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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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schenkte sich eine Tasse ein, während Jack noch zwei Eier in die Schüssel schlug. Ein paar Minuten später servierte er Anna und David ihr Rührei.
    David schob eine Riesenladung in den Mund und kauderwelschte: »Das sind die besten Eier, die ich in meinem Leben gegessen habe.«
    Anna tat, als wäre sie beleidigt – aber David merkte, daß sie nur Theater spielte, und alle lachten.
    »Darf man mitfeiern?«
    Erstaunt drehte Jack sich um. In der Tür zur Waschküche stand ein Mann, irgendwo in den Vierzigern. Mittelgroß.
Gutaussehend. Ein zaghaftes, entschuldigendes Lächeln. »Ich hab vorn geläutet – aber weil niemand aufgemacht hat, bin ich hintenrum gegangen.«
    Sofort wußte Jack, daß er log. Selbst wenn sie die Glocke nicht gehört hätten, hätten sie auf jeden Fall Annas Signalleuchte blinken sehen. Unfreundlich fragte er: »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Ist Delray Corbett da? Wohnt er noch hier? Sein Name steht am Tor.«
    »Er wohnt hier, ja. Aber er ist nicht zu Hause.«
    »Mein Opa ist im Krankenhaus«, berichtete David, der aufgestanden war und den Fremden unverhohlen musterte.
    Jack wünschte, ihm würde etwas einfallen, um den Jungen zum Schweigen zu bringen, ohne viel Zirkus darum zu machen.
    »Im Krankenhaus?« Der Mann verzog bekümmert das Gesicht. »Ach, du lieber Himmel! Es ist doch hoffentlich nichts Schlimmes.«
    »Vielleicht muß er sterben…«
    »Nichts allzu Ernstes.«
    Jack und David gaben ihre widersprüchlichen Antworten gleichzeitig.
    Der Mann starrte Jack mit einer Mischung aus Vorwurf und Neugier an.
    Jack starrte zurück.
    Und siegte. Der Mann gab klein bei und sagte: »Mein Name ist Cecil Herbold. Ich bin Mr. Corbetts Stiefsohn.«
    Anna hatte sich hinter David gestellt und ihm instinktiv schützend die Hände auf die Schultern gelegt. Jack fühlte sich ihr und dem Jungen gegenüber zu ähnlicher Fürsorge getrieben. Er trat halb vor sie, als wollte er sie und David gegen Cecil Herbold abschirmen.
    »Was wollen Sie?«
    »Ich möcht gern meinen Stiefvater sehen.«
    »Er darf keinen Besuch empfangen. Im übrigen bezweifle
ich, daß er große Lust darauf hätte, mit Ihnen zu sprechen.«
    Der andere geriet spürbar in Rage.
    »Ach, und wer sind Sie, daß Sie das so genau wissen?«
    »Sie brauchen mir nicht zu glauben. Fragen Sie Anna.«
    »Anna?« Herbold musterte sie von Kopf bis Fuß.
    »Dean Corbetts Witwe.«
    Jack hatte den Eindruck, daß Herbolds Verblüffung echt war. »Witwe? Dean ist tot?«
    »Seit sechs Jahren.«
    »Nicht zu glauben! Was ist ihm denn passiert?«
    Kurz erklärte Jack die bittere Geschichte.
    »Ich kann mir vorstellen, daß das Delray fast umgebracht hat. Der Junge war ja sein Augapfel. Ganz im Gegensatz zu Carl und mir. Na ja, wir haben ihm das Leben auch ganz schön sauer gemacht.« Mit einem Blick zu Anna sagte er: »Tut mir echt leid, das mit Dean, Madam. Wirklich traurig.«
    Anna nickte kurz.
    »Und wen haben wir hier?« fragte Herbold und sah lächelnd auf David hinunter. »Ist das Deans Sohn?« Er kauerte vor dem Jungen nieder. »Na, wie läuft’s, Kleiner? Ich bin dein – tja, was zum Teufel bin ich eigentlich?« Er lachte. »Dein Stiefonkel, nehm ich an.«
    David war plötzlich gar nicht mehr gesprächig, Cecil Herbold schien ihm nicht geheuer zu sein. Ohne ein Wort zu sagen, drängte er sich an Annas Bein.
    Herbold stand auf und wandte sich mit einem breiten Lächeln an Anna. »Niedlicher kleiner Bursche. Sieht Dean ähnlich.«
    Sie zögerte einen Moment, bildete dann das Zeichen für ›Danke‹.
    Cecil fiel die Kinnlade herunter. Er sah Jack an. »Sie ist …«
    »Taub.«
    Wieder faßte Herbold Anna ins Auge. »So was! Aber sie hat verstanden, was ich gesagt hab.«
    »Sie hat es von Ihren Lippen abgelesen.«
    »Ich werd verrückt. Ist ja toll. Sie kann von den Lippen ablesen? Ehrlich, Leute wie Sie bewundere ich, Anna. Ja, wirklich.«
    Jack glaubte nicht ein Wort des höflichen Gefasels, mit dem Cecil sie einwickeln wollte. Der Kerl sollte aus dem Haus, weg von Anna und David! »Wir richten Delray aus, daß Sie da waren.«
    Mit einem liebenswürdigen Lächeln Richtung Jack versetzte er: »Sagten Sie nicht, ich soll Anna fragen, ob Delray mich sehen will?«
    Der Kopf von Jack wies nach rückwärts. »Bitte sehr.«
    Cecil zog fragend die Augenbrauen hoch. »Was meinen Sie, Madam?«
    Sie schüttelte verneinend den Kopf.
    Immer noch das liebenswürdige Lächeln im Gesicht, sagte er: »Na, ich hab sowieso nichts andres vor – ich werd

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