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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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muß jetzt rauf in die Wanne.«
    »Tja, um gewisse Dinge kommt man eben nicht herum. Je früher du in die Wanne hüpfst, desto früher schaffst du es ins Bett – und desto früher kannst du morgen aufstehen und wieder schaukeln.«
    »Schubst du mich morgen höher?«
    »Mal sehen.« Er reichte David die Hand.
    Seine Mutter drehte den Jungen an den Schultern herum
und gab ihm einen liebevollen Klaps auf den Po, um ihn in Richtung zur Veranda in Bewegung zu setzen. Dann winkte sie Jack zu seiner Überraschung, ebenfalls mitzukommen.
    Er tippte sich mit dem Finger auf die Brust. »Ich? Ich soll mit reinkommen?«
    Sie nickte kurz und ging los, ohne sich weiter darum zu kümmern, ob er ihr folgte oder nicht. Neugierig marschierte Jack ihr nach. »Sehr wohl, Madam«, sagte er laut.
    Drinnen schickte sie David nach oben.
    »Und was macht ihr noch, du und Jack? Kann ich nicht noch ein bißchen unten bleiben?«
    Sie hielt den Zeigefinger hoch, ihre Lippen bildeten das Wort ›eins‹. Dann richtete sie den Mittelfinger auf. ›Zwei‹.
    »Wenn sie anfängt zu zählen, wird sie gleich sauer«, murmelte David.
    »Dann lauf mal lieber.«
    Der Junge trödelte die Treppe hinauf. »Gute Nacht, Jack«, rief er von oben herunter.
    »Nacht!«
    Anna winkte Jack den Mittelflur entlang. Zu beiden Seiten des breiten Gangs waren Zimmer, deren Türen offenstanden; aber sie ließ ihm keine Zeit, einen Blick hineinzuwerfen, sondern führte ihn schnellen Schritts nach hinten, in einen kleinen Raum unter der Schräge des Treppenaufgangs.
    In der einen Wand befand sich ein Fenster mit Läden. An zwei Wänden standen Bücherregale, vor der vierten sah er einen Schreibtisch mit zwei Tastaturen, die eine zu einem Spezialtelefon für Annas Gebrauch gehörig. Der Staat stellte ein Netz zur Verfügung, über das von Gehörlosen eingetippte Nachrichten und Informationen an eine Vermittlungsstelle weitergegeben und von dort aus dem anderen Gesprächsteilnehmer mündlich zugeleitet wurden. Umgekehrt funktionierte das System auf gleiche Weise.
    Das zweite Keyboard gehörte zu einem Computer. Über
den Bildschirmschoner, der einen gestirnten Himmel zeigte, sausten Planeten und Meteore.
    Sie wies ihn zu einem großen Ledersessel. Er setzte sich und sah erwartungsvoll zu ihr auf. »Und jetzt?« Sie hob den Arm wie ein Verkehrspolizist. »Halt? Warten? Bleiben?«
    Sie nickte.
    »Bleiben.« Er wiederholte das Wort, und sie nickte noch einmal. Dann ging sie aus dem Zimmer und ließ ihn allein. »Nenn mich einfach Bello«, brummte er, während er ihren Schritten auf der Treppe lauschte. Wahrscheinlich wollte sie nach David sehen, der oben in der Wanne saß. Delray lag vermutlich schon in seinem Bett.
    Er stand aus dem Sessel auf und drehte eine gemächliche Runde durch den Raum. Neugierig, gewiß, aber wenn ihr das nicht paßte, hätte sie ihn nicht hereinbitten sollen.
    Die Möbel waren nicht neu, aber gut gepflegt. Die Blätter des üppig gedeihenden Efeus glänzten. Alles stand ordentlich an seinem Platz. Das Zimmer war gemütlich, aber nicht überladen. Anna Corbett schien Stil zu besitzen.
    Die Bücher auf den Borden verrieten vielseitige Interessen. Es gab zahlreiche Biographien und Sachbücher zu allen möglichen Themen, neben ledergebundenen Klassikern und Taschenbuchbestsellern der letzten Jahre.
    Auf einem der unteren Borde entdeckte er ein Lexikon der Zeichen- und Gebärdensprache. Neugierig zog er es heraus und überflog die einführenden Seiten. Mit Erstaunen las er, daß zwischen amerikanischer und englischer Gebärdensprache ein großer Unterschied bestand. Er hatte immer geglaubt, Zeichensprache wäre gleich Zeichensprache. Aber das traf offensichtlich nicht zu.
    Dem Vorwort des Lexikons zufolge wurde in der englischen Zeichensprache jeweils ein Zeichen für ein Wort verwendet. Andere Zeichen, sogenannte Markierungszeichen, zeigten Plural, Tempus, Vor- und Nachsilben und andere Sprachelemente an.
    Die amerikanische Zeichensprache hatte mit der englischen kaum etwas gemein. Sie war eine eigene Sprache. Ein Zeichen konnte für mehrere englische Wörter mit synonymer Bedeutung stehen. Einige der in der englischen Zeichensprache verwendeten Zeichen waren der amerikanischen entnommen, so daß eine Verständigung zwischen den Anwendern der beiden Sprachen möglich war. Dennoch unterschieden sich beide Sprachen von Grund auf, und die Frage, welche Vorteile die eine vor der anderen auszeichneten, war Gegenstand hitziger Debatten unter den

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