gebeten habe, ein paar Leute auf Spooner anzusetzen. Und das entspricht ja auch der Wahrheit.«
»Bis auf die Tatsache, dass ich mit allem einverstanden war«, sagte Lester.
»Quatsch. Ich habe Sie vorher nicht gefragt, als ich Olson den Tipp gab. Was sollten Sie danach denn tun? Olson befehlen, den Namen Spooner zu vergessen? Und Sie haben einfach nur mitgeholfen, Rose Marie in Schutz zu nehmen.«
»O Mann …«
»Machen Sie sich keine weiteren quälenden Gedanken«, sagte Lucas. Dann rief er Del über das Handy an und berichtete ihm, was vorgefallen war. »Ich werde mir Olson greifen. Willst du dabei sein?«
»Ja. Hol mich ab. Wo ist Olson jetzt?«
»Noch in der Kirche. Unsere Jungs dort werden mich anrufen, sobald er zu seinem Motel aufbricht. Wir sollten allein mit ihm sprechen.«
Ein Cop rief von der anderen Straßenseite, aus dem Garten des Hauses gegenüber dem von Spooner, etwas zu ihnen herüber, und zwei St.-Paul-Detectives trabten zu ihm hin. »Die sind auf irgendwas gestoßen«, sagte Lester.
Lucas nahm über das Funkgerät Verbindung zu den Cops auf, die Olson beobachteten. »Sagen Sie mir sofort Bescheid, wenn er sich auf den Weg zu seinem Motel macht.«
»Okay, Chief.«
Lucas griff wieder zum Handy, rief die Cops an, die Jael bewachten: »Es könnte sein, dass bei Ihnen unfreundlicher Besuch auftaucht. Halten Sie Jael von den Fenstern und Türen fern. Und wenn sich tatsächlich jemand anschleichen sollte – kein langes Zögern bei der Feuereröffnung.«
Lester und Lucas gingen über die Straße. Einer der Detectives sagte: »Wir haben eine Hülse gefunden.«
»Welcher Art?«
Der Streifenpolizist, der die Hülse gefunden hatte, antwortete: »Eine Gewehrhülse. Vierundvierziger Magnum.«
»Verdammt«, sagte Lucas. »Der Mistkerl hat ein Gewehr benutzt … Bestimmt einen von diesen Ruger-Karabinern. Die Hülse ist automatisch ausgeworfen worden, und der Schütze hat sie nicht gleich finden können.«
»Was sagt uns das?«, fragte Lester.
»Wenn ich das wüsste …«
Lucas rief Rose Marie an. »Ich habe ein Problem. Ich muss mit Ihnen sprechen.«
»Was ist passiert?«
»Ich bin gleich bei Ihnen«, sagte Lucas.
Rose Marie wohnte in einer gepflegten Gegend im Süden von Minneapolis, rund fünfzehn Minuten Fahrzeit von Spooners Haus entfernt. Lucas dachte während der Fahrt nicht darüber nach, wie er ihr die Sache beibringen sollte, aber es war klar, dass er Lester und die anderen Cops, die ja nur Weisungen ausgeführt hatten, nicht mit hineinziehen würde. Als Lucas vor dem Haus eintraf, kam Rose Maries Mann gerade mit dem Cockerspaniel der Familie aus der Tür. »Wenn’s nur nicht wieder einen Mord gegeben hat«, meinte er
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