Nachtblind
auf Empfang bist.«
»Okay. Ich schalte das verdammte Ding sofort wieder ab.«
»Nein – mach das um Himmels willen nicht. Hör zu, ich will heute Nachmittag mit meiner Frau ausgehen. Eine Tante von ihr besuchen und einen Teppich kaufen.«
»Ihr seid Teppichfans?«
»Ja. Der im Wohnzimmer ist schon ziemlich abgewetzt …«
»Okay. Bis später irgendwann.«
In seinem Büro beschäftigte er sich wieder einmal mit den Akten zu dem Fall; er fand nichts Neues, sah sich aber in seinem Verdacht gegen Spooner bestätigt. Dann rief Lester an und berichtete, dass der schwule Freund von John Dukeljin, der Spooner als Partygast identifiziert hatte, sich zwar an einen Mann mit Umhängetasche erinnern konnte, aber nicht in der Lage gewesen war, Spooner aus dem Fotoset herauszufinden.
»Also ein Unentschieden«, stellte Lucas fest. »Haben Sie sonst noch jemanden gefunden?«
»Zwei weitere Leute meinen, Spooner bei der Party gesehen zu haben. Aber der Kerl benahm sich absolut unauffällig, und das Licht im Haus war schwach – man hatte zum Tanzen diese Flackerlichter eingeschaltet. Mehr ist bisher nicht bei der Befragung rausgekommen …«
Rose Marie rief an. »Ich habe da ein Rätsel für Sie. Warum ruft der Chef der Verkehrspolizei bei mir zu Hause an und sagt: ›Übermitteln Sie diesem verdammten Davenport, er soll das in Zukunft lassen?‹«
Lucas tat so, als müsse er einen Moment nachdenken. »Das muss was Politisches sein«, sagte er dann. »Er ist Republikaner…«
»Dachte ich mir doch, dass es darum geht«, sagte sie.
»Kommt Olson heute Nachmittag wieder zu Ihnen?«, fragte er.
»Nein. Ich habe ihm gesagt, wir würden uns melden, wenn sich wichtige Entwicklungen ergäben.«
»Okay: Ich verschwinde jetzt von hier.«
»Bis Montag … Und, Lucas – lassen Sie’s sein, was auch immer es ist.«
Er rief bei Catrin zu Hause an, darauf eingestellt, sofort wieder aufzulegen, wenn sich eine Männerstimme melden würde. »Was machst du gerade?«, fragte er, als er ihre Stimme hörte.
Sie brauchte nicht zu fragen, wer am Apparat ist – ein gutes Zeichen. »Nun ja – ich ziehe aus.«
»Wann?«
»Heute noch«, antwortete sie. »Ich übernachte bei Freunden. Jack scheint das alles recht amüsant zu finden. Anscheinend meint er, ich würde im Klimakterium stecken oder so was. Es macht mich echt wütend.«
»Wenn du mit mir reden und was essen willst, könnten wir uns auf halbem Weg treffen.«
»Mein Gott, Lucas, morgen vielleicht. Aber heute bin ich nicht in der Stimmung dazu. Verstehst du, ich habe gerade die Fotos von der Kommunion meiner Tochter eingepackt …«
»Okay, okay. Ich verstehe. Hast du meine Handynummer?«
»Ja, aber du hast das Ding ja nie eingeschaltet.«
»Derzeit ist es ständig auf Empfang – zumindest für die Dauer des Alie’e-Falles.«
»Gut, ich rufe dich an.«
Da hatte er nun verruchte Absichten mit drei Frauen zur gleichen Zeit und quälte sich mit Gedanken herum, wie er sich aus dieser Situation heraus jonglieren könnte … und keine der Frauen wollte sich mit ihm treffen. »Sie würden dich zu Saks schicken«, sagte er laut zu den Bürowänden.
Und er ging zu Saks. Was ihn teuer zu stehen kam.
»Lucas, wie geht es Ihnen?«, begrüßte ihn der Chef der Maßschneiderei freudig. »Wir haben da was ganz Besonderes für Sie. Ich habe es eigens für Sie reserviert. Zwei neue Stoffe aus Italien – man glaubt nicht, dass es Wolle ist …«
Lucas schlug zwei Stunden bei Saks tot und stellte schließlich einen Scheck über dreitausend Dollar aus. Mitten in der Anprobe rief einer der Cops an, die sich an Olsons Fersen geheftet hatten.
»Wir kennen jetzt seinen Plan«, sagte der Cop.
»Oh, sehr interessant …«
»Wir sind Olson gerade zurück zu seinem Motel gefolgt. Er predigt heute Abend drüben in West St. Paul. Wissen Sie, wo der Southview Country Club liegt?«
»Ja.«
»Olson wird in einer Kirche ganz in der Nähe dort auftreten. Er unterbrach die Runden, die er durch die Stadt drehte, und fuhr zum Parkplatz dieser Kirche, als ob er ihre Lage erkunden wollte. Dann kurvte er wieder rum, fuhr schließlich zum Motel. Und wir haben uns überlegt, ob er da nicht irgendeinen Zeitplan ausgekocht hat.«
»Aha …«
»Ja. Normalerweise bringt man West St. Paul und Spooners Haus in Highland Park nicht miteinander in Verbindung, aber wenn man sich den Stadtplan ansieht, erkennt man, dass die Entfernung nicht groß ist – höchstens sechs Meilen, und fast
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