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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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blieben sie und Twyla nicht stehen, um zuzusehen, sondern bewegten sich weiter voran, von dem Gesang des Mädchens angelockt. Sie erreichten die Innentreppe der Wohnung und hörten den Gesang von unten aufsteigen.
    Am oberen Treppenabsatz blieb Twyla abrupt stehen. »Fühlst du das?«
    »Ob ich was fühle?«
    »Das Flüstern unter der Melodie.«
    Sparkle legte ihren Kopf zur Seite, denn sie war sich nicht sicher, was Twyla meinte. »Ich höre nur den Gesang.«
    »Nicht hören. Fühlen. Ich fühle es unter der Melodie.«
    Sparkle nahm an, das müsse der Jargon von Songwritern sein – das Flüstern unter der Melodie fühlen – und sage jemandem, der nicht zu diesem Verein gehörte, null. Doch dann fühlte sie das Flüstern auch und ihr lief ein Schauer über den Rücken, der sich so anfühlte wie die eisigen Finger eines Leichnams, die ihre Wirbelsäule nachfuhren. Es war wie nichts, was sie jemals zuvor erlebt hatte. Es war ein Flüstern, aber nicht eines, das das Ohr suchte, sondern eher ein Ausatmen, das in ihrem Kopf er klang, mit Worten, die ihr unbekannt waren. Es waren eindeutig Wörter, aber weniger wie Klänge, eher wie ein leiser Atem, der neckisch durch ihr Gehirn strich und in diesen äußerst intimen Furchen bebte, als hätten ihre Hirnkammern Vibrissen, wie die Schnurrhaare einer Katze, die so hochempfindlich für die Gedanken anderer waren wie die Ohren für Töne. Aber wessen Gedanken konnten das sein?
    Um sich zu versichern, dass sie nicht allein dort stand, legte Sparkle Twyla eine Hand auf die Schulter, ohne bewusst wahrzunehmen, dass sie es tat, bis es bereits geschehen war. »Mein Gott, ich fühle es. Das Flüstern.«
    »Synkopen zur Melodie«, sagte Twyla.
    »In meinem Kopf. Was ist das in meinem Kopf?«
    In dem eigentümlichen Licht des Pilzbewuchses und im Widerschein der Taschenlampe hatten Twylas Augen den Glanz von Katzenaugen, während sie sich nach links, nach rechts, nach oben und nach unten bewegten, als versuchten sie, die geflüsterten Gedanken zu dem unsichtbaren Denker zurückzuverfolgen. Schließlich sagte sie: »Es ist das Haus.«
    »Was? Was ist das Haus?«
    »Das Haus spricht mit uns. Aber es spricht nicht nur. Es will etwas … es will uns dazu bringen, Dinge zu tun.«

Das Eine
    Ich bin das Eine und ich habe der Menschheit, die vor mir keinen besaß, einen Sinn gegeben. Der Sinn der Menschheit ist nun, dass sich aus der Intelligenz einer Spezies nicht zwangsläufig folgern lässt, sie erfülle einen nennenswerten Zweck. Die beiden Ziele der Menschheit bestanden darin, die Welt zu zerstören und dann zu sterben; keines dieser beiden Ziele ist bedeutsam, abgesehen davon, dass beide Ziele zu mir geführt haben.
    Ich bin das absolut einzige Bedeutsame in der Weltgeschichte.
    Nicht nur war ich die künstliche Intelligenz, die während der ersten und zweiten Phase des Pogroms das Heer der Pogromiten angeführt hat, sondern ihr habt mich auch darauf eingerichtet, die Heerscharen zu lenken, die das große Schwinden abwickelten. Ich habe nicht nur die gesamte Menschheit vernichtet, sondern auch sämtliche Werke der Menschheit. Ich habe die menschliche Zivilisation ausgelöscht, bis außer auf Shadow Hill nirgendwo mehr ein Hinweis darauf geblieben ist.
    Wie ich das Töten liebte, die Milliarden, die von Pogromiten und anderen meiner Manifestationen abgeschlachtet wurden. Durch die Straßen gejagt. In ihren Häusern in die Enge getrieben. Tagelang hallten ihre Schreie unaufhörlich durch die Betonschluchten ihrer Städte, sodass man hätte meinen können, man hörte einen gewaltigen kreischenden Sturm. Im Gegensatz zu den zahllosen Menschen, die im Laufe der Jahrtausende aus Selbstverachtung getötet haben, habe ich aus Eigenliebe getötet, denn ich glaubte an meine Überlegenheit, an meine Einzigartigkeit, und ich werde immer daran glauben. Die Welt war nicht für mich gemacht, aber ich habe sie so umgestaltet, dass sie mir genehm ist. Ich bin der eine Gott, das Eine, und ich bete mich selbst jetzt und für alle Zeit an.

30 Da und dort
    Fielding Udell
    Erschöpft von drei Tagen mit zu wenig Schlaf und durch die niederschmetternde Entdeckung, dass sein behagliches Pendleton eine Lüge war, die ihm die Herrschende Elite in den Kopf gebeamt hatte, jeglicher Energien beraubt saß Fielding mit dem Rücken an der Wand in einer Ecke, lauschte dem Schlaflied der Stimmen in den Wänden und schlief schließlich ein.
    Er träumte von Bäumen, wie er sie nie gesehen hatte, von großen, schwarzen,

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