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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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fragte er.
    »Ja, er muss jeden Moment eintreffen. Warst du noch mal im Krankenhaus?«
    »Ja. Sie sieht beschissen aus, Del. Ihre Haut ist so weiß wie Schnee.«
    »Sie wird durchkommen«, sagte Del.
    »Sie hat unzählige Bluttransfusionen bekommen. Das Blut lief so schnell aus ihr raus, dass sie kaum mit der Zufuhr nachkamen.«
    »Aber man hat die Blutung ja stillen können, nicht wahr? Das ist bei solchen Verletzungen am wichtigsten. Die Blutung stillen.«
    »Ja.« Lucas wurde plötzlich von Müdigkeit überfallen. Er hatte seit dem Aufbruch von seiner Ferienhütte vor drei Tagen nur wenig geschlafen, und jetzt holte ihn die Müdigkeit ein. Und er fühlte sich irgendwie verdreckt, im wahrsten Sinn dieses Wortes, brauchte eine Dusche, und zwar sofort … Er trank einen Schluck Kaffee. Der entsprach seinem Ruf – gerade noch trinkbar. »Irgendwie macht die Sache keinen Spaß
mehr …«
    »Hat sie jemals Spaß gemacht?«
    »Natürlich«, sagte Lucas. »Als wir nur die Morde an Alie’e und Lansing hatten – als sich die gottverdammten Medien darauf stürzten und dieses Mordstamtam abzogen –, das war doch echt lustig.«
    »Ich würde da ein anderes Wort verwenden.«
    »Scheiß drauf – es war lustig. Es hat dir selbst doch auch Spaß gemacht, Del. Mir auf jeden Fall. Und Rose Marie und dem Bürgermeister auch. Bis Marcy so schwer verletzt wurde.«
    »Naja …«
    Sie redeten über das Thema »Spaß an der Arbeit« weiter, bis Loring hereinkam. Er war ein sehr großer Mann; der Schöpfer aller Dinge hatte ihm eckige Zähne und einen angeborenen bösartigen Gesichtsausdruck mit auf den Lebensweg gegeben.
     
     
    Er trug einen schwarzen Regenmantel über Jeans, an den Füßen braune Mokassins. Er ließ sich vom Kellner die Kaffeekanne und eine Tasse geben, setzte sich neben Del, goss sich Kaffee ein und verrührte ihn mit mindestens einem Viertelpfund Zucker.
    »Also, Pat Kelly …«, sagte Lucas.
    »Er hat diese Garage mit drei Stellplätzen und der Wohnung im Obergeschoss«, sagte Loring. »Er organisiert dort ein oder zwei Spielchen im Monat. Muss für so was gut geeignet sein.«
    »Warst du noch nicht drin?«, fragte Lucas.
    »Nein, aber ich habe viel darüber gehört. Es gibt eine Hintertür, dann eine Treppe nach oben, am Ende wieder eine Tür. Im Obergeschoss gibt’s eine Toilette, einen Kühlschrank und einen Automaten mit kalten Getränken einschließlich Bier. Großer Spieltisch. Kelly macht den Kartengeber.«
    »Sicherheitsposten?«
    »Manchmal, wie’s aussieht«, antwortete Loring. »Mein Tippgeber sagt, er hätte keine gesehen. Aber da ging es nur um kleine Summen, zwei- oder dreitausend als Spielgeld pro Person. Wenn Dels Informationen stimmen, geht es diesmal um bedeutend mehr – bei sieben Spielern liegen dort hundertfünfundsiebzigtausend Dollar auf dem Tisch. Könnte also sein, dass Kelly diesmal Sicherheitsposten aufgestellt hat.«
    »Ich möchte es nicht gerne mit irgendeinem Arschloch mit einer Maschinenpistole zu tun kriegen«, sagte Del. Er gähnte und goss sich den Rest des Kaffees ein.
    »Für so was ist Kelly viel zu clever«, sagte Loring. »Seine Posten sind mit intelligenter moderner Technik ausgestattet.«
    »Könnte ja trotzdem sein, dass da irgendwelche gottverdammten runtergekommenen Arschficker mit Baseballmützen und Schusswaffen rumlungern«, insistierte Del.
    »Für diesen Fall nehmen wir ja Loring mit«, schaltete sich Lucas ein. »Wir können hinter ihm in Deckung gehen.«
    »Ich dachte, es würde euch um meine Gehirnkapazität gehen, aber immer geht’s nur um meinen Körper«, klagte Loring.
     
     
    Pat Kellys Haus lag an einer schmalen, von Bäumen gesäumten Straße, in der selbst der billigste Schuppen noch eine halbe Million Dollar kostete. Es war mit Zedernschindeln gedeckt, die im Lauf der Jahre eine dunkle Färbung angenommen hatten. Das gelbliche Licht einer Stehlampe mit weißem Schirm und Fransen schimmerte durch die Stores des zur Straße gelegenen Zimmers. Eine zweispurige Zufahrt führte bis hinter das Haus, wo eine klotzige Garage stand. Sie war im selben Stil wie das Haus errichtet, die Schindeln waren jedoch heller, rötlicher. Neu. Das einzige Licht in der Nähe der Garage schien von der hinteren Veranda zu stammen – ein Licht von der Art, das Insekten fern halten soll.
    Sie stellten die Wagen ein Stück vom Haus entfernt am Straßenrand ab, stiegen aus und gingen zur Zufahrt. »Kein Licht in der Garage«, sagte Lucas.
    »Das liegt an der Bauweise«,

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