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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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natürlich noch zu früh, um sich ein vernünftiges Urteil zu bilden – aber bisher durfte er sich über Sawyers Arbeitseinstellung nicht beklagen. Der Mann leistete, genau wie er versprochen hatte, jeden Tag ganze Arbeit und tat noch einiges dazu. Es war schon verdammt weniger anstrengend, die Arbeit auf dem Hof mit Hilfe eines zusätzlichen Paars Hände zu bewältigen. Delray konnte sich nicht länger vormachen, daß er allein zurechtkam: Sawyer hatte ihn davon überzeugt, daß das nicht stimmte.
    Trotzdem störte ihn Sawyers Anwesenheit, seine tägliche Nähe. Es paßte ihm nicht, andere Menschen auf der Ranch zu haben; schon gar nicht andere Männer, noch dazu solche, von denen er praktisch nichts wußte.
    Er, Anna und David lebten seit langem alleine hier – und zwar nach festen Gewohnheiten. Ein Tag unterschied sich kaum vom nächsten. Er wußte schon morgens beim Aufstehen, was von dem jeweiligen Heute zu erwarten war. Jeder Tag lief nach einem festen Muster ab, das sich mit der Zeit herausgebildet hatte und allen dreien behagte. Ihr Leben besaß Struktur, und Delray mochte es so. Er brauchte es für seine innere Ruhe.
    Jack Sawyer würde den geordneten Ablauf ihres Lebens durcheinanderbringen. Wie jeder Eindringling das täte. Sein Bleiben müßte unweigerlich Wirkung zeitigen. Vor allem die Frage, welcher Art diese Wirkung sein würde, beunruhigte Delray. David vergötterte den Mann offensichtlich. Aber Kinder konnte man leicht beeindrucken. Die Interessen des Jungen waren flüchtig, wechselten ständig und schnell. Heute ging es um Dinosaurier. Morgen würden es vielleicht Raketen, Vulkane oder Urwälder sein. Davids Schwärmerei für Sawyer bereitete Delray keine allzu großen Sorgen.
    Aber wie stand es mit Anna?
    Er warf einen Blick über seine Schulter. Sie saß mit hochgezogenen
Beinen in einem Sessel, neben sich ein Glas Eistee, im Schoß einen Roman. Aber sie las nicht. Sie blickte durch ein anderes Fenster hinaus zu dem Baum, der Schaukel, dem Jungen und dem Mann. Als spürte sie Delrays Blick, sah sie ihren Schwiegervater kurz an und senkte die Augen rasch wieder auf ihr Buch.
    Ihre schuldbewußte Reaktion irritierte ihn und traf genau den Punkt, wo seine schlimmsten Befürchtungen saßen.
    Nichts wie raus und zur Beruhigung einen Priem kauen, dachte er und ging zur Haustür. Kaum war er auf die Veranda getreten, winkte David ihm aufgeregt. »Komm und schubs mich an, Opa«, rief er. »Jack hat gesagt, ich darf am Anfang noch nicht zu hoch schaukeln. Erst wenn ich’s richtig raus hab. – Glaubst du, daß ich’s bis morgen raus hab, Jack?«
    Auf dem Weg über den Hof schob Delray sich ein Stück Kautabak in den Mund. Dann trat er hinter die Schaukel und versetzte ihr einen leichten Stoß.
    »Ein bißchen mehr kannst du schon anschubsen, Opa«, beschwerte sich David. »Ich bin doch kein Baby.«
    Jack lehnte am Baumstamm und lachte. »Ich warne Sie, Delray. Er wird Sie in Null Komma nichts ausgepowert haben.«
    David produzierte Flugzeuggeräusche. Delray schob die Schaukel jedesmal, wenn sie zu ihm zurückschwang, mit sachtem Stoß an.
    Den Kopf nach Sawyer drehend, sagte er: »Haben Sie sich gestern gleich zurechtgefunden? Im Ort, mein ich.«
    »Ich bin immer der Nase nach gefahren und hab’s geschafft, mich nicht zu verfransen.«
    Delray nickte. Er stieß die Schaukel noch ein paarmal an. »Sie brauchen übrigens abends nicht hier rumzusitzen. Nach der Arbeit können Sie kommen und gehen, wie es Ihnen paßt. Sie müssen nur das Tor absperren, wenn Sie heimkommen.«
    »Danke, aber ich wüßte nicht, was ich groß unternehmen sollte.«
    »In Blewer gibt’s ein ganz neues Kinocenter, auf das die Handelskammer riesig stolz ist.«
    »Kino kann ich mir nicht leisten. Was die da für eine Karte verlangen, ist ja Wahnsinn.«
    »Dann schauen Sie doch mal in eine Kneipe. Hier gibt’s, soweit ich gehört habe, einige, wo’s ganz munter zugeht.«
    Sawyer lachte leise. »Mit der Munterkeit hab ich’s nicht so.«
    »Na ja, es gibt auch noch andere Möglichkeiten, Leute kennenzulernen. Meine Schwiegertochter und ich sitzen am liebsten zu Hause; aber als Mann so ganz allein hier draußen, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen – da hat man bestimmt mal Verlangen nach – Gesellschaft.«
    »Möglich«, stimmte Sawyer zu und rieb sich den Nacken, »aber mir fehlt die Energie, mich auf die Suche zu machen. Ich bin abends nach der Arbeit immer total fertig.«
    »Es gab hier mal eine

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