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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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ziemlich schmerzlos. Er hatte also Glück, wenn man das Glück nennen kann.»
    Hinter Donatella erschien Leonardo Tommasini und wies mit ziemlich verzweifeltem Gesicht auf das Tablett mit dem Kaninchenbraten. Diesmal nickte Laura ihm zu, er eilte an ihren Tisch und servierte mit vorwurfsvoller Hingabe, dann wünschte er guten Appetit und zog sich schnell wieder zurück.
    Donatella starrte auf die nackten Muskeln des Kaninchenviertels und schob den Teller von sich.
    «Ich habe im Augenblick keinen Hunger», murmelte sie und trank einen großen Schluck Wein.
    «Der Brunello ist stark», erwiderte Laura. «Wir sollten beide etwas essen. Sie sollten vielleicht an das denken, was Sie mir eben erzählt haben – an Ihr neues Leben.»
    Plötzlich liefen Tränen über Donatellas Wangen, und sie hielt die Serviette vor ihren Mund. «Ich habe ihn so geliebt, o Gott, ich habe ihn so sehr geliebt!» Wieder trank sie. «Wissen Sie, dass Sie der einzige Mensch sind, der etwas davon weiß? Ich habe nie mit einem anderen Menschen über meine Liebe gesprochen und auch nicht über meine Verzweiflung. Ich glaube, ich werde niemals über diesen Verrat hinwegkommen.»
    «Vielleicht nicht, aber Sie werden diesen Verrat anders betrachten als jetzt. Das kann ich Ihnen garantieren.»
    «Wie anders?»
    «Vielleicht als Schritt auf dem Weg zu sich selbst? Auch wenn das pathetisch klingen mag. Sie haben ja bereits davon gesprochen. Und ich werde jetzt das Kaninchen probieren!»
    Laura steckte den ersten Bissen in den Mund. Das Fleisch war zart und saftig, perfekt mit frischem Rosmarin und Thymian gewürzt, die Pflaumen verliehen der Soße eine köstliche Süße. Donatella beobachtete Laura, griff dann nach dem Besteck und versuchte ebenfalls zu essen, hielt aber gleich wieder inne.
    «Haben Sie Kinder?»
    «Ja, eine Tochter und einen Sohn.»
    «Wie alt?»
    «Gerade dabei auszuziehen.»
    «Meine sind geflüchtet.»
    «Dann sind sie ja ganz lebendig, oder?»
    «Ich glaube, sie verachten mich. Aber ganz sicher verachten sie ihren Vater. Aus politischen Gründen.»
    «Ach, sind Sie sicher?»
    «Nein.» Plötzlich lachte Donatella kurz auf. «Ich bin es nicht gewohnt, über persönliche Dinge zu sprechen. Ich rede wahrscheinlich lauter dummes Zeug. Natürlich verachten meine Kinder ihren Vater nicht nur aus politischen Gründen. Das ist so abgehoben … sie verachten ihn, weil er nie Zeit für sie hatte. Weil er sich nicht für sie interessierte. Weil sie funktionieren sollten, genau wie ich.»
    Ja, dachte Laura, es wird ein langer Abend werden. Ich muss ihr zuhören, es geht gar nicht anders. Ich will ihr auch zuhören. Doch nach dem Essen brach Donatella das Gespräch ab. Vielleicht konnte sie die ungewohnte Nähe nicht ertragen.
    «Haben Sie ein Zimmer?», fragte Laura beim Abschied auf dem Campo.
    «Sie müssen sich keine Sorgen um mich machen, Commissaria. Ich habe ein Zimmer, und ich werde mich nicht umbringen. Danke für diesen Abend.»
    «Ich wollte Ihnen noch etwas sagen, Signora Cipriani. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Sie keinen Erpresserbrief mehr bekommen. Falls aber doch, dann melden Sie sich bitte bei mir. Würden Sie mir jetzt den letzten Brief geben?»
    Donatella nickte, zog den Brief aus ihrer Tasche und reichte ihn Laura. Dann schlug sie fröstelnd ihren Mantelkragen hoch und verschwand in einem der schmalen Durchgänge. Laura dagegen kehrte in Guerrinis leere Wohnung zurück und überflog den Erpresserbrief. Danach schickte sie die SMS an Isabella di Tremonti und verabredete sich mit ihr im Café
Gianini
. Angezogen legte sie sich aufs Bett, schleuderte nur die Stiefel von sich.
    Irgendwie, dachte sie, würde ich Donatella gern die Illusion erhalten, dass Sir Benjamin Sutton sie geliebt hat. Manchmal erleichtern Lebenslügen das Überleben.

WIE SO OFT erwachte Laura vom Klingeln des Telefons. Als sie aus dem Bett taumelte, stellte sie fest, dass sie noch immer angekleidet war. Es war dunkel in der Wohnung, nur durch eines der Fenster fielen ein paar helle Streifen. Halbblind tappte sie herum, ehe sie den Lichtschalter fand und endlich das Telefon erreichte. Wieder diese eiskalte Angst. Vielleicht hatte sich Angelos Zustand verschlechtert … Mit angehaltenem Atem nahm sie das Telefon zur Hand.
    «Pronto.» Sie brachte nur ein heiseres Flüstern heraus.
    Es war Tommasini, nicht das Krankenhaus. Gott sei Dank nicht das Krankenhaus.
    «Signora Laura, entschuldigen Sie, dass ich Sie wecke, aber auf
Vita divina
ist

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