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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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holen.«
    »Gute Nacht, Opa«, rief David, wieder vergnügt.
    »Gute Nacht, David.«
    An der Tür blieb Delray stehen und warf einen letzten Blick zur Schaukel. David erzählte irgend etwas. Sawyer hörte ihm geduldig zu. Er schien sich in seiner Rolle als Babysitter ganz wohl zu fühlen.
    Jack Sawyer war dem Bericht des Sicherheitsunternehmens zufolge ein unbescholtener Mann. Er wirkte ruhig und ausgeglichen, war intelligent und belesen. Delray hatte noch kein Thema entdeckt, zu dem Sawyer nichts zu sagen hatte. Nur über sich selbst sprach er nie. Meistens hörte er zu. Der neue Helfer war ein guter Zuhörer, der zu schweigen, aber im angebrachten Moment auch seine Meinung zu sagen wußte.
    Außerdem war er ein guter Cowboy und verstand eine Menge von Rinderzucht sowie vom Betrieb einer Ranch. Wenn er etwas nicht wußte, fragte er. Er arbeitete hart, gönnte sich kaum Pausen, besaß Eigeninitiative. Geräte und Werkzeuge behandelte er pfleglich und räumte alles wieder auf, was er gebraucht hatte. Er war eine verdammt gute Kraft.
    Wie kam es jedoch, daß ein intelligenter, umgänglicher Mensch wie er in einem alten Pick-up durch die Gegend gondelte, immer unterwegs, ohne festen Wohnsitz, ohne feste Arbeit, ohne feste Bindungen, sei es an Familie oder Freunde?
    Außerdem war er praktisch unmittelbar nach Carls Flucht aus dem Gefängnis wie aus dem Nichts hier aufgetaucht.
    Aber wenn es zwischen Jack Sawyer und Carl eine Verbindung gab, dann hätte sich das doch bei der Überprüfung seiner Person gezeigt?
    Delray war Zufällen gegenüber mißtrauisch. Er glaubte,
von Natur aus argwöhnisch und vorsichtig, nicht an sie. Zwar mochte er den Jüngeren, aber traute ihm nicht ganz über den Weg.
    Delray hatte es gern, wenn alles paßte.
    Bei Jack Sawyer paßte irgendwas nicht.

11
    D as ist ein ›J‹. Zeichne es einfach mit deinem kleinen Finger in die Luft.«
    Jack folgte Davids Anweisung, aber der Junge schüttelte den Kopf.
    »Nein, erst mußt du ein ›I‹ machen. Siehst du? Dann..«
    »Ach so. Okay, ich hab’s.« Jack versuchte es noch einmal.
    »Genau. Das ist prima, Jack. Bald kannst du die Zeichensprache.«
    »Ich hab einen guten Lehrer. Wie geht das ›A‹?«
    Die Zunge in den Mundwinkel geklemmt, bildete David mit seiner kleinen Faust den Buchstaben.
    Jack ahmte das Zeichen nach. »So?«
    »Ja, genau. Und weiter?«
    »›C‹.«
    »›C‹ ist einfach. Es schaut genauso aus wie der Druckbuchstabe. Ich kann Druckbuchstaben. Meine Mama hat sie mir beigebracht, da war ich erst drei.«
    »Hey, du bist ganz schön gescheit.«
    »Das sagt meine Mama auch.«
    »Okay. ›J-a-c‹.« Jack bildete die Buchstaben mit der rechten Hand, während er sie aussprach. »Als nächstes kommt das ›K‹.«
    »Das ist ziemlich schwer. Es geht so.«
    »So?«
    »Nein. Du mußt – warte! Mama kann’s dir zeigen. Hallo, Mama. Ich zeig Jack, wie sein Name in Zeichensprache geht.«
    Jack, der in der Hocke vor der Schaukel gekauert hatte, richtete sich auf und lächelte etwas verlegen. »Hallo!«
    Anna Corbett maß ihn mit einem so kühlen Blick, daß er sich fragte, womit er sie diesmal verprellt hatte. Er hatte geglaubt, der unbeabsichtigte Schnitzer bei ihrer ersten Begegnung sei ihm verziehen worden. Immerhin hatte er den Wagen gerichtet und ihr eine Reparaturrechnung erspart. Daraufhin war ein ›Danke‹ erfolgt.
    Aber vielleicht hatte er das Zeichen falsch gedeutet. Es konnte ja auch etwas ganz anderes meinen. ›Verpiß dich‹ vielleicht?
    Seit er in den Wohnwagen gezogen war, hatte er sie immer nur flüchtig zu Gesicht bekommen; einmal, als sie die Blumentöpfe auf der Vordertreppe goß; ein andermal, als sie mit David nach vorn zur Straße ging, um die Post zu holen; und heute morgen, als er gerade eines der Pferde beschlug, hatte er sie an der Hintertür stehen sehen. Aber sie war im Nu wieder weg gewesen – unter Umständen hatte sie ihn überhaupt nicht auf der Koppel bemerkt.
    Freundlich aufgenommen von ihr fühlte er sich jedenfalls nicht. Er hatte eher den Eindruck, daß sie ihm aus dem Weg ging. Es war natürlich möglich, daß er in ihre Zurückhaltung weit mehr hineininterpretierte, als sie bedeutete.
    Sie machte David einige Zeichen, auf die er sofort mit Protest antwortete. »Hier draußen sind überhaupt keine Mücken, Mama. Ich bin kein einzigesmal gestochen worden.«
    Sie sagte noch mehr. Was immer es auch war, David hielt es für klüger zu gehorchen. Er rutschte von der Schaukel und sagte zu Jack: »Ich

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