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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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hatte er die Tage damit zugebracht, das Haus vom Keller bis zum Speicher zu durchsuchen. In keinem der üblichen Verstecke tauchte auch nur ein Penny auf. Wer hätte gedacht, daß die blöden Hexen die Wahrheit sagten, als sie um ihr Leben gefleht hatten?
    Der größte Teil der vierzig Dollar, die Cecil ihnen in den Wagen gelegt hatte, war für Alkohol, Essen und Benzin draufgegangen. Sie brauchten schnellstens Geld. Also mußte welches beschafft werden, möglichst ohne allzuviel Wirbel. Ideal wäre ein fixer Einbruch, so nach dem Motto ›rein und gleich wieder raus‹.
    »Die Bude da sieht doch gut aus, Myron«, sagte Carl, als sie unter der toten Ampel hindurchfuhren. »Was meinst du?«
    »Klar, Carl.«
    »Wir holen uns ein bißchen Knete und nehmen dir ein paar PayDays mit. Na, was sagst du?«
    Er war froh, daß Myron nicht widersprach; aber er wünschte, der Kerl würde sich dieses breite Grinsen sparen. Wenn Myron auf diese Art das schwammige rosa Zahnfleisch entblößte, war er wirklich abstoßend häßlich.
    Die Tankstelle war nichts weiter als ein Wellblechschuppen. Sie sah aus, als stünde sie schon seit mindestens einem halben Jahrhundert dort. Die Zapfsäulen auf dem Vorplatz waren das einzig halbwegs Moderne, sie schienen erst etwa zwei Jahrzehnte auf dem Buckel zu haben. Die Äste eines ausladenden Baums überspannten das Dach und tauchten das ganze Geschäft in tiefen Schatten. Sehr günstig, fand Carl. Je tiefer die Dunkelheit, desto besser. Er fuhr hinter den kleinen Bau, stellte den Wagen ab und stieg aus.
    Die Hintertür war nur mit einem billigen Vorhängeschloß gesichert. Mit dem Bolzenschneider, den Cecil ihnen umsichtigerweise für solche Notfälle in den Wagen gelegt hatte, knackte Carl es im Nu. Durch einen Lagerraum, in dem es nach Gummi und Motoröl roch, gelangte er, gefolgt von Myron, der wie ein Hund hinter ihm herzottelte, in den Verkaufsraum.
    »Scheiße!«
    Die Hände in die Hüften gestemmt, starrte Carl wütend auf die Registrierkasse. Er hatte ein Museumsstück erwartet, so ein Metallungetüm mit numerierten Tasten und einem Glöckchen, das bimmelte, wenn die Geldschublade aufsprang. Vielleicht sogar etwas so Primitives wie eine mit Geld vollgestopfte Zigarrenschachtel.
    Wer hätte in so einem Laden in einem Kuhdorf wie diesem eine supermoderne elektronische Registrierkasse erwartet, wie sie da auf dem Tresen stand? Er hatte aber auch dauernd Pech. Erst die alten Weiber, die ihr Geld auf der Bank horteten. Und jetzt das!
    »Wie soll ich denn das Ding aufkriegen?«
    Es war eine rhetorische Frage; aber Myron, der im Süßwarenregal bereits die PayDays gesichtet hatte, antwortete: »Weiß ich auch nicht, Carl. Brich’s einfach auf.«
    »Das kann man nicht aufbrechen, du Idiot. Da braucht man einen Code, eine ganz bestimmte Zahlenkombination, die man eintippen muß – ach, Scheiße, wieso versuch ich, einem Schwachsinnigen so was zu erklären? Lang mir mal ’ne Tafel Schokolade rüber.«
    »Mit Mandeln, Carl?«
    »Ist mir egal.«
    Myron warf ihm die Schokolade zu. Carl hob den Arm, um sie aufzufangen.
    »Keine Bewegung, ihr Mistkerle!«
    Carl fuhr herum. Die Zwillingsmündung einer Flinte mit abgesägten Läufen starrte ihm ins Gesicht. Die Tafel Schokolade fiel zu Boden.
    »Nicht schießen!« greinte er jämmerlich. »Nein!« schrie er, als er aus dem Augenwinkel bemerkte, daß Myron im Begriff war, sich auf den Mann mit der Waffe zu stürzen. Wenn die Kanone losging, wäre sein Kopf Hackfleisch, noch ehe Myron den Mann erreichte. »Es tut uns echt leid, Mister. Ehrlich. Wir wollten nur was …«
    »Halten Sie den Mund. Und Sie«, sagte er zu Myron, »halten Sie die Hände vor Ihren Körper und kommen Sie hierher, neben Ihren Kumpel.«
    »Was soll ich tun, Carl?«
    Na prima, Myron, sag doch auch gleich noch meinen Nachnamen. Aber Carl war auch wütend auf sich selbst, auf seinen eigenen Leichtsinn. Er hatte seine Pistole auf den Tresen gelegt. Jetzt stand er mit dem Rücken zu ihr und konnte sie nicht erreichen. So was Blödes! Sie hatten höchstens eine Chance, wenn sie vor diesem Bauerntrottel erst mal die Angsthasen spielten.
    »Tu, was der Mann sagt. Er hat uns geschnappt.«
    Myron schlurfte auf seinen großen Füßen über den Linoleumboden. »Müssen wir jetzt wieder in den Knast?«
    Carl schwor sich, daß er Myron eigenhändig die Zunge herausreißen würde, wenn sie hier lebend wieder herauskommen sollten.
    »Seid ihr die Kerle, die in Arkansas aus dem Gefängnis

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