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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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mir deshalb nichts von den Haftbefehlen gesagt?»
    «So ungefähr.»
    «Ich halte es für gefährlich, einfach so den Berg hinaufzufahren und dort oben aufzukreuzen. Die haben eine Menge Frauen der besseren Kreise als Kundinnen. Was ist, wenn diese Frauen als Geiseln genommen werden? Vielleicht ist das schon längst passiert? Ich habe vorhin versucht, die Frau anzurufen, die uns die Bilder von Ennio Cavazzoni besorgt hat. Sie hat sich nicht gemeldet. Würden Sie jetzt bitte anhalten, Sergente, damit ich es nochmal versuchen kann!»
    Tommasini bremste.
    «Grazie! Schalten Sie bitte die Scheinwerfer aus.»
    Es lag nicht am Netz, dass Laura wieder keine Verbindung bekam. Isabellas Mobiltelefon war eindeutig ausgeschaltet.
    «Wir können da nicht einfach rauffahren! Wir brauchen mehr Leute, und wir müssen zu Fuß hoch, von allen Seiten.»
    «Glauben Sie wirklich, dass die so verrückt sind, Geiseln zu nehmen? Das ist ein exklusives Resort! Die sind ruiniert, wenn sie so was machen!»
    «Ruiniert sind die sowieso! Die können nur noch ihre Haut retten, und das werden sie versuchen. Vielleicht sind sie schon weg, mit Geiseln.»
    «Dann müssen wir umso schneller rauf!» Tommasini ließ den Motor wieder an. «Die werden erwarten, dass wir kommen, und sie werden sich was ausgedacht haben, Commissaria! Die werden uns in Empfang nehmen, als wäre gar nichts passiert, das garantiere ich Ihnen!»
    Tommasinis Kollegen waren geteilter Ansicht. Sie hielten einerseits Lauras Befürchtungen für bedenkenswert, andererseits gaben sie Tommasini recht. Da er an diesem Abend das Kommando hatte, fuhren sie weiter, langsamer als zuvor, bis endlich die Gebäude des Landsitzes vor ihnen auftauchten, in den unteren Räumen hell erleuchtet, obwohl es halb fünf Uhr morgens war. Als sie unter den letzten Olivenbäumen hindurchfuhren, wollte Laura aussteigen.
    «Wir können nicht alle da auftauchen. Irgendwer muss draußen sein, ihr wisst doch gar nicht, was euch erwartet!»
    Doch Tommasini hielt nicht an und schüttelte den Kopf. «Denken Sie an den Commissario, Signora. Wir bleiben zusammen! Die werden es nicht wagen, uns anzugreifen. Außerdem sind die anderen Kollegen knapp hinter uns.»
    Laura gab auf. Sie zog die Waffe aus der Jackentasche, entsicherte und sicherte sie wieder. Tommasini hielt vor der geschwungenen Freitreppe, nur ein paar Sekunden später bremste der zweite Einsatzwagen hinter ihnen, dann ein dritter. Polizisten sprangen aus den Fahrzeugen, rannten die Treppe hinauf und verschwanden im Gebäude. Auch Tommasini, D’Annunzio und die anderen waren fort.
    Bene, dachte Laura, dann werde ich mir die Angelegenheit von hinten ansehen. Sie wartete noch eine Minute, dann stieg sie aus und schlich sich in die Schatten hinter der Treppe, dann an der Mauer entlang um die Ecke. Sie blieb an den Dornen eines Rosenstrauchs hängen, riss sich los und folgte im schwachen Lichtschein, der aus einem der Fenster drang, weiter der Hauswand. Auch hier oben hingen Nebelfetzen zwischen Sträuchern und Bäumen, schienen aus der Erde zu strömen wie kalter Rauch.
    Es war ganz still, beinahe geisterhaft. Auch aus dem Haus drang kein Lärm, als wären die vielen Polizisten verschluckt worden. An manchen Stellen überzog der Nebel Pflanzen und Bäume mit weichen Kappen, die jetzt im Mondschein zu leuchten begannen.
    Laura entsicherte die Pistole. Ich sollte zum Wagen zurückgehen und es den andern überlassen, dachte sie. Trotzdem ging sie weiter, hörte plötzlich ein Geräusch – ein Husten vielleicht oder einen abgewürgten Ausruf. Es konnte ein Reh sein. In dieser Gegend gab es Rehe. Rehe, Wildschweine und Stachelschweine. Schreckende Rehe stießen heiseres Husten aus, das wie Bellen klingen konnte. Werwolfbellen.
    Wieder hörte sie etwas, hatte keine Ahnung, was es sein könnte. Sie bewegte sich im Zeitlupentempo durch die Schatten und Nebel weg vom Haus, folgte dem Geräusch. Der Mond schien ziemlich hell, war dabei, voll zu werden. Jetzt erkannte Laura eine schmale Straße, und am Rand dieser Straße bewegte sich eine verschwommene Gestalt, die zu unförmig erschien, um nur eine zu sein. Weiter oben stand ein Geländewagen, offensichtlich das Ziel der merkwürdigen Gestalt. Laura lief schneller, und dann erkannte sie, dass es tatsächlich zwei Menschen waren. Eine zerrte die andere, stieß sie vorwärts, kam deshalb nicht so schnell voran.
    Im Schutz der Bäume überholte Laura die beiden, schaffte es, vor ihnen bei dem Fahrzeug anzukommen,

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