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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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soll er nicht davon gehört haben? Im Radio und im Fernsehen bringen sie doch nichts anderes.«
    »Hab ich mit dir geredet?« fragte der erste Mann aufgebracht. »Also, wie ist es, Ezzy? Sie als ehemaliger Sheriff, was halten Sie davon?«
    »Ein unglaublich gemeines Verbrechen.« Mit einem Blick
dankte er Lucy für das Essen, das sie ihm hinstellte. Er hatte immer den Verdacht gehabt, daß sie ihn recht gern sah. Direkt geflirtet hatte sie nie. Er war ein verheirateter Mann, und sie war nicht der Typ, der es darauf anlegte, einer anderen Frau den Gatten auszuspannen. Er seinerseits hatte nie etwas gesagt oder getan, um sie zu ermutigen. Es war nur ein Gefühl von ihm, weil sie immer ein wenig aufgekratzter zu werden schien, wenn er ins Café kam. Sie bediente ihn besonders zuvorkommend, geizte nie mit Extraportionen und kleinen Gefälligkeiten. So wie jetzt; auf seinem Teller lagen zwei knusprig gebratene Schweinswürste.
    »Glauben Sie, daß Herbold es getan hat?«
    Ezzy hielt den Blick auf seinen Teller gerichtet. »Dazu kann ich nichts sagen. Es ist drüben in Louisiana passiert – also weit außerhalb meiner Zuständigkeit.«
    »Man kann sich schon vorstellen, warum sie den Mann umgebracht haben«, meinte einer nachdenklich. »Sie haben ihn ausgeraubt.«
    »Das mit dem kleinen Mädchen ist die wahre Tragödie!«
    »Da hast du ausnahmsweise mal recht, Clem. Wie konnten die nur so was Gemeines tun!«
    »Im Fernsehen haben sie gesagt, daß sie unten ganz aufgerissen war.«
    »Herrgott noch mal!« rief Lucy. »Müßt ihr unbedingt darüber reden? Habt ihr überhaupt keinen Respekt vor den Toten?«
    »Jetzt reg dich nicht auf, Lucy. Ich sag doch nur, daß der Kerl, der das getan hat, von Grund auf gemein ist. Er hat’s aus Gemeinheit getan. Das war der einzige Grund.« Sein Zeigefinger stach auf die Tischplatte ein. »Reine Gemeinheit!«
    »Genau wie damals bei der kleinen McCorkle. Wie lang ist das jetzt her? Erinnern Sie sich, Ezzy?«
    Dieser hatte gerade gedacht, wieviel besser Coras Fleischsoße war als die im Busy Bee, und hatte das Gespräch an seinem
Ohr vorbeiplätschern lassen, ohne richtig hinzuhören. Aber nun war es plötzlich, als bohrten sich tausend Angelhaken in sein Fleisch und zerrten ihn aus den kühlen, dämmrigen Gewässern stillen Sinnens an die Oberfläche, wo Überleben ein Kampf um jeden Atemzug war.
    »Klar erinnert er sich«, sagte einer geringschätzig. Dann zu Ezzy: »Sie haben nie beweisen können, daß die Herbolds das Mädchen getötet haben, stimmt’s? Sie wissen eigentlich bis heute nicht, was ihr zugestoßen ist, richtig, Ezzy?«
    Er räusperte sich und trank einen Schluck Kaffee. »Leider.«
    »Nur der Fluß kennt das Geheimnis«, sagte Lucy.
    Ezzy sah sie erstaunt an. Erst gestern hatte er einen zweiundzwanzig Jahre alten Zeitungsausschnitt gelesen, genau den, aus dem dies Zitat stammte.
    Sie wurde rot, als wäre es ihr peinlich, daß sie sich so genau seiner damaligen Worte erinnerte. »Ich weiß noch, daß ich deinen Ausspruch damals in der Zeitung gelesen hab.«
    Einer der Stammgäste erlöste sie aus der Verlegenheit, indem er meinte: »Das können nur diese Burschen gewesen sein. Sie waren die letzten, die mit ihr zusammen gesehen worden sind.«
    »Ja, aber sie kann sie irgendwo abgesetzt und einen anderen Kerl aufgegabelt haben.«
    »Wen denn?« fragte der andere verächtlich.
    »Jeden. Alle sagen, daß sie’s mit jedem getrieben hat.«
    »Und ich sage, daß das verdammt unwahrscheinlich ist. Jeder weiß, daß die Herbolds in die Sache verwickelt waren.«
    »Ach ja? Und wie sind sie dann so schnell nach Arkansas gekommen? Kannst du mir das vielleicht verraten? Haben Sie das jemals rausbekommen, Ezzy? Die Sache in Arkansas, das war doch deren Alibi, oder?«
    »Richtig.« Ohne sein Frühstück aufgegessen zu haben, rutschte er vom Hocker. »Was schulde ich dir, Lucy?«
    Sie stellte ihm die Rechnung, die so lächerlich niedrig war, daß er den Betrag verdoppelte und das Geld unter seinen Teller schob.
    »Danke, Ezzy.« Sie bedachte ihn mit einem Lächeln, das einen goldenen Backenzahn zeigte.
    »Hör mal«, sagte einer der Männer hinter ihm. »Ich hab mir gerade gedacht …«
    »Na, das ist doch mal was ganz Neues.«
    »Ach, Scheiß auf dich und …«
    »Hey, Jungs, nun macht mal halblang«, rief Lucy. »Ihr kennt die Regeln hier.«
    »Entschuldige, Lucy. Also, wie ich sagte, bevor ich unterbrochen wurde …«
    Mehr hörte Ezzy nicht. Er öffnete die Tür, brachte damit

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