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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Stimme erkannte er nicht. »Ja?«
    »Hier ist Rose Marie.«
    »Jesus, ich dachte schon, ein verdammter Irrer würde …«
    Sie unterbrach ihn. »Hören Sie zu, es ist schrecklich – man hat auf Sherrill geschossen.«
    Lucas zuckte zusammen. »Was? Was?«
    Del erstarrte, sah ihn an.
    »Jemand hat auf Sherrill geschossen. Man bringt sie gerade ins Hennepin-Krankenhaus.«
    »Um Gottes willen! Wie schlimm ist es?«
    »Es ist schlimm. Echt schlimm.«
    »Ich fahre hin.«
    Er knallte das Telefon auf den Hörer und rannte los, und Del schrie hinter ihm her: »Was ist los?«
    »Man hat auf Sherrill geschossen«, schrie Lucas zurück. »Du bleibst hier und übernimmst das.«
    »Ich scheiß drauf, Larry kann das machen.« Sie liefen durchs Wohnzimmer, und Lucas rief Cohen, der mit der Blonden sprach, zu: »Larry, du musst die Leitung hier übernehmen, man hat auf Sherrill geschossen. Wir fahren zum Krankenhaus, du weißt ja, was zu tun ist …«
    Draußen stießen sie auf den Marathon-Deputy Er war nass bis zur Hüfte und zog einen kleinen schlanken Mann mit Dandy-Haarschnitt und verkniffenem Mund über den Rasen hinter sich her. Der Dandy trug Handschellen und war nass von Kopf bis Fuß. Der Deputy sagte: »Der Kerl ist in den verdammten See gesprungen.«
    Aber Lucas und Del rannten an ihm vorbei, sprangen in Lucas’ Porsche und rasten los, durch die stillen Straßen von North Oaks, an einem Fußballfeld vorbei nach Süden, in Richtung Minneapolis.

15
     
     
     
    Lucas raste links und rechts an anderen Wagen vorbei, und Del gab ihm gelegentlich Hinweise auf Lücken im Verkehr: »Häng dich links hinter den roten Wagen … Jetzt links vorbei, los, los, gib Gas!« Die Abfahrt hinunter, um die Kurve auf die Interstate 35W zwischen einem alten Bronco und einem starrköpfig die linke Fahrspur blockierenden Chevy-Pickup hindurch.
    Auf halbem Weg zum Stadtzentrum sagte Lucas: »Das haben wir schon mal erlebt.«
    »Diese verdammte Sherrill, sie muss aber auch immer ihren Arsch in Gefahr bringen«, sagte Del. »Beim letzten Mal ist sie fast verblutet.«
    »Rose Marie hat gesagt, es ist schlimm«, stöhnte Lucas. »Sie sagte, es sei echt schlimm …«
     
     
    Eine bleiche, blutbespritzte Jael Corbeau stand zusammen mit zwei uniformierten Cops im Flur dicht hinter dem Eingang zur Notaufnahme, als Lucas und Del hereingeplatzt kamen. »Wo ist sie?«, fragte Lucas.
    »Sie wird operiert«, antwortete Jael und trat auf ihn zu. »Sie haben sie gerade in den OP gebracht.«
    Lucas eilte durch den Flur zu den Operationssälen, stieß dort auf Rose Marie und Lester. Lester hielt ihn am Arm fest: »Langsam, langsam!« Rose Marie sagte: »Sie können da nicht rein, Lucas«, und Lester fügte hinzu: »Sie ist bereits unter Narkose, Mann.«
    Lucas blieb stehen, und Del, dicht hinter ihm, fragte: »Wie schlimm ist es?« Und Lucas fragte: »Wird sie es schaffen?«
    »Sie ist von zwei Geschossen getroffen worden«, sagte Lester. »Eines in den linken Arm, ein anderes in die linke Brustseite. Hat die Lunge durchschlagen. Wenn sie sich nicht auf die linke Seite gerollt hätte, wäre sie wahrscheinlich jetzt tot … Sie sagen, sie wäre an den Blutungen in der Lunge erstickt, wenn sie nicht auf der Seite gelegen hätte.«
    »Wird sie es schaffen?«, fragte Lucas noch einmal.
    »Sie ist schwer verletzt«, sagte Lester, »aber sie ist noch am Leben. Und wenn man es erst einmal bis hierher lebend geschafft hat …«
    »O Gott«, sagte Lucas. Er ließ sich gegen die Wand sinken und schloss die Augen. Dann fiel ihm Jael ein. Er stieß sich von der Wand ab und ging zurück zum Eingang. Jael war noch dort.
    »Was ist passiert?«, fragte Lucas.
    Die Worte kamen wie eine Sturzflut aus ihrem Mund: »Wir kamen aus dem Haus, wollten in die Stadt fahren, da kommt dieser Wagen die Straße runter, das Fenster auf der Beifahrerseite ist offen, und Marcy ruft mir was zu und zieht ihre Waffe, und der Mann in dem Wagen fängt an, auf uns zu schießen. Marcy drückt mich auf den Boden, fällt dann hin, und der Wagen fährt weiter, und als ich Marcy ansehe, ist überall Blut auf ihrem Körper, und ich renne ins Haus und rufe den Notarzt, und als ich wieder draußen bin, versuche ich, das Blut zu stoppen … Und als der Krankenwagen kam, bin ich mit hierher gefahren …«
    »Sie hat zwei Kugeln abbekommen«, sagte einer der beiden Cops.
    Jael nickte, trat auf Lucas zu, krallte die Finger beider Hände in sein Hemd. »Sie hat geflüstert – und es war alles, was sie noch

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