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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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wartete. Die Unterbrechung war wohl kaum ein technisches Versagen. Sie nahm einen kleinen winzigen Schluck, behielt ihn lange im Mund, legte wieder die Beine hoch. Der Wein war gut, und sie musste lächeln, weil ihr Lucas Bemerkung zu genau diesem Wein aus Sizilien einfiel, der kürzlich die Goldmedaille irgendeiner Jury bekommen hatte. «Die Medaille hat die Mafia genau vor Weihnachten draufgeklebt», hatte Luca gesagt, «wetten, dass die im Januar wieder weg ist!»
    Vermutlich hatte er recht. Laura liebte den ironischen Humor ihres Sohnes. Auch den würde sie vermissen. Mit Mühe lenkte sie ihre Gedanken Richtung Mailand und zu Donatella Cipriani. War sie wirklich so erschrocken, oder war das ein Teil der Inszenierung? Donatella hatte gelogen. Das Frühstück hatte nie stattgefunden, Sutton lag zu dieser Zeit längst tot in seinem Hotelzimmer. Donatellas Reaktion zeigte eindeutig, dass Sutton ihr Liebhaber war.
    Wieder summte das Handy.
    «Sì.»
    «Warum ist er tot?»
    «Das weiß ich noch nicht.»
    «Wie … wie ist er gestorben?»
    «Auch das weiß ich noch nicht. Er lag in seinem Bett im Hotelzimmer.»
    War das ein Schluchzen? Es klang wie ein röchelndes, schweres Einatmen.
    «Signora?»
    «Sì …»
    «Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Ihr Freund nicht zum Brunch gekommen ist?»
    «Aber er war da!»
    «Höchstens sein Geist, Signora Cipriani. Sutton starb lange vor Ihrer Verabredung.»
    Donatella hatte deutliche Schwierigkeiten zu sprechen, machte mitten im Satz lange Pausen.
    «Wann … haben Sie … ihn gefunden?»
    «Vor Ihrem Abflug.»
    «Warum … warum haben Sie mich nicht aufgehalten?»
    «Ich weiß nicht.»
    «Was wissen Sie denn überhaupt?» Plötzlich schrie Donatella.
    «Ich weiß eigentlich gar nichts. Nur, was Sie mir erzählt haben und dass niemand den Schlüssel zu Ihrem Schließfach abholen wollte und dass Sir Benjamin Sutton tot ist. Ich meine, falls es sich bei dem Toten tatsächlich um Sir Benjamin Sutton handeln sollte.»
    Wieder brach die Verbindung ab. Und diesmal war Laura sicher, dass Donatella Cipriani nicht noch einmal anrufen würde. Doch sie irrte sich. Nach fünf Minuten meldete sich Lauras Mobiltelefon erneut mit seinem vibrierenden Brummen.
    «Pronto.»
    «Was haben Sie mit Ihrem letzten Satz gemeint, Commissaria?»
    «Ich habe gemeint, dass Benjamin Sutton möglicherweise eine zweite Identität hatte. Es tut mir wirklich leid, Signora Cipriani, aber es wäre gut, wenn Sie ohne offizielle Aufforderung nach München zurückkommen würden. Ich verspreche Ihnen jede mögliche Diskretion. Aber zurückkommen müssen Sie.»
    «Was ist, wenn ich nicht komme?»
    «Dann muss ich leider die italienische Polizei einschalten, und das würde bedeuten, dass die ganze Geschichte sofort in den Medien ist. Das wissen Sie so gut wie ich.»
    Wieder schien die Verbindung unterbrochen zu sein, aber unvermutet klang Donatella Ciprianis Stimme sehr deutlich und nah. «Bene», sagte sie, «ich werde kommen. Reicht übermorgen?»
    «Wenn Sie wirklich kommen, dann reicht es.»
    «Kann ich Benjamin noch einmal sehen?»
    «Möglicherweise.»
    «Sagen Sie ja, verdammt nochmal!» Wieder schrie Donatella.
    «Ja.»
    «Sie verdächtigen mich, nicht wahr?»
    «Ich bin mir noch nicht darüber im Klaren, ob ich irgendjemanden verdächtige. Es könnte sich auch um einen natürlichen Tod handeln, Signora.»
    «Er war völlig gesund …» Donatellas Stimme zitterte.
    «Wer weiß schon genau, ob jemand völlig gesund ist. Wissen Sie es von sich selbst?»
    «Ich muss jetzt Schluss machen.»
    «Machen Sie. Buona notte, Signora Cipriani.»
    Sie erwiderte den Gruß nicht, beendete einfach das Gespräch. Laura konnte sie verstehen. Langsam ließ sie einen zweiten Schluck Wein in ihrem Mund zergehen und dachte an die Gedichte, von denen Baumann gesprochen hatte. Sie war gespannt auf diese Gedichte und allmählich sogar auf diesen seltsamen Fall, der sich so unvermutet vor ihren Augen entwickelte.
    Als Sofia ins Zimmer trat, zuckte sie leicht zusammen, so sehr war sie in ihre Gedanken vertieft.
    «Entschuldige, Mama, ich wollte dich nicht erschrecken. Geht’s dir gut?»
    «Ja, es geht mir ganz gut.»
    «Mir auch! Viel besser als gestern. Ich meine, die Sache mit Luca ist ganz verrückt, aber jetzt verstehe ich ihn viel besser, und wir kriegen das schon hin, nicht wahr?»
    Laura nickte und hörte Sofia zu, die großartige neue Familienszenarien vor ihr ausbreitete.
    «Männerding und Frauending ist gar nicht so

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