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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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auf die Seite zu drängen, und als der nicht nachgab, gerieten sie in eine alberne Rangelei.
    »Ich laß mich doch nicht von einem Gehilfen abweisen«, keuchte Emory empört.
    Mit aller Kraft stieß er den Cowboy vor die Brust und sah mit Genugtuung, wie dessen Gesicht vor Schmerz kreidebleich wurde. Er taumelte nach rückwärts, also nutzte Emory die Gelegenheit und stürmte ins Haus.
    Wo er verblüfft stehenblieb.
    Anna Corbett kniete auf dem Boden.
    Der Junge stand an die Wand gedrückt, und an seinem Kopf lag eine Pistole.
    Der Kerl mit der Pistole…
    Pistole?!

47
    D avid schlotterte vor Angst. Er hatte zugesehen, wie nur ein paar Schritte von ihm entfernt ein Mann erschossen wurde. Jetzt weinte er, zu laut offenbar, denn Carl packte ihn bei der Schulter und schüttelte ihn. »Hör auf zu flennen, Junge. Hast du mich verstanden? Sei still.«
    Anna streckte die Arme nach ihrem Sohn aus, und Carl stieß ihn zu ihr hin. »Los, sieh zu, daß diese Rotznase aufhört mit der Heulerei.«
    Sie wußte nicht, was Carl Herbold mit ihr vorgehabt hatte, als er sie zu Boden stieß – denn genau in dem Moment war Lomax hereingeplatzt. Jack hatte mit dem Rücken zu ihr gestanden, so daß sie nicht mitbekommen hatte, was er sagte; aber an seiner Haltung, seinem Bemühen, die halbgeöffnete Tür zu versperren, hatte sie gesehen, daß er Lomax schützen wollte, vermutlich indem er versuchte, ihn wegzuschicken. Aber Lomax in seiner Arroganz hatte nicht klein beigeben wollen. Er war zur Tür hereingestürmt und wurde von Carl Herbold augenblicklich niedergemäht.
    David klammerte sich schluchzend an seine Mutter. Jack legte den Zeigefinger an die Lippen, um David zu bedeuten, daß er still sein solle. David nickte und gab sich alle Mühe, tapfer zu sein; aber ganz unterdrücken konnte er das Schluchzen nicht.
    Wie schnell im Leben sich die Prioritäten ändern, dachte Anna. Seit Davids Geburt hatte sie sich Gedanken darüber gemacht, welche negativen Auswirkungen ihre Behinderung auf die Entwicklung ihres Sohnes haben würde. Diese Sorgen erschienen ihr jetzt trivial. Wenn ihnen der Tod erspart
bliebe, wenn sie weiterleben dürften – was spielte es dann noch für eine Rolle, daß sie nicht hören konnte?
    Sie wünschte inständig, sie könne die Uhr zurückdrehen. Vor Minuten noch hatte die Zukunft hell und freundlich vor ihnen gelegen. Jetzt schwebten sie in Todesgefahr. Warum mußte das ausgerechnet in dem Moment geschehen, da sie und Jack einander gefunden hatten?
    Jack hatte deutlich quälende Schmerzen. Er mußte sich eine Rippe gebrochen haben, als er gegen die Wand gestürzt war. Ständig hielt er eine Hand auf seine Seite gedrückt, und sein Gesicht war leichenblaß. Offensichtlich stellte jeder Atemzug eine keuchende Anstrengung dar, den Schmerz zu überwinden. Seine Lippen waren angespannt, unnatürlich in ihren Bewegungen; dennoch konnte sie alles lesen, was er sprach. Er bemühte sich ihretwegen, so deutlich zu artikulieren, daß sie seinem Gespräch mit Herbold folgen konnte.
    Sie hatte gesehen, wie er mit den Fingern das Wort ›Messer‹ buchstabiert hatte, und hatte sich, wie er, daran erinnert, daß sein Messer sich immer noch in Davids kleinem Rucksack befand. Nachdem David die Bäume damit gekennzeichnet hatte, hatte er gefragt, ob er es eine Weile behalten dürfe. Jack hatte es ihm erlaubt, allerdings unter der Bedingung, daß er es mitsamt dem Futteral in seinem Rucksack trage. Und dort, in dem kleinen Ranzen mit dem 101-Dalmatiner-Muster, steckte es auch jetzt noch.
    Aber wie sollte sie an das Messer herankommen, ohne daß Herbold es bemerkte?
    David mußte den Rucksack fallen gelassen haben, als Herbold ihn beim Hereinkommen gepackt hatte. Er bildete zusammen mit ihren Fotosachen und dem Picknickkorb in einer Ecke einen unordentlichen Haufen. Zwischen ihm und Jack stand Herbold. Sie war dem Rucksack näher, aber ihre Chance, ihn zu erreichen, war so gering wie die von Jack. Zweifellos würde Herbold sie kaltblütig umlegen, wenn einer von ihnen es auch nur versuchte.
    Allem Anschein nach völlig unberührt davon, daß er soeben einen Menschen getötet hatte, stieß Herbold den Toten, der noch blutete, mit der Schuhspitze an. »Wer war das?«
    Lomax lag rücklings hingestreckt auf dem Boden. Seine blinden Augen starrten zur Decke hinauf, in seinen Zügen spiegelte sich noch Verblüffung.
    »Er ist tot«, sagte Jack. »Es kann Ihnen doch egal sein, wer er war.«
    »Wahrscheinlich, ja.« Finster starrte er

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