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Nachtgefluester 01 - Der gefaehrliche Verehrer

Nachtgefluester 01 - Der gefaehrliche Verehrer

Titel: Nachtgefluester 01 - Der gefaehrliche Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wollte Cilla die Schuld geben, erkannte sie. Sie wollte ihr die Schuld daran geben, dass sich Boyd in diese Sache über ein vernünftiges Maß hinaus verstrickt hatte. Sie wollte ihr die Schuld daran geben, dass sie den Anstoß dazu gegeben hatte, einen bereits gestörten Verstand auf den Pfad der Rache zu bringen.
    Aber sie konnte es nicht. Weder als Cop noch als Frau.
    »Nein«, sagte sie seufzend. »Ich gebe ihr keine Schuld. Sie ist nur eines der Opfer.«
    »Vielleicht könnten Sie ihr das sagen.« Deborah reichte Althea die zweite Tasse. »Vielleicht muss sie das hören.«
    Es war nicht einfach, zu Cilla zu gehen. Sie hatten nicht miteinander gesprochen, seit sie den Warteraum betreten hatten. Althea begriff, dass sie auf sonderbare Weise Rivalinnen waren. Sie liebten beide denselben Mann. Auf unterschiedliche Art vielleicht und ganz sicher auf unterschiedlichen Ebenen, aber die Gefühle gingen auf beiden Seiten tief. Ihr wurde bewusst, dass sie keinen Groll hegen würde, wären auf Cillas Seite keine Gefühle entstanden. Wäre sie ein Auftrag geblieben, nichts als ein Auftrag, hätte Althea nie das Verlangen verspürt, ihr eine Schuld zuzuweisen.
    Es schien, als wäre Boyd nicht der Einzige, der seine Objektivität verloren hatte.
    Sie blieb neben Cilla stehen. »Kaffee?«
    »Danke.« Cilla nahm die Tasse an, trank jedoch nicht. »Es dauert lange.«
    »Jetzt wird es nicht mehr lange dauern.«
    Cilla holte Luft und sammelte ihren Mut. »Sie haben die Wunde gesehen. Glauben Sie, er schafft es?«
    Ich weiß es nicht … Sie hätte es fast ausgesprochen. Beide wussten, dass sie es gedacht hatte. »Ich rechne fest damit.«
    »Sie haben mir einmal gesagt, er sei ein guter Mann. Sie hatten recht. Lange Zeit hatte ich Angst davor, es einzusehen, aber Sie hatten recht.« Sie wandte sich direkt Althea zu. »Ich erwarte nicht, dass Sie mir glauben, aber ich hätte alles getan, damit ihm nichts zustößt.«
    »Ich glaube Ihnen. Und Sie haben getan, was Sie konnten.« Bevor Cilla sich wieder abwenden konnte, legte Althea ihr eine Hand auf den Arm. »Dass Sie Ihr Mikro eingeschaltet haben, könnte ihm das Leben gerettet haben. Daran sollten Sie denken. Bei einer so ernsten Wunde, wie Boyd sie hat, zählt jede Sekunde. Durch die Sendung haben Sie uns einen Überblick über die Lage gegeben, und darum war der Krankenwagen fast genauso schnell da wie wir. Wenn Boyd es schafft, ist das zum Teil Ihrer Geistesgegenwart zu verdanken. Ich möchte, dass Sie daran denken.«
    »Billy war nur meinetwegen hinter ihm her. Ich muss auch daran denken.«
    »Sie versuchen, eine irrationale Situation logisch durchzudenken. Das klappt nicht.« Das Mitgefühl schwand aus ihrer Stimme. »Wenn Sie schon Schuld verteilen wollen, wie wäre es dann mit John McGillis? Es war seine Fantasie, durch die die Zündschnur erst in Brand geriet. Wie wäre es mit dem System, das zuließ, dass jemand wie Billy Lomus von einem Pflegeheim zum nächsten geschoben wurde, sodass er nie wusste, wie es ist, geliebt und akzeptiert zu werden, außer von einem kleinen, gestörten Jungen? Sie könnten Mark die Schuld daran geben, dass er Billys Referenzen nicht genau genug überprüft hat. Oder Boyd und mir, weil wir nicht schneller die Verbindung zwischen beiden gefunden haben. Man kann viel Schuld austeilen, Cilla. Wir alle müssen eben mit unserem Anteil leben.«
    »Es spielt eigentlich keine Rolle, nicht wahr? Ganz gleich, wen Schuld trifft, es ist Boyds Leben, das auf dem Spiel steht.«
    »Detective Grayson?«
    Althea fuhr herum.
    Der eintretende Arzt trug noch den grünen Operationskittel, vorne schweißgetränkt. Sie versuchte, zuerst seine Augen zu beurteilen. Sie waren klar und grau und sagten ihr gar nichts.
    »Ich bin Grayson.«
    Er hob leicht eine Augenbraue. Man traf nicht oft eine Kommissarin, die aussah, als wäre ihr Platz auf dem Cover der »Vogue«.
    »Dr. Winthrop, Chef der Chirurgie. Ihr Partner hatte Glück. Wäre das Messer auch nur einen Zentimeter weiter links eingedrungen, hätte er keine Chance gehabt. Er befindet sich noch immer in einem kritischen Zustand, aber die Prognose ist gut.«
    »Er lebt.« Cilla brachte endlich die Worte hervor. Sie spürte die Tränen in ihren Augen.
    »Ja.« Dr. Winthrop wandte sich an sie. »Sind Sie eine Verwandte?«
    »Nein, ich … nein.«
    »Miss O’Roarke ist die erste Person, die Boyd nach seinem Aufwachen wird sehen wollen.« Althea drückte rasch Cillas Hand. »Seine Angehörigen wurden verständigt, aber

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