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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Zeitgenosse, daß es schwerfiel, Mitgefühl aufzubringen.
    Als der Husten nachließ, fuhr Ezzy mit seinen Fragen fort. »Was haben Sie von den Herbolds noch in Erinnerung?«
    »Nur daß sie völlig irre waren. Gutaussehende Jungs, aber böse wie die Hölle. Wenn die bei mir rausgegangen sind, waren sie jedesmal stockbesoffen. Aber das traf bei den meisten von meinen Gästen zu: das waren rauhe Burschen, Ölbohrarbeiter, Holzfäller, LKW-Fahrer – die Sorte.«
    Er tauschte das Taschentuch gegen ein Handtuch und hielt sich dieses vor den Mund, während er röchelte und spie. Ezzy schaute zum Fenster hinaus auf den Parkplatz, über dem flirrend die Hitze stand.
    Die nächsten Worte kamen keuchend. »Was glauben Sie? Daß Carl hinter Ihnen her ist und demnächst aufkreuzen wird, weil er sich dafür rächen will, daß Sie ihm dieses Verbrechen anhängen wollten?«
    »Sie haben also von seiner Flucht gehört?«
    »Na, klar, wer hat das nicht?«
    Gee hatte kaum noch genug Luft zum Sprechen. Es schien ihm von Minute zu Minute schlechter zu gehen. Wenn er
jetzt tatsächlich gleich abkratzen würde, wollte Ezzy wenigstens noch soviel wie möglich aus ihm herausholen.
    »Merkwürdig, daß Sie sagen, ich hätte den Herbolds das Verbrechen anhängen wollen. Glauben Sie denn, die beiden hätten mit Patsys Tod nichts zu tun gehabt?«
    »Wer weiß? Kann sein, kann auch nicht sein. Woher, zum Teufel, soll ich das wissen?«
    »Ich frage Sie ja nur um Ihre Meinung.« Ezzy war entschlossen, sich von der Grobheit des Mannes nicht beeindrucken zu lassen.
    »Hören Sie, Patsy hat jedem schöne Augen gemacht.«
    »Sie haben gesagt, sie wär eine Schlampe gewesen.«
    »Ist doch das gleiche.«
    »Das find ich nicht.«
    Gee starrte Ezzy an und holte mehrmals mühsam Luft. »Sie hat Männer gemocht, okay? Je mehr, desto besser. Sie ist rumgereicht worden, und es hat ihr Spaß gemacht. Aber es gibt ja auch Männer, die nicht gern teilen. Verstehen Sie, was ich sagen will?«
    »Sie sprechen von Eifersucht.«
    Gee wehrte einen neuerlichen Hustenanfall ab, indem er wieder einen Schluck Wasser trank. »Wenn einer eifersüchtig gewesen wär, hätt’ dem das, was er an dem Abend zu sehen gekriegt hat, bestimmt nicht gefallen.«
    »Und Ihnen?«
    »Was?«
    »Hat es Ihnen auch nicht gefallen?«
    Gees Lachen klang gräßlich. Es rief den nächsten Hustenanfall hervor, der in röchelndes Würgen überging. Gee griff nach dem kleinen Plastikbecken auf dem Nachttisch. Nachdem er allen Schleim losgeworden war, fragte er mit einem heiseren Krächzen: »Sind Sie hergekommen, um mich festzunehmen, Hardge?«
    »Nein. Ich weiß, daß Sie die Kneipe an dem Abend nicht verlassen haben.«
    »Ach, Sie haben sich erkundigt?«
    »Natürlich. Aber wenn Sie sich mal konzentrieren, erinnern Sie sich vielleicht an einen eifersüchtigen Liebhaber von Patsy, der an dem Abend da war.«
    »Die hatte es praktisch mit jedem, der da war, schon mal getrieben. Und jeder von denen hätte ’ne Wut kriegen können, als er sehen mußte, was sie da mit Cecil und Carl abgezogen hat.«
    »Aber an einen bestimmten Mann erinnern Sie sich nicht?«
    »Nein.«
    »Da war keiner, den sie wegen der Herbolds hatte abblitzen lassen?«
    Das Handtuch an den Mund gedrückt, schüttelte Gee den Kopf.
    »Keiner, mit dem sie Streit hatte?«
    Er überlegte einen Moment und winkte nochmals ab – ungeduldig jetzt. »Nein. Es war schon so, wie alle Ihnen gesagt haben. Sie war mit den Herbolds da. Und sie ist mit ihnen abgezogen. Also haben die sie wahrscheinlich auch umgebracht. Würden Sie jetzt endlich gehen und mich in Frieden sterben lassen?«
    Ezzy stand auf. »Danke, daß Sie mich reingelassen haben. Ich hab mir von dem Gespräch mit Ihnen gleich nichts versprochen, aber es war einen Versuch wert. Auch der kleinste Hinweis hätte gutgetan.«
    »Wem?«
    »Meinem Seelenfrieden.«
    »Hey, was ist los, Hardge? Haben Sie Angst, daß Sie zwanzig Jahre lang auf dem Holzweg waren?« Er begann so heftig zu husten, daß es ihm die Tränen in die Augen trieb; und obwohl es gemein war, so etwas zu denken, dachte Ezzy, ihm geschehe ganz recht.
    »Wenn Ihnen noch was einfallen sollte«, sagte er auf dem Weg zur Tür, »meine Nummer steht im Telefonbuch. Alles Gute!«
    Es war eine lange, deprimierende und erfolglose Fahrt gewesen. Ein Wunder hatte er ja gar nicht erwartet. Aber es hätte doch wenigstens einmal einen kleinen Lichtblick geben können in diesem Fall.
    Von jenem Morgen an, als die Leiche gefunden

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