Nachtblind
untergekommen.«
Lucas wartete an dem düsteren Ort, bis der Leichenbeschau er und das Team der Spurensicherung eintrafen. Er wies einen Cop der Spurensicherung an, Deals Taschen zu durchsuchen. Sie fanden eine Brieftasche mit acht Dollarscheinen, zwei Dollar und elf Cents an Münzgeld, einen Beleg über die Abhebung von fünfundzwanzig Dollar an einem Bankautomaten und eine kleine schwarze Mappe aus Leder mit fast einem Dutzend Kreditkarten.
»Kein Adressbuch?«, fragte Lucas.
»Nein, ich kann keins finden«, sagte der Cop.
Lucas warf einen letzten nachdenklichen Blick auf das zerschmetterte Gesicht des Toten, stieg dann in seinen Wagen und machte sich auf den Weg zu Deals Haus.
Deal hatte etwas gewusst. Lucas hatte es ihm angesehen, als er mit ihm gesprochen hatte, aber er war nicht dahinter gekommen, welche Lüge Deal ihm aufgetischt hatte. Als Lucas gegangen war, hatte Deal sich vielleicht nach einem kleinen Nebenverdienst umgesehen. Ein paar Bucks für die Wohnungsmiete, oder wofür auch immer. Aber der Killer hatte den Erpressungsversuch offensichtlich nicht besonders nett gefunden, und er hatte nichts zu verlieren …
Endlich zeichnet sich ein Zusammenhang ab, dachte Lucas. Deal hatte gewusst, wer der Killer war, hatte ihn vielleicht sogar persönlich gekannt, zumindest aber gewusst, wie er an ihn rankommen konnte. Sie waren jetzt keine drei Schritte mehr vom Ziel entfernt. Noch ein Schritt, und sie würden den Mörder überführen können …
Die Maplewood-Cops hatten Deals Haus bereits geöffnet. Es bestand aus einer düsteren Ansammlung kleiner Zimmer – ein effizienter, aber lieblos eingerichteter Ort zum Schlafen, Essen und Fernsehen. Er hatte keinen Computer; man fand auch kein Adressbuch und keine Adressenkartei auf dem Schreibtisch. Es musste aber eine geben – es sei denn, der Mörder hatte sie an sich genommen.
Lucas ging mehrmals durch alle Räume, bis er sicher war, dass man nichts Bedeutsames mehr finden würde, fuhr dann zum Brown’s Hotel. Unterwegs rief er wieder einmal im Krankenhaus an. Rose Marie sagte ihm, die Operation sei beendet, aber Sherrill liege noch im OP – man bereite sie für den Aufenthalt in der Intensivstation vor.
»Der Doc meint, sie werde durchkommen«, sagte Rose Marie dann. »Sie werden sie allerdings noch eine Weile im künstlichen Tiefschlaf halten. Sie wollen nicht, dass sie sich von einer der vielen Kanülen losreißt.«
Die Verspannung in Lucas’ Genick löste sich ein wenig. »Sehr gut … Das Herz ist also nicht in Mitleidenschaft gezogen, oder?«
»Nein, der Einschuss war tiefer, als wir bisher wussten. Das Geschoss drang unter ihrer Brust in einem schrägen Winkel ein und an der Seite des Oberkörpers wieder aus. Sie muss sich gerade zur Seite gedreht haben, als der Schuss sie traf.«
»Was ist mit dem Geschoss in dem Geländer? Konnte man es noch nicht identifizieren?«
»Wir haben es gefunden, aber es ist völlig deformiert. Die Waffe, aus der es abgefeuert wurde, werden wir daher nicht identifizieren können. Wir wissen nur, dass es sich um ein Hohlmantelgeschoss aus einer 44er Magnum handelt.«
»Dann ist es eine andere Waffe als die, die in dem Motel in Bloomington benutzt wurde«, stellte Lucas fest. »Und wenn es sich um einen Mord mit anschließendem Selbstmord handeln würde, warum sollte sich Lynn Olson dann die Mühe gegeben haben, die 44er vor uns zu verstecken?«
Im Brown’s Hotel stand die gut aussehende Schwarze wieder hinter dem Empfangspult. Als sie Lucas hereinkommen sah, sagte sie etwas zu ihrer Gehilfin und trat auf ihn zu. Lucas schaute auf ihr Namensschild, erinnerte sich dann: India. »Wir haben von Derricks Tod gehört«, sagte sie. »Hat sein Tod etwas damit zu tun, dass er mit Ihnen gesprochen hat?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Lucas. »Aber ich muss mir seinen Schreibtisch ansehen. Ich kann einen Durchsuchungsbefehl beschaffen, wir können aber auch einfach so einen Blick auf seinen Arbeitsplatz werfen.«
»Darf ich diesmal den Manager fragen?«
»Wenn es sein muss … Aber ich möchte zu Derricks Kabine gehen und dort warten, während Sie mit Ihrem Chef sprechen.«
»Ich gehe und frage ihn«, sagte sie. »Tut mir Leid, aber mein Job …«
»Okay, okay.«
Lucas ging zum Büroraum. Drei Kabinen von Deals Abteil entfernt tippte ein Mann eifrig Zahlen in eine alte mechanische Rechenmaschine. Er sah Lucas an und fragte: »Kann ich Ihnen helfen?«
»Ich warte auf den
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