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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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nahe. Das hatte Guerrini bereits mit seinem Kollegen Tommasini durchgesprochen. Möglicherweise war der Tote auch ein Schuldner oder irgendwas ganz anderes. Nun kam es auf die Identität des Mannes an und auf die Ergebnisse der kriminaltechnischen Untersuchungen.
    Guerrini trank den letzten Schluck Wein, kehrte in seine Wohnung zurück, betrachtete misstrauisch den blinkenden Anrufbeantworter und schenkte sich noch ein halbes Glas Wein ein, ehe er bereit war, die Nachrichten abzuhören.
    Es waren drei Anrufe. Der erste kam von Guerrinis Vater Fernando.
    «Warum bist du denn nicht zu Hause, wenn ich etwas Wichtiges mit dir zu besprechen habe? Eh? Also melde dich so schnell wie möglich bei mir! Jetzt ist es … warte mal … halb zehn! Ich hab eine Überraschung für dich, die sich gewaschen hat! Du kommst nie drauf! Also ruf schon an! Aber nicht später als zwölf!»
    Die zweite Nachricht kam von Laura. Auch sie wollte ihn dringend sprechen. Anruf Nummer drei war wieder vom alten Guerrini.
    «Angelo, wo bist du denn? Es geht um dich, verdammt nochmal! Es ist jetzt kurz nach zwölf. Ich geh ins Bett. Aber morgen früh rufst du mich an, sobald du aufstehst. Es geht um dein Leben, verstehst du mich? Das ist kein Witz! Schlaf gut, falls du das jetzt noch kannst!»
    «Was, zum Teufel …», murmelte Guerrini. Er wusste, dass sein Vater zu dramatischen Inszenierungen neigte, doch ein bestimmter Ton in Fernandos Stimme beunruhigte ihn. Sosehr er auch nachdachte, er hatte nicht die geringste Ahnung, um was es sich handeln könnte. Aber mit Laura hätte er gern geredet, doch dazu war es inzwischen viel zu spät. Fröstelnd beschloss Guerrini, heiß zu duschen. Das Wasser war allerdings nur mäßig warm, mit dem Boiler schien etwas nicht in Ordnung zu sein.
    Irgendwas funktioniert immer nicht, das scheint in diesem Land ein Gesetz des Lebens zu sein, dachte Guerrini und stieg, noch immer fröstelnd, aus der Dusche. Wenn es mir gutgeht, dann ertrage ich es mit Ergebenheit und Humor, aber manchmal könnte ich gegen die Wand treten – auch wenn es nichts hilft und ich mir höchstens einen Zeh breche. Aber an diesem Abend trat er nicht, sondern ging einfach ins Bett.
    Seltsamerweise schlief er trotzdem gut in dieser Nacht, träumte von Schweinen, die über den Campo rasten und mit lautem Quieken in einer der Seitengassen verschwanden.
     
    Laura schreckte auf, als der Wecker um halb sieben schrillte. Normalerweise wachte sie vorher auf, wartete auf sein Gerappel, genoss noch ein paar Minuten im Halbschlaf, um sich auf den Tag vorzubereiten. An diesem Morgen blieb ihr dazu keine Zeit. Trotzdem wusste sie sofort, was sie tun würde, als hätte sie es bereits im Schlaf überlegt. Sofia und Luca konnten bis halb acht schlafen. Beide hatten die erste Schulstunde frei.
    Leise stand Laura auf, holte das Telefon aus dem Flur und setzte sich wieder aufs Bett. Seltsam, manchmal empfand sie eine Hemmung, ehe sie Angelo anrief. Als würde sie in sein Leben eindringen. Sie hatte ihn nie gefragt, ob er manchmal ein ähnliches Gefühl hatte. So vieles hatte sie noch immer nicht gefragt.
    Sie nahm wahr, dass ihr Atem etwas flacher wurde, während sie darauf wartete, dass er sich meldete.
    Es dauerte. Wahrscheinlich schlief er noch. Endlich erklang erst ein Räuspern, dann seine schlaftrunkene Stimme.
    «Pronto.»
    «Scusami, Angelo. Ich wollte dich nicht wecken …»
    «Laura? Es ist letzte Nacht sehr spät geworden. Ich hab gerade von Schweinen geträumt, die über den Campo liefen. Verzeih, wenn ich noch nicht ganz da bin.»
    «Willst du weiterschlafen?»
    «Nein, ich muss auch aufstehen.»
    «Waren das Wildschweine oder Hausschweine, die über den Campo liefen?»
    «Hausschweine, glaube ich. Weshalb willst du das wissen?»
    «Damit ich mir diesen Traum besser vorstellen kann. Es ist ein lustiger Traum. Waren auch Leute auf dem Platz?»
    «Nein, er war leer. Die Sonne schien, und er war leer, glaub ich. Die Schweine haben laut gequiekt. Wie das Schwein letzte Nacht.»
    «Welches Schwein?»
    «Das verlorene Schwein des Bauern Bellagamba, von dem ich annehme, dass er trotz seines Namens keine schönen Beine hat.»
    «Du hast also letzte Nacht verlorene Schweine gesucht?»
    «Indirekt.»
    Laura musste lachen. «Und direkt?»
    «Direkt habe ich eine Leiche gesucht, was sich als schwierig herausstellte, weil Bellagamba seinen Hund nicht mitnehmen wollte. Wir irrten also im kalten Regen kreuz und quer über einen finsteren, glitschigen Berghang

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