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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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    Guerrini stolperte über einen Stein und musste sich an dem kleinen, stämmigen Bauern festhalten, um nicht zu stürzen.
    «Langsam, Commissario. Er wird nicht weglaufen. Er ist tot. Tote laufen nicht weg.»
    «Ich befürchte nicht, dass er wegläuft. Ich bin nur ausgerutscht.»
    «Das liegt an Ihren Schuhen, Commissario. Mit solchen Schuhen kann man nicht auf den Feldern herumlaufen. Übrigens auch nicht mit den Stiefeln der Carabinieri. Die sind völlig nutzlos. Sehen vielleicht gut aus, ja, das schon, aber sonst: völlig nutzlos! Weiter links, noch weiter links!»
    «Sie hätten Ihren Hund mitnehmen sollen!», schimpfte Tommasini, der ebenfalls über einen Ast stolperte. «Der Hund hat ihn doch gefunden, oder?»
    «Ja, natürlich hat der Hund ihn gefunden. Ich hab keine so gute Nase, dass ich im Dunkeln Leichen finde.» Dem Bauern fehlten die vorderen Schneidezähne, deshalb sprach er etwas undeutlich.
    «Und wo ist der Hund jetzt?» Tommasini fluchte, weil er schon wieder an einem Ast hängengeblieben war.
    «Er ist zu Hause. Ich dachte, dass er stört. Er mag keine Fremden. Am Ende hätte er euch noch gebissen. Jetzt geradeaus!»
    Es regnete ein bisschen, und Guerrini hatte den Eindruck, dass sie dabei waren, einen Berg zu besteigen, der mindestens so hoch war wie der Monte Amiata.
    «Ich glaube, Sie holen doch besser Ihren Hund!», knurrte er. «Vorhin haben Sie doch gesagt, dass der Tote ganz in der Nähe liegt.»
    «Ah, Geduld, Commissario. Ich kenn hier jeden Stein. Wir sind gleich da, ehrlich!»
    «Was haben Sie überhaupt in der Dunkelheit hier draußen gemacht?» Guerrini prallte mit der rechten Schulter gegen einen Baumstamm.
    «Ich hab ein Schwein gesucht. Es waren nur neun im Stall heute Abend. Aber ich hab zehn Schweine. Deshalb habe ich das zehnte gesucht.»
    «Haben Sie’s gefunden?»
    «Nein. Aber die Leiche habe ich gefunden.»
    «Hoffentlich haben Sie nichts angefasst!», warf Tommasini ein.
    «Der Herr bewahre mich! Natürlich hab ich nichts angefasst. Dass er tot war, konnte ich auch so sehen.»
    «Im Dunkeln?»
    «Ich hab eine Taschenlampe», erwiderte der Bauer beleidigt.
    «Vielleicht kannst du die jetzt einschalten, dann sehen wir vielleicht mehr!» Tommasini wechselte jäh zum Du und richtete den Strahl seiner Stablampe auf Bellagamba.
    «Meine Batterie ist leer», murmelte der und drehte die Handflächen nach außen. Seufzend wandte Tommasini sich wieder um und leuchtete sorgfältig die Umgebung ab.
    «Da!» Bellagamba drängte Tommasini zur Seite und wies mit ausgestrecktem Arm zwischen die Wurzeln eines großen Baumes, die an einer besonders steilen Stelle in die Luft ragten. Der Boden war kahl hier, immer wieder fortgeschwemmt von heftigen Regengüssen. Auf diese Weise war ein Hohlraum unter den Wurzeln entstanden.
    «Da, Commissario!», wiederholte der Bauer, heiser flüsternd. «Guardi! Schauen Sie!»
    Jetzt erkannte auch Guerrini die Umrisse eines Menschen. Mit gefesselten Armen lag er auf der steil ansteigenden Erde, beinahe wirkte er, als würde er stehen. Sein Kopf neigte sich zur Seite. Im grellen Licht der Stablampe warfen die Wurzeln Schatten und überzogen den Toten mit einem zitternden schwarzen Muster, das an ein riesiges Spinnennetz erinnerte. Zögernd traten sie näher. Tommasini beugte sich vor.
    «Er hat was im Mund, Commissario.»
    «Geld! Er hat Geld im Mund! Lauter Euroscheine. Das hab ich vorhin schon gesehen!» Der Bauer zog die Schultern hoch und schüttelte sich.
    «Haben Sie sonst noch was gesehen?», knurrte Guerrini. «Gehen Sie mal ein Stück zur Seite!»
    «Sonst hab ich nichts gesehen. Nur, dass er tot ist und dass er den Mund voll Geld hat. Wenn Sie mich fragen, dann …»
    «Was dann?» Guerrini nahm Tommasini die Stablampe aus der Hand und leuchtete in das Gesicht des Toten. Offensichtlich war der Mann schwer misshandelt worden. Rote und blaue Hämatome überzogen seinen Schädel, dessen Haar abrasiert war.
    Stumpfe Schläge, dachte Guerrini und verzog das Gesicht, als er den Draht entdeckte, der den Körper des Toten offensichtlich so aufrecht hielt. Ein Draht um den Hals, der vom seitlich geneigten Kopf verborgen wurde und tiefer in den Hohlraum führte.
    «Was dann …?», stammelte Bellagamba, der offensichtlich ebenfalls den Draht entdeckt hatte. «Ich weiß nicht mehr …»
    «Denken Sie mal genau nach. Es interessiert mich, was Ihnen gerade eingefallen war.»
    Bellagamba trat von einem Bein aufs andere. «Es war nur so eine Idee,

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