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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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schlecht, weißt du, Mama. Ich meine, wir sind ja auch verschieden. Manchmal nervt Luca einfach nur, und dann bin ich lieber allein mit dir. Und ihm geht es genauso. Wenn wir Lust haben, dann sind wir eben für ein paar Tage zusammen. Wir können auch mal gemischtes Doppel machen! Ich bleibe bei Papa und Luca bei dir. Es gibt da ganz viele Möglichkeiten. Ich könnte auch mal bei Großvater übernachten … oder Luca. Du hast doch kürzlich gesagt, dass er nicht mehr so gut allein zurechtkommt.» Sofia drehte eine Strähne ihrer langen dunklen Haare um den Zeigefinger ihrer rechten Hand und sah Laura fragend an. «Du sagst ja gar nichts.»
    «Ich hör dir zu, Sofi.»
    «Also?»
    Laura seufzte vor Zärtlichkeit. Dieses fordernde «also» gehörte zu Sofia wie ihr langes Haar und ihre dunklen Augen.
    «Wo hast du denn all diese Einsichten her? Ich meine das mit dem Männer- und dem Frauending.»
    «Luca und ich haben darüber geredet. Er hat sich sogar bei mir entschuldigt, dass er seine Pläne nicht zuerst mit mir besprochen hat.»
    «Ach so?»
    «Bist du jetzt sauer?»
    Laura betrachtete nachdenklich ihr leeres Weinglas und schüttelte den Kopf.
    «Nein, sauer kann ich nicht sagen. Es ist nur so … na, einfach schwierig, wenn man nicht mehr gebraucht wird.»
    «Aber wir brauchen dich doch, Mama! Nur … vielleicht nicht dauernd. Irgendwie anders … sagt jedenfalls Luca.»
    «Und du?»
    «Ja, auch so ähnlich.»
    «Und was ist mit dem Satz, den ich gestern von dir gehört habe: Jetzt kracht unsere Familie endgültig auseinander?»
    Sofia steckte das Ende ihrer gelockten Strähne in den Mund, zog es wieder heraus und krauste die Nase. «Das war … das hab ich erst so empfunden, aber jetzt sieht es doch anders aus, oder?»
    «Könnte durchaus so sein, wenn wir uns alle Mühe geben. Habt ihr eigentlich schon mit Ronald darüber gesprochen?»
    «Papa hat uns für Freitagabend zum Pizzaessen eingeladen, dann will er in Ruhe mit uns darüber reden. Ich glaube, er hat sich gefreut!»
    «Fein.»
    «Ach Mama, du klingst, als wärst du beleidigt!»
    «Bin ich auch, aber das geht vorbei. Es handelt sich hier um die unvermeidbaren Dinge des Lebens. Da wirst du auch noch draufkommen, Sofia. Ich erinnerte mich gerade an eine Kurzgeschichte, die ich zufällig in die Finger bekam, als ich damals von zu Hause auszog. Ich meine, wirklich auszog. Sie hieß, wenn ich mich recht erinnere: Ich brauche dich nicht mehr … oder so ähnlich und handelte von einem ziemlich kleinen Jungen, der seine Unabhängigkeit entdeckte. Ich glaube, sie war von Arthur Miller. Ich war damals total beeindruckt, wie der Junge seine fürsorgliche Mutter zurückwies. Und vom Schmerz der Mutter. Meine Mutter hat mich auch sehr behütet, na ja, sie war Italienerin, die behüten ihre Kinder ja meistens sehr.» Laura lehnte sich zurück und lächelte Sofia zu. «Ich hätte es niemals fertiggebracht, meiner Mutter ins Gesicht zu sagen, dass ich sie nicht mehr brauche. Aber wahrscheinlich hätte ich es gern getan, denn diese Erzählung hat mich lange beschäftigt. Du siehst ja, ich habe sie bis heute nicht vergessen.»
    Sofias Augen waren ein wenig geweitet, so intensiv hatte sie Laura zugehört.
    «Und was hast du Oma gesagt, als du ausgezogen bist?»
    «Ich habe gesagt, dass ich sie liebe, dass ich sie nie wirklich verlassen werde, dass sie die beste Mama der Welt sei …»
    «Warum bist du dann ausgezogen?»
    Laura musste lachen. «Das zu erklären war allerdings ein Problem. Da mussten Freunde herhalten und diese supergünstige Wohngemeinschaft und dass Mama viel weniger Arbeit hätte und mehr Zeit für Papa und so weiter!»
    «Bene», lächelte Sofia. «Du hast ja auch mehr Zeit für Angelo, wenn wir nicht dauernd da sind!»
    «Grazie, meine Tochter. Du lernst verdammt schnell!»

«HIERHER, COMMISSARIO, er liegt weiter links! Stimmt doch, Bellagamba, oder?» Der Lichtkegel von Tommasinis Stablampe wanderte über vergilbte Grasbüschel, verfilztes Gestrüpp, die Wurzeln von Steineichen und Edelkastanien.
    «Jaja, weiter links!» Das war die nuschelnde Stimme von Luigi Bellagamba, Kleinbauer in den Hügeln südwestlich von Siena. Vor einer Stunde hatte Bellagamba in der Questura angerufen und den Fund einer Leiche gemeldet. Seine Wegbeschreibung war allerdings so wolkig gewesen, dass bisher nur Tommasini und Commissario Guerrini in der Nähe des Fundorts angekommen waren. Die Carabinieri und das Team der Spurensicherung waren noch auf der

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