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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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schauen, sah ich eine pilzförmige Wolke aufsteigen, die noch höher stieg als die höchsten Berge. Oben tobte ein Gewitter und unten loderte Feuer auf und nieder ...
    Ben erklärte mir, was es war: Eine ›taktische Waffe‹, sagte er – was so viel heißt wie eine mit geringerer Sprengkraft – war durch das Tor aus dem unterirdischen Komplex in Perchorsk abgeschossen worden. Und ob du es glaubst oder nicht, er tut immer noch so, als würde er nicht verstehen, warum ich eure Welt noch heute als Höllenlande bezeichne!?
    Wir wussten also nicht, was für eine Waffe das war, aber da ihre tödliche Wolke Richtung Norden wehte, blieben wir auf der Sonnseite von ihrer Wirkung verschont. Als alles vorbei war, leuchtete das Tor so hell wie eh und je und die Sternseite sah genauso aus wie vorher, außer dass jetzt unter dem Tor eine schwach glühende Rauchfahne zu sehen war, die von dort für immer in Richtung der Eislande zeigen sollte. Und auch bei Regenstürmen und heulendem Wind war sie stets zu sehen.
    Das Tor wurde für uns eine Zeit lang eine heilige Stätte, denn es hatte den schrecklichen Atem der Hölle ausgespien, der den ersten und letzten der Wamphyri vernichtet hatte. Zumindest dachten wir das eine lange, lange Zeit. Und dieses Mal muss ich zugeben, dass auch ich es glaubte. Denn obwohl wir viel über die Zähigkeit der Vampire gelernt hatten, hatten wir doch aus der Geschichte noch nicht genug gelernt ...
    Lass mich ein bisschen weiter ausholen. Zu einem früheren Zeitpunkt, nach der Schlacht um den Garten, war Harry Keogh, der Höllenländer, krank geworden. Zu der Zeit dachten wir, dass es etwas Ähnliches war wie die Krankheit, die seinen Sohn, den Herrn des Gartens, befallen hatte, denn beide Männer hatten die Kraft der Sonne selbst als Waffe im Kampf gegen die Wamphyri benutzt, weshalb sie beide ähnliche Verbrennungen davongetragen haben konnten. Der Herr des Gartens – der sich am schlimmsten verbrannt zu haben schien – hatte sich schnell erholt und befand sich schon sehr bald auf dem Weg der Besserung; dachten wir. Doch sein Vater, den es weit weniger schlimm erwischt hatte, wenn überhaupt ... war krank geworden.
    Tja, aber all das ist Teil meiner Geschichte, weißt du?
    Jedenfalls hatte der Necroscope eine Szgany-Frau, Nana Kiklu, die sich um ihn kümmerte, als ihn das Fieber in einem der Häuser des Gartens ans Bett fesselte ... Der Herr hatte kleine Steinhütten für seine Trog-Diener gebaut und Harry lag in einer von ihnen. Nanas Mann, Hzak, war in der Schlacht um den Garten gefallen und sie hatte keine Kinder. Da kam Harry Keogh, der Herrenzeuger, ein sehr intelligenter, gut aussehender Mann mit außergewöhnlichen Talenten, der in seinen Fieberträumen von vergangenen Lieben und Lüsten fantasierte.
    Ich brauche nichts weiter zu sagen – tatsächlich weiß ich auch nichts weiter – außer, dass Nana neun Monate später Zwillinge zur Welt brachte. Einer davon war Nathan. Deshalb sprechen wir oft von ›Harry und seinen Söhnen‹. Was seinen anderen Sohn, Nestor, betrifft ... er war ein wildes Kind, aber das ist hier jetzt erst einmal nebensächlich.
    Viele Jahre vergingen und aus Nathan war ein Teenager geworden. Er besaß die Talente seines ausländischen Vaters, aber niemand wusste das, denn wir glaubten, er sei Hzak Kiklus Sohn, gezeugt kurz vor der Schlacht um den Garten. Nun, vielleicht hatte ich die Wahrheit erraten. Aber Nana war eine gute, hart arbeitende Frau, die ihre Jungs gern hatte, beide, zu dem Zeitpunkt. Unter den Szgany Lidesci gab es ohnehin schon genug alte Klatschweiber. Denen wollte ich nicht noch Gesprächsstoff liefern, über den sie sich dann auslassen konnten. Bedenke: Selbst ich wusste nicht, dass er seinem Vater ähnlich war und bald noch ähnlicher sein würde.
    Jetzt weißt du also etwas über Nathan. Später kommt noch viel mehr ...
    Ich habe bereits erwähnt, dass ich jedes Jahr nach Sternseite marschierte, als ob ich mich rückversichern müsste, dass es dort keine Vampire mehr gab und ihre Festen zerstört waren, alle bis auf eine. Ich wagte mich dort zum Fuß von Lady Karens einsamer Feste und schaute hinauf zu den großen, düsteren Überresten des Schreckens vergangener Tage. Ich schrie in die Burgruine hinein, bis das Echo den Staub von den Wänden holte. Als ich einmal von genau so einer Reise zurückkehrte, fühlte ich, dass ich Zeuge von ... etwas wurde. Aber ich konnte mir nicht sicher sein.
    Ich hatte es mir angewöhnt, zu einer bestimmten Stunde

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