Nachtgefluester 01 - Der gefaehrliche Verehrer
und scharfsichtig, nachgiebig und angespannt wie eine Feder.
Seine Hände glitten über das Leder, als er sie an sich drückte. Konnte sie denn nicht sehen, wie perfekt sie zusammenpassten? Er wollte sie es sagen hören, es stöhnen hören, dass sie ihn genauso verzweifelt begehrte wie er sie.
Sie stöhnte tatsächlich, als er mit den Lippen über ihren Hals strich. Das Hämmern ihres Pulses erhitzte den Duft, den sie an ihren Hals getupft hatte. Stöhnend zog er an den Verschlüssen ihrer roten Lederjacke. Darunter fand er nichts als Cilla.
Sie bog sich zurück, und der Atem stockte ihr, als er ihre Brüste umfing. Unter seiner Berührung schienen sie sich mit einer heißen, schweren Flüssigkeit zu füllen. Als ihre Knie nachgaben, klammerte sie sich an seinen Schultern fest und erschauerte, während seine Daumen ihre Nippel zu harten, pulsierenden Spitzen aufreizten.
Ohne zu denken, umschlang sie ihn, tauchte in einen tiefen intimen Kuss, der sie beide schwanken ließ. Sie zerrte an seiner Jacke, um ihn so zu berühren, wie er sie berührte. Ihre Hand glitt über das Leder seines Halfters und stieß gegen seine Waffe.
Es war wie eine Ohrfeige, wie ein Schwall Eiswasser. Als habe sie sich verbrannt, riss sie ihre Hand weg und zuckte zurück. Unsicher stützte sie sich auf einen Tisch und schüttelte den Kopf.
»Das ist ein Fehler.« Sie brachte die Worte langsam hervor, als wäre sie betrunken. »Ich will mich auf nichts einlassen.«
»Zu spät.« Er fühlte sich, als wäre er aus vollem Lauf gegen eine Mauer geprallt.
»Nein.« Bedächtig schloss sie ihre Jacke wieder. »Es ist nicht zu spät. Mir geht eine Menge im Kopf herum und dir auch.«
Er rang um die Geduld, die stets Teil seiner Natur gewesen war. Zum ersten Mal seit Tagen sehnte er sich richtig nach einer Zigarette. »Und?«
»Nichts und. Ich finde, wir sollten gehen.«
Er hob die Hand. »Bevor wir gehen, willst du mir da noch sagen, dass du gar nichts empfindest?«
Sie zwang sich, ihn anzusehen. »Es wäre dumm abzustreiten, dass ich mich zu dir hingezogen fühle. Du weißt bereits, dass du auf mich wirkst.«
»Ich möchte dich heute Nacht hierher zurückbringen.«
Sie schüttelte den Kopf. Sie konnte es sich nicht einmal für einen Moment leisten, sich vorzustellen, wie es wäre, mit ihm zusammen zu sein. »Ich kann nicht. Es gibt Gründe.«
»Du hast mir schon gesagt, dass es keinen anderen Mann gibt.« Er trat auf sie zu, berührte sie jedoch nicht. »Und wenn es einen gäbe, würde es mich den Teufel scheren.«
»Das hat nichts mit anderen Männern zu tun. Es hat mit mir zu tun.«
»Genau. Warum sagst du mir nicht, wovor du Angst hast?«
»Ich habe Angst davor, das Telefon abzunehmen.« Das stimmte, war jedoch nicht der Grund. »Ich habe Angst vor dem Schlafengehen, und ich habe Angst vor dem Aufwachen.«
Jetzt berührte er sie, nur mit einer Fingerspitze an der Wange. »Ich weiß, was du durchmachst, und glaube mir, ich würde alles tun, damit es aufhört. Aber wir beide wissen, dass das nicht der Grund ist, aus dem du vor mir zurückweichst.«
»Ich habe noch andere.«
»Nenne mir einen.«
Ärgerlich griff sie zu ihrer Handtasche. »Du bist ein Cop.«
»Und?«
Sie warf den Kopf zurück. »Meine Mutter war auch einer.« Bevor er etwas sagen konnte, ging sie mit langen Schritten ins Foyer, um ihren Mantel zu holen.
»Cilla …«
»Lass mich einfach in Ruhe, Boyd. Ich meine es ernst.« Sie schlüpfte in ihren Mantel. »Ich kann es mir nicht leisten, vor einer Show so aufgewühlt zu sein. Lieber Himmel, mein Leben ist auch ohne das bereits genug versaut. Wenn du keine Ruhe geben kannst, rufe ich deinen Captain an und sage ihm, dass er mir jemand anderes zuteilen soll. Und jetzt kannst du mich zum Einkaufszentrum bringen, oder ich rufe ein Taxi.«
Noch ein kleiner Stoß, und sie taumelte über die Absturzkante. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für sie, um diesen Sturz zu erleben.
»Ich bringe dich hin«, sagte er. »Und ich lasse dich in Ruhe. Vorerst.«
5. K APITEL
Boyd hielt Wort. Für den Rest des Tages und den ganzen nächsten Tag sprachen sie über nichts, das nicht unmittelbar mit dem Fall zu tun hatte. Er war nicht distanziert, beileibe nicht. Stets war er an ihrer Seite, begleitete sie zu der Veranstaltung in der Mall, scherzte mit Leuten, sah sich CDs an. Sie hatte sogar den Eindruck, dass er Spaß hatte. Dennoch war es anders. Ihre Gespräche erschienen Cilla unpersönlich im Vergleich zu vorher – und
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