Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
stimmte etwas nicht. Man konnte wenigstens versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen.
    Gestern abend, als er sich zum Dienst gemeldet hatte, ernannte Foster ihn in der allgemeinen Hektik kurz und bündig zum Deputy. Rein rechtlich gesehen, war Ezzy also in amtlicher Eigenschaft unterwegs – obwohl er bezweifelte, daß Foster ihn beauftragt hätte, einer Vermißtenmeldung nachzugehen. Aber Foster machten die Nachwirkungen des
Sturms noch genug zu schaffen… warum ihn dann mit einer solchen Bagatelle belästigen?
    Obwohl er sich wie durch die Mangel gedreht fühlte, genoß er es, wieder einen Dienstwagen zu fahren. Der Lincoln war von einem anderen Wagen blockiert gewesen, der in zweiter Reihe geparkt hatte. Auf seine Anfrage hin, ob er während seiner Pause einen Streifenwagen nehmen könne, hatte ihm der Deputy, der Telefondienst machte, wortlos einen Schlüsselbund zugeworfen.
    In dem Wagen fühlte er sich so wohl wie in seinem alten Flanellmorgenrock, den er zu Coras Entsetzen bestimmt schon zehnmal aus der Tüte für die Altkleidersammlung gerettet hatte. Allein die Chance, wieder einmal am Steuer eines Streifenwagens zu sitzen, war ihm Grund genug gewesen, die Fahrt zur Corbett-Ranch zu unternehmen, um nach Emory Lomax Ausschau zu halten. Weit besser, Ella Presleys Anruf nachzugehen, als sich eine Stunde aufs Ohr zu legen und dann womöglich noch mißlauniger als vorher wieder aufzuwachen – oder sein Haus nach Schäden zu prüfen, die er selbst doch nicht würde richten können, oder über dem rätselhaften Hinweis im Fall McCorkle zu brüten, den ein Sterbender ihm hinterlassen hatte.
     
    Myron brach fast in Tränen aus.
    Carl war immer noch nicht wieder da, und er kriegte es jetzt richtig mit der Angst.
    Dazu kam die Sorge, etwas falsch gemacht zu haben.
    Carl hatte ihm befohlen, jeden zu erschießen, der in die Nähe des Wagens kam. Aber er hatte den Mann im Auto weiterfahren lassen und ihn nicht erschossen. Der Wagen war bis neben ihm gerollt. Der Mann darin hatte sich vorgebeugt und zu ihm rübergeschaut. Dann war er plötzlich aufs Gaspedal gestiegen und abgezischt, ehe Myron feuern konnte.
    Der Gedanke, daß Carl von dieser Panne erfahren würde,
versetzte ihn in nackte Panik. Aber noch größer war seine Angst, daß Carl nicht wiederkommen würde; dann wäre er ganz allein, und keiner sagte ihm, was er tun sollte. Nein, da war’s ihm schon lieber, wenn Carl ihn anbrüllte und einen Kretin nannte.
    Er dachte daran, hinters Steuer zu rutschen und in der Richtung zu fahren, in die Carl verschwunden war. Eigentlich könnte er versuchen, Carl zu finden. Aber er wußte ja den Weg nicht. Was, wenn er ihn verfehlte? Was, wenn Carl zurückkam und er nicht da war? Dann würde Carl wirklich wild werden.
    Deshalb blieb er, wo er war, schwitzte und hütete das Geld.
    Aber wenn noch mal jemand vorbeikam, würde er schießen. Dann würde Carl nicht so böse werden, wenn er von dem anderen erfuhr.
    Dies beschlossen, blieb Myron beinahe gelassen, als er das Auto bemerkte. Er sah es im Seitenspiegel und drehte sich nicht nach ihm um, sondern richtete den Blick weiter nach vorn. Der Wagen bremste ab und hielt hinter seinem am Straßenrand. Myron fand es sehr gut, daß er angehalten hatte – denn er wollte jemanden erschießen, damit Carl stolz auf ihn sein konnte.
    Es war ein Streifenwagen… weiß mit blauer Schrift auf der Seite. Quer über dem Dach thronte unübersehbar die Lichtanlage. Die Lichter blinkten nicht, aber ein Auto mit Schrift auf der Seite und Scheinwerfern obendrauf war der Feind. Carl haßte Bullen wie die Pest. Er würde sich halbtot freuen, wenn er hörte, daß Myron einen Bullen umgelegt hatte.
    Der Fahrer öffnete die Tür und stieg aus.
    »Hallo, haben Sie Schwierigkeiten mit ihrem Wagen?«
    Myron beobachtete ihn im Spiegel, als er sich vorwärts beugte, hörte seine Schritte auf dem Kies.
    Er krümmte seine schweißnassen Finger um den Abzug.
    »Brauchen Sie Hilfe?«
    Als der Polizist sich herunterbeugte und lächelnd durch das offene Fenster sah, hob er die Flinte und feuerte.
     
    Emory Lomax zog die kleine Dose mit dem Atemspray aus der Brusttasche seines Jacketts und verpaßte sich einen ordentlichen Schuß Pfefferminzessenz. Er prüfte sein Aussehen im Rückspiegel und stellte erleichtert fest, daß ihm von dem soeben überstandenen Schrecken nichts mehr anzusehen war.
    Er hatte abgebremst, um dem Mann in dem liegengebliebenen Wagen seine Hilfe anzubieten – aber als er neben dem

Weitere Kostenlose Bücher