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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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wirbeln, zu der weißen Sonne tief im Herzen des Kraters –, sie vereinten sich zu Stromschnellen, die das Wasser des Sees zum zweiten Mal umleiteten, sodass es wieder auf diese Welt, die Erde, zurückgeleitet wurde und dort vom Heim von Radujevac in die Donau zurückfloss. Also hatte man nichts verloren und nichts gewonnen.
    Aber welch Wunder! Die Fontäne, die bestimmt 30 Meter in den Nachthimmel der Sternseite reichte und von dem Tor, das von innen heraus strahlte, beleuchtet wurde, versprühte ihr weiches, weißes Wasser auf das Land und in den See! Außerdem hatte sie beide Zugänge zur Sternseite abgeschnitten, was die Integrität beider Welten sicherte ...
    Und dabei blieb es, für eineinhalb Jahre deiner Zeit – Erdenzeit – und 70 Tage meiner Zeit, denn die Sonne stieg nun viel höher und die Tage waren noch länger. Nun, zumindest am Anfang. Aber es sollte nicht so bleiben.
    Der Mensch kann die Natur nicht bezwingen, Jake. Oder wenn, dann ist seine Herrschaft nur von kurzer Dauer. Was Nathan und das E-Dezernat getan hatten, ging gegen die Natur .... Sie drehten eine Welt um! Doch langsam, aber sicher begann die seltsame Schwerkraft der weißen Sonne, ihre Anziehungskraft, uns wieder nach Norden zu drehen. Die Tage wurden kürzer, die Sonne sank noch tiefer und die Schatten auf der Sternseite wurden länger als zuvor. Es regnete nicht mehr. Die Jahreszeiten, die es kurzzeitig gegeben hatte, verschwanden und die Savannen vertrockneten und nahmen wieder ihre rostbraune oder gelbliche Farbe an. Jede Nacht erschienen über den Grenzbergen mehr Sterne, die von ihrer Position im Norden zurückschwebten. Wieder ragte der düstere Nordstern, der früher die Karenhöhe beschienen hatte, hoch über den Himmel der Sternseite.
    Aber waren die Szgany bestürzt? Oder die Höhlenbewohner in ihren Behausungen oder die Thyre in der Wüste? Nicht einmal ansatzweise! Die Höhlenbewohner hatten sowieso das viele Licht verabscheut; es zerstörte ihre Pilzfarmen und reizte ihre Haut und ihre Augen, die so blass waren wie der Mond. Die Thyre waren in ihren unterirdischen Behausungen schwer damit beschäftigt gewesen, an ihren Flüssen Dämme gegen unerwartetes Hochwasser zu errichten. Und die Szgany? Wir hatten die Beständigkeit unseres Klimas genossen; wozu brauchten wir Jahreszeiten, wenn die Bäume immer Früchte tragen konnten? Aber unter der verdrehten Welt ... hatte sogar das Grünzeug – die Flora – gelitten. Zu viel Sonne in der einen Jahreszeit, ein Übermaß an Regen in der nächsten, und kalte Luft in der dritten.
    Und jetzt war alles wieder beim Alten, außer, dass es keine Plage mehr gab, keine Vampire, keine Wamphyri! Sie waren aus unserer Welt für immer verschwunden. Die Szgany konnten in ihren Betten ruhig schlafen und brauchten nicht um ihr Leben und das Blut ihrer Lieben zu fürchten. Wir konnten sogar damit anfangen, die Gebiete zu erkunden, die uns vorher verwehrt waren, vielleicht sogar die Sternseite selbst. Und auch die großen Seen und Ozeane, die im Norden des Felsplateaus lagen. Und das unbekannte Gebiet im Osten und Westen der ehemaligen ›Grenz‹-Berge, jenseits der ausgetrockneten Sümpfe und der Großen Roten Wüste; denn es würde einige Zeit dauern, bis die Sümpfe wieder so waren wie vorher. Und die Thyre waren nicht länger Nicht-Menschen, sondern Nachbarn – wir schätzten ihre Freundschaft und hatten uns entschlossen, all die ›Technologie‹, die Nathan uns aus den Höllenlanden mitgebracht hatte, mit ihnen zu teilen. Ah, wie perfekt alles schien!
    Große Pläne und noch größere Träume, aye.
    Ah, Jake, aber mein Seherblut sagte mir, dass etwas nicht stimmte. Ich machte mir Sorgen, während die Zeit verging ...
    Es gibt Mythen und es gibt Legenden. Ein Mythos ist eine Geschichte, die Ewigkeiten zurückreicht und durch mündliche Überlieferung verändert wurde, sodass man nicht mehr sicher sein kann, ob sie wahr ist oder nur eine Geschichte. Ein solcher Mythos war der von Shaitan dem Ungeborenen, bis er in der Gegenwart erschien. Eine Legende hingegen ist etwas, das nicht so weit zurückliegt. Eine Legende ist nicht so alt, dass sie ihren Wahrheitsgehalt hätte verlieren können.
    Hier in deiner Welt, Jake, gibt es ein Sprichwort: ›Er ist eine lebende Legende‹. Weißt du, was ich meine? Etwas – normalerweise ein Mann oder eine Frau – erwirbt Kultstatus, noch während er oder sie lebt. Aber Legenden sind normalerweise älter, wenn auch nicht ganz so alt wie Mythen. Auf der

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