Nachtblind
Manager.«
»Polizei?«
»Ja.«
Der Mann lehnte sich zurück. Er war etwa in Deals Alter, hatte wie dieser Übergewicht, eine Stirnglatze und drahtige schwarze Haare an den Handgelenken. Er verschränkte die Hände im Nacken und sagte: »Ich weiß nicht genau, was er so getrieben hat, aber es schien irgendwie zwielichtig zu sein. Er war scharf auf Geschäfte, mit denen man schnell reich werden konnte.«
»Kennen Sie jemanden, mit dem er diese Geschäfte gemacht hat?«, fragte Lucas.
»Nein, Namen sind hier nie gefallen. Er war nicht besonders vertrauensselig.«
»Aber er war ja kein schlechter Kerl, oder?«
»Hey, einige der besten Kerle, die ich kenne, verkaufen Gebrauchtwagen. Und sie alle haben Nebengeschäfte laufen, die nicht ganz astrein sind. Ich mag sie, aber ich würde ihnen niemals Geld anvertrauen.«
Die Tür wurde geöffnet, und ein großer Mann in einem dunkelblauen Anzug kam herein, gefolgt von India. Er hatte eine lange spitze Nase, dicht beieinander liegende wässrig grüne Augen und schwarze – zu schwarze – Haare. Er erinnerte ein wenig an Prinz Philip, und er schien sich dieser Ähnlichkeit bewusst zu sein, denn er hatte ein rotes Seidentaschentuch in der Brusttasche seines Jacketts drapiert. Er sah Lucas von oben bis unten an, und noch ehe er den Mund aufmachte, wusste Lucas, dass er diesen Mann nicht mochte.
»Sie sind von der Polizei?« Als ob er Zweifel daran hätte … »Können Sie sich ausweisen?« Er hatte eine wohlklingende Baritonstimme mit dem Hauch eines englischen Akzents.
»Ja, aber normalerweise zückt man das alte Ding nicht, wenn man sich in einem so hochklassigen Schuppen wie dem hier befindet«, sagte Lucas und sah zu der Vertäfelung an der Decke hoch, als ob sie sich jeden Moment feindselig auf ihn herabstürzen könnte. India sah ihn von der Seite an, und ihre Mundwinkel zuckten. Lucas klappte seine Dienstmarke auf, hielt sie dem Manager vor die Augen und sagte: »Ich kann Ihnen auch mit ein paar Papieren kommen, wenn Sie das wollen. Ansonsten schaue ich mir nur mal kurz Derricks Schreibtisch an.«
»Nun, ich denke, wir können auf einen Durchsuchungsbefehl verzichten. Wir sind doch selbstverständlich bestrebt, an der Aufklärung dessen, was mit Derrick geschehen ist, mitzuwirken.« Der Manager hob den Kopf, um besser an seiner langen Nase vorbeisehen zu können. »Er hatte stets gute Arbeit geleistet.«
Lucas hob die Schultern. »Vielleicht war es ja ein Unfall.«
Der Manager hob eine Augenbraue – tatsächlich nur eine. »Wie wir gehört haben, wurde seine Leiche im Kofferraum eines Wagens gefunden, und sein Gesicht war zerschmettert.«
Lucas nickte einsichtig. »Sie haben irgendwie Recht. Wahrscheinlich war es kein Unfall. Ich bin meinerseits auch nie davon ausgegangen.« Er hatte genug von dem gestelzten Geplapper. »Ich sehe mir das jetzt mal an, okay?«
»Ich möchte gern, dass unsere Angestellte dabei anwesend ist.« Prinz Philip nickte zu India hinüber.
»Natürlich … Kein Problem.«
Als er gegangen war, kicherte India und fragte: »Wo haben Sie sich diesen Akzent angeeignet?«
»Wo hat er seinen denn her?«, fragte Lucas. Sie gingen zu Deals Kabine.
»Vom selben Ort wie Cary Grant.«
»Tatsächlich? Cary Grant?«
»Sie wurden beide in Bristol geboren. In England.«
»Na so was …« Er sah eine altmodische Rolodex-Adressenkartei aus Plastik auf Deals Schreibtisch stehen. »Und das hier …« Er tippte auf die Kartei. »Das hier ist das, was ich gesucht habe.«
Nachdem er sich durch zwei Drittel des Verzeichnisses gear beitet hatte, stieß er auf einen Namen, der auch auf der Partyliste stand: Terrance Bloom. Er überprüfte die Übereinstimmung noch einmal, fand sie bestätigt und rief Lester im Morddezernat an.
»Ich gehe gerade Derrick Deals Rolodex durch und stoße auf den Namen Terrance Bloom. Er steht auch auf der Partyliste.«
»Geben Sie mir die Adresse und die Telefonnummer«, bat Lester erfreut.
Lucas las ihm beides aus der Kartei vor, und Lester, eifrig auf die Tasten seines Computer-Keyboards einhämmernd, sagte: »Einen Moment, ich hab’s gleich auf dem Screen …« Dann: »So, da ist es …«
»Wir müssen uns den Kerl greifen«, sagte Lucas. »Er könnte uns weiterbringen.«
»Moment, Moment …« Lucas wartete, hörte wieder das Klacken der Computertasten am anderen Ende, dann meldete sich Lester: »Er steht nicht auf Lansings Telefonliste.«
»Scheiße.«
»Na ja, das könnte Absicht sein, wenn er ihr Lieferant
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