Nachtblind
nebenbei: »Nehmen Sie noch Drogen?«
»Oh, nur manchmal. Und nur in kleinen Mengen.«
»Das wird Sie umbringen, Jael.« Er mochte ihren Namen; er rollte einem leicht von der Zunge. »Sie müssen damit aufhören.«
»Ich brauche es manchmal zur Entspannung«, sagte Jael.
»Rauchen Sie ein bisschen Gras. Aber lassen Sie die Finger vom Heroin.«
»Das ist nicht dasselbe«, sagte sie. Aber sie lächelte amüsiert. »Ich hätte das auf Band nehmen sollen: Ein Cop empfiehlt mir, Marihuana zu rauchen …«
»Dieses Zeug wird Sie auch umbringen«, sagte Lucas. »Aber erst nach dem achtzigsten Lebensjahr.«
Sie setzten sich auf die kleine Veranda vor dem Haus, und Lucas versuchte, die Unterhaltung auf die Party zurückzubringen, um vielleicht doch noch einen weiteren Namen zu erfahren oder einen neuen Hinweis zu bekommen. »Hören Sie, ich werde Ihnen keine weiteren Namen nennen«, sagte sie. »Ich weiß auch keinen mehr, der Ihnen wirklich weiterhelfen würde.«
Ein Wagen hielt am Bordstein, und Sherrill stieg aus. »Marcy mag Sie sehr«, sagte Jael. Lucas spürte, dass sie ihn aufmerksam ansah.
»Ich mag sie auch sehr«, sagte er. Er sah Sherrill entgegen. »Marcy und ich haben ein Stück gemeinsamer Vergangenheit. Aber das ist längst vorbei. Wir waren irgendwie nicht gut füreinander.«
»Sie redet ziemlich hart daher«, sagte Jael.
»Sie ist überhaupt ein harter Typ.«
»So hart wie Sie?«
Sherrill kam auf sie zu. Lucas sagte: »Vielleicht.«
Sherrill fragte: »Wie geht’s euch beiden?«
Ihr Blick ging von Lucas zu Jael, und Jael stand auf und sagte: »Gut. Ich rufe jetzt dann mal meinen Anwalt an.«
»Was, hat dieser Typ hier Sie etwa sexuell belästigt?«
»So eng sind wir noch nicht befreundet«, grinste Jael.
Sie ging ins Haus, und als sie außer Hörweite war, fragte Sherrill: »Was hat sich ergeben?«
»Sie sagt, Sandy Lansing sei die Dealerin gewesen. Lansing habe einem jeden Stoff besorgen können, den man haben wollte – anders als eine Hausfrau mit einer Nachbarschafts-Connection.«
»Meinst du, jemand könnte Lansing wegen einer Drogensache ermordet haben?«
»Hmm … Ich weiß es nicht. Aber ich bin ziemlich sicher, dass es irgendeinen Zusammenhang mit Dope gibt. Jemand schuldete ihr viel Geld und sieht im Mord eine Lösung seines Problems; oder sie erpresst einen ihrer Klienten, und der hat was dagegen. Wer weiß, vielleicht gab es unter den Partygästen auch einen Dealer-Konkurrenten.«
»Klingt gut«, sagte Sherrill. »Aber man darf natürlich Alie’e nicht aus den Augen verlieren. Wenn Lansing getötet wurde, weil sie irgendwas im Zusammenhang mit Alie’e gesehen oder gewusst hat, könnte sich da was ganz anderes abgespielt haben, etwas, das wir noch nicht erkennen können.«
»Ich weiß. Und das beunruhigt mich. Aber ich sehe noch keinen Zusammenhang zwischen den Morden an Sandy Lansing und an Amnon Plain. Der Mord an Plain muss mit dem an Alie’e im Zusammenhang stehen, oder wir fahren auf einem ganz falschen Gleis.«
»Vielleicht war es Tom Olson … Er könnte doch einen Rachefeldzug gestartet haben für das, was man seiner Schwester angetan hat, oder? Sich die Sünder greifen, die Alie’e auf den Pfad des Bösen geführt haben.«
»Klingt nach Fernsehkrimi.«
»Alles in diesem Fall klingt nach Fernsehshow«, sagte Sherrill.
»Meinst du, wir sollten ihn unter Beobachtung nehmen? Olson?«
»Wir sollten uns das zumindest überlegen. Fünfzehn Leute aus dem Department arbeiten an diesem Fall, und die meisten von ihnen stehen rum und erzählen sich schmutzige Witze.«
»Ich werde mit Lester sprechen«, sagte Lucas. Er sah zur Haustür hinüber. »Bringst du nachher Jael zur Vernehmung?«
»Ja. Aber um fünf mache ich Schluss. Tom Black übernimmt dann.«
»Okay Pass gut auf sie auf.«
»Eine interessante Frau, nicht wahr?«
Lucas lehnte sich zu ihr vor, senkte die Stimme. »Weißt du, was ich gern erleben würde? Drei von dieser Sorte auf einem großen Bett, verstehst du … Drei echt scharfe blonde Lesbierinnen um mich versammelt, und mittendrin ragt das große Davenport-Prachtstück auf, und die Lesben …«
Sie legte die Hand auf seine Brust und schob ihn zurück. »Schrecklich traurig, diese erotischen Fantasien bei alternden Männern. Drei Blondinen, tolle Appetithappen, mit Lucas im Bett, und nur dieser eine Winzling …«
Sie lachten noch, als Jael wieder herauskam. »Der Anwalt hat erst um drei Uhr Zeit. Wir sollen ihn in seinem Büro
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