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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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worden war, hatte man ihm sämtliche Türen vor der Nase zugeschlagen. Die Polizei von Blewer hatte den ganzen Fall auf ihn abgewälzt, weil das Verbrechen außerhalb der Stadtgrenze verübt worden war. Vom FBI hatte er nur vorübergehend halbherzige Unterstützung bekommen, weil man Patsys Tod offiziell nicht als Mord einstufte und keine Hinweise auf eine Entführung vorlagen. Andere Vollzugsbehörden, die er um Mithilfe bat, hatten ihn im Stich gelassen, als die Herbolds in Arkansas wegen bewaffneten Raubüberfalls und Mordes vor Gericht standen.
    Die Hauptverdächtigen waren hinter Gittern und sahen einer langen Gefängnisstrafe entgegen. Was wollte er da noch? Was war an seinem Fall schon so dringend? Jeden Tag wurden Frauen überfallen, vergewaltigt und getötet, und die Kerle, die sich an ihnen vergriffen hatten, blieben auf freiem Fuß. Seine Täter hingegen befanden sich in Gewahrsam. Die Gesellschaft war vor ihnen sicher. Vergessen Sie’s, Mann!
    Das war der letzte Bescheid des Staatsanwalts in Arkansas, als er Ezzy aus seinem Büro hinausbegleitet hatte. »Wir haben Ihnen die Arbeit abgenommen und die Kerle geschnappt. Jetzt werden sie ihre Strafe schön absitzen. Preisen Sie sich glücklich und vergessen Sie’s, Mann!«
    Dieser pausbäckige Fettwanst von einem Staatsanwalt war wahrscheinlich schon vor Jahren einer Herzattacke erlegen; aber Ezzys Fall stand immer noch zur Klärung an, und er hatte ihn nicht vergessen. Die entsprechende Akte lag in dem Rollpult, das einst seinem Vater gehörte. Wegen dieses Falls hatte seine Frau ihn verlassen und prophezeit, die Geschichte würde ihn eines Tages noch umbringen.
    Und trotzdem kehrte er wie ein Süchtiger immer wieder
dazu zurück. Manche Männer hatten eine Schwäche für Alkohol. Andere konnten dem Glücksspiel nicht widerstehen. Viele rannten den Frauen hinterher.
    Ezzys Versuchung – ja, seine Leidenschaft – war der Krimi McCorkle.

22
    M agst du Rühreier?«
    »Klar, Jack. Ich hab gar nicht gewußt, daß du kochen kannst.« David war dabei, den Frühstückstisch zu decken.
    »Ich wollte essen, also mußt ich’s lernen.«
    »Hast du keine Mama gehabt, die für dich gekocht hat?«
    »Die ist schon ganz früh gestorben. Als ich noch klein war.« Jack schlug mehrere Eier in eine Schüssel und zog auf der Suche nach einem Rührstab eine Schublade auf.
    »Hast du einen Daddy?«
    »Nein.«
    »Ist er auch gestorben, wie meiner?«
    »Hm.«
    »Muß Opa jetzt sterben, Jack?«
    Jack drehte sich herum. Die Frage des Jungen verdiente ungeteilte Aufmerksamkeit. »Das weiß ich nicht, David. Hoffentlich nicht. Aber er ist sehr krank.«
    Mit gekrauster Stirn ließ David sich das durch den Kopf gehen. »Ach, wenn die Menschen doch nicht sterben müßten!«
    »Ja, das wünschte ich auch.«
    »Schau mal, Mama!« Davids Gesicht wurde wieder fröhlicher, als er an Jack vorbei zur Tür blickte. »Jack kann kochen. Er macht mir Rühreier.«
    Anna wirkte erfrischt von der Dusche, die sie gerade genommen hatte. Ihr Haar war noch feucht. Sie hatte sich umgezogen und trug Rock und Bluse. Im Laufe der Nacht hatte sie ab und an ein wenig geschlafen, aber ausgeruht war sie nicht. Um ihre Augen lagen dunkle Schatten.
    Als um sieben Uhr die Tagschicht den Dienst übernommen hatte, hatten die Schwestern gleich nach Delray gesehen und Anna im Wartezimmer berichtet, daß sein Befinden unverändert sei.
    Der Arzt hatte ihnen nach der Visite Genaueres gesagt. »Sein Zustand hat sich in der Nacht nicht verschlechtert. Das ist gut. Wir werden heute morgen einige Untersuchungen vornehmen, für die wir ihn ganz leicht narkotisieren müssen. Jetzt wäre für Sie die richtige Zeit, eine Pause zu machen und ein bißchen Schlaf nachzuholen. Frühestens können Sie ihn nach dem Mittagessen wieder besuchen.«
    Selbst da wollte Anna das Krankenhaus nicht verlassen. Erst nachdem die Schwester auf der Intensivstation ihr versprochen hatte, daß man sie sofort anrufen würde, wenn Delrays Zustand sich veränderte, hatte sie eingewilligt, nach Hause zu fahren. Sie sah jetzt frischer aus als am frühen Morgen im Krankenhaus; aber ihr Gesicht trug immer noch Spuren der seelischen Belastung. Und sie schien ziemlich verärgert, daß die beiden Männer sich einfach in ihrer Küche breitgemacht hatten.
    »David hatte Hunger«, erklärte Jack. »Er brauchte sein Frühstück, darum haben wir ohne Sie angefangen. Der Kaffee ist fertig.«
    Die Aussicht auf frischen, heißen Kaffee versöhnte sie. Sie

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