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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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eigenes Handy zusätzlich ans Ohr, und der Cop auf dem Parkplatz sagte: »Okay, wir legen los.«
    Lucas sagte: »Ziehen Sie Handschuhe an, wenn Sie die Schlüssel hochnehmen, nur für alle Fälle.« Der Maplewood-Chief sagte in sein anderes Ohr: »Ganz ruhig bleiben«, und Lucas sagte: »Ja, und vielen Dank«, gab dann Lester dessen Handy zurück, während der Cop sagte: »Wir brauchen die Wagenschlüssel nicht. Der Kofferraumdeckel ist leicht mit einem Stemmeisen aufzubrechen.«
    Lucas hörte ein metallisches Knirschen, dann das leise Quietschen eines Scharniers, und der Cop sagte: »Geschafft, der Deckel geht auf.« Und eine Sekunde später: »Oh, verdammte Scheiße!«
    Lester, der Lucas’ Gesicht beobachtet hatte, fragte aufgeregt: »Was ist los?«, und Franklin und Rose Marie erkannten die Anspannung im Ton der Frage, stellten ihre Unterhaltung ein und sahen ebenfalls Lucas an. Dann sprach der Maplewood-Cop weiter: »Ich will nur hoffen, dass der Mann da kein Freund von Ihnen ist.«
    »O Mann«, sagte Lucas und sprang auf. »Was ist mit ihm passiert?«
    »Sieht aus, als ob ihm jemand mit einer Schaufel auf den Kopf geschlagen hätte. Er ist mausetot.«
    »Kleiner Mann? Ungefähr sechzig? Für sein Alter lange Haare?«
    »Ja. Das ist er. Was steckt dahinter?«
    Lucas sah Rose Marie an und sagte: »Noch eine Leiche. Hat meiner Meinung nach nichts mit Alie’e zu tun. Sondern mit Sandy Lansing.«
    »Hängt das mit der Maison-Sache zusammen?«, fragte der Cop in Lucas’ Ohr.
    »Wie passt Alie’es Familie dann aber da rein?«, fragte Rose Marie.
    »Vielleicht ist Tom Olson tatsächlich auf einem Rachefeldzug – aber die ersten Morde, mit denen alles anfing, hängen mit Lansing zusammen.«
    »Mit wem reden Sie da?«, fragte der Cop.
    Zu Rose Marie sagte Lucas: »Einen Moment«, und ins Telefon: »Ich bin in ein paar Minuten bei Ihnen. Wo genau ist dieser Parkplatz?« Er prägte sich die Lage ein und brach das Gespräch ab.
    »Können wir diese Sache mit Derrick Deal den Medien gegenüber zunächst noch verheimlichen?«, fragte Lester.
    »Das glaube ich nicht. Die Maplewood-Cops wissen, dass es einen Zusammenhang mit dem Mord an Alie’e gibt, und es wird sich ganz bestimmt rumsprechen.«
    »Jetzt haben wir als Bilanz des Tages vier Morde und einen Mordanschlag auf eine Polizistin.« Rose Marie sah Lester und Franklin an, dann Lucas. »Wie zum Teufel sollen wir damit fertig werden …?«
    Lucas ging, fand Jael zusammengekauert auf einem Stuhl vor dem Stationszimmer sitzen. Franklin bezog vor dem Ausgang der Station Stellung. Jael sah Lucas kommen, stand auf, und Lucas sagte: »Wie geht es …« Weiter kam er nicht. Jael legte beide Arme um seinen Hals und drückte den Kopf gegen seine Brust, klammerte sich fest an ihn.
    »Ich … ich bin kurz vor einem Zusammenbruch«, schluchzte sie nach einigen Minuten. »Ich halte das alles nicht mehr aus.«

17
     
     
     
    Derrick Deal war definitiv ins Totenreich hinübergewechselt; der Maplewood-Cop lag nicht falsch mit seiner Aussage, es sehe aus, als sei er mit einer Schaufel erschlagen worden. Der Cop richtete den Strahl seiner Taschenlampe auf Deals Gesicht. Die linke Seite der Stirn und die linke Augenhöhle waren zermalmt, und eine weitere Schlagspur führte von den Augenbrauen über die rechte Gesichtshälfte. Die rechte Augenbraue sah aus wie ein zerquetschter Tausendfüßler, die linke war überhaupt nicht mehr zu erkennen.
    »War aber keine Schaufel«, sagte Lucas, den Blick auf die Leiche gerichtet. »Sieht aus, als ob er mit einem Stuhl erschlagen worden sei.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Ich bin mal zu einem Mord gerufen worden, bei dem der Mann seine Frau mit einem Küchenstuhl niedergeschlagen hatte. Er sagte, er hätte gedacht, der Stuhl würde zersplittern, wie das in den Filmen immer zu sehen ist. Er hätte aber genauso gut ein Bleirohr nehmen können. Das Gesicht der Frau sah aus wie das da.« Er zeigte auf die Schlagspur, die sich über Deals rechte Gesichtshälfte zog. »Ich wette, es war ein alter Holzstuhl. Der Mörder hat ihn an den Seiten der Lehne gefasst und mit dem Sitz nach vorn hochgeschwungen, genau wie in den Filmen, und dann hat er Deal mit der Ecke der Sitzfläche im Gesicht getroffen. Eines der Stuhlbeine hat die Augenbraue zerschmettert. Die Aufprallspur des anderen Stuhlbeins werden wir am Hals oder auf der Brust finden.«
    »Ich werde das dem Leichenbeschauer sagen«, meinte der Cop. »Ein Mord mit ’nem Stuhl ist mir bisher noch nicht

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