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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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ist. Er will nicht, dass sie die Nummer irgendwo notiert, und sie hat sie sich eingeprägt.«
    »Ja, aber … Hören Sie, Sie müssen einen guten Mann auf diese Sache ansetzen. Es ist die erste viel versprechende Spur, die wir haben.«
    »Ganz klar … Haben Sie etwas von Marcy gehört? Dass sie in die Intensivstation überführt wird?«
    »Ja, das ist mein derzeitiger Wissensstand.«
    »Meiner auch … Sie wird es schaffen.«
    »Ja, wenn es noch so was wie eine gottverdammte Gerechtigkeit auf dieser Erde gibt … Ich rufe später wieder an.«
    Lucas verbrachte noch weitere fünfzehn Minuten in Indias Gesellschaft, durchforschte Deals Computer, aber Deal benutzte keine E-Mail, und Lucas fand keinerlei Dateien auf der Festplatte. Er konnte das kaum glauben, aber vielleicht hatte Deal nur mit Disketten gearbeitet, die er nicht im Schreibtisch aufbewahrte. Er schaltete den Computer ab, klebte eine handschriftliche Notiz »Nicht benutzen – Stadtpolizei Minneapolis« an den Bildschirm und sagte zu India: »Ich schicke einen Computer-Spezialisten her, der sich dieses Ding mal ansehen wird. Sorgen Sie dafür, dass niemand inzwischen rangeht.«
    »Ich werde es Philip sagen.«
    »Wer ist Philip?«
    »Der Manager.«
    »Ist das wahr? Er heißt tatsächlich Philip?«
     
     
    Del rief an, als Lucas auf dem Rückweg zum Krankenhaus war. »Ich habe das große Spiel geortet. Hat gestern Abend begonnen, läuft bis fünf Uhr morgen früh. Fünfundzwanzigtausend Bucks mussten auf den Tisch, ehe man einsteigen konnte.« Das war gut. Sie hatten zwar jetzt den Namen Terrance Bloom, aber es stand ja noch nicht fest, ob er der gesuchte Mann war. Sie brauchten immer noch Trick – und Al-Balah. »Wo findet das Spiel statt?«
    »Bei Pat Kelly. Erinnerst du dich an ihn?«
    »Ja … Wo wohnt er jetzt?«
    »Hat ein Haus im Süden der Stadt gekauft, direkt am Minnehaha Creek. Er hat eine neue Garage mit drei Stellplätzen und Heizung in den Garten gebaut, darüber eine Wohnung. Dort, so hat man mir geflüstert, findet das Spiel statt.«
    »Fährst du jetzt gleich hin?«
    »Ja. Willst du dabei sein?«
    »Natürlich. Wen haben wir … ehm, was macht Franklin?«
    »Ist immer noch bei Corbeau«, sagte Del.
    »Was ist mit Loring?«
    »Ich habe ihn heute Morgen gesehen, also hat er jetzt wahrscheinlich dienstfrei – aber er ist ja immer für Überstunden zu haben. Und er kennt sich mit Pat Kelly gut aus.«
    »Ich werde ihn anrufen. Wir treffen uns in einer Stunde bei Pasties.«
     
     
    Rose Marie war nach Hause gegangen, aber eine Nachtschwester im Krankenhaus ließ Lucas einen Blick auf Marcy werfen. Sie lag mit halb aufgerichtetem Oberkörper im Bett, hatte einen Tubus in der Nase, verschiedene Infusionen in den Armen sowie Elektroden am Körper, deren Schläuche und Kabel hinter dem Kopfende des Bettes zusammenliefen und von dort zu Monitoren führten. Sie roch nach Desinfektionsmittel und nach etwas anderem: nach Blut und zerfetztem Fleisch. Lucas kannte diesen Geruch, hatte aber bisher noch keinen eindeutigen Namen dafür gefunden.
    Er setzte sich auf einen Stuhl vor dem Bett, beobachtete fünf Minuten lang ihre Atemzüge, sagte dann: »Wir sind auf ein paar Dinge gestoßen, können endlich handgreiflichen Spuren nachgehen. Und du wirst durchkommen, Marcy. Die Docs haben es bestätigt. Aber jetzt musst du erst mal schlafen.« Vielleicht konnte sie ihn hören, irgendwo in ihrem Unterbewusstsein. Er stand auf, schob sich rückwärts vom Bett weg, drehte sich dann um – und stieß beinahe gegen eine Frau, die unter dem Türrahmen stand.
    »Lucas«, sagte sie mit der Andeutung eines Lächelns.
    »Weather …« Sein Herz schlug schneller. Das war in letzter Zeit kaum mehr passiert – jetzt aber dreimal innerhalb von drei Tagen: bei Catrin, bei Jael Corbeau und jetzt bei der Frau, die er beinahe einmal geheiratet hätte. »Ich wollte nur … Marcy … verstehst du …«
    »Ich habe gehört, was passiert ist«, sagte Weather. »Ich bin gekommen, um mal nach ihr zu sehen.« Sie war eine kleine Frau mit fast zu breiten, kräftigen Schultern und einer leicht gebogenen, vielleicht einen Hauch zu langen Nase. Sie hatte dunkelblaue Augen, und ihr kurzes Haar zeigte erste kleine weiße Strähnen. Sie muss jetzt achtunddreißig sein, dachte Lucas. Und, mein Gott, sie sieht großartig aus … »Ich habe mit Hirschfeld gesprochen – er hat die Operation geleitet –, und er sagte, sie hätte eine gute Chance. Ihr Leben stand auf Messers Schneide, als sie

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