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Nachtjäger

Nachtjäger

Titel: Nachtjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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ist unser Ehrbegriff. Niemand von uns käme auf den Gedanken, sich gegen seine eigene Rasse zu wenden, wie ihr Menschen es tut. Ihr führt Kriege gegeneinander, ihr tötet euch und anschließend weint ihr und fragt euch, was das alles mit Ethik und Moral zu tun hat. Ihr seid schwach. Mit uns an den Hebeln der Macht wird das Gefüge der Welt ticken wie ein perfektes Uhrwerk, wohingegen ihr nichts anderes im Sinn habt, als euch zu übervorteilen. Wir Vampire, wir Mächtigen setzen uns ein Ziel und erreichen es gemeinsam. Wir akzeptieren unseren Führer und stehen ihm loyal zur Seite.«
    Daargon lachte hart.
    »Wenn man es so sehen will, sind wir die besseren Menschen, die bessere Rasse. Ihr fürchtet uns, doch eigentlich fürchtet ihr nicht unseren Biss, sondern die daraus entstehende Konsequenz. Wer zu einem von uns wird, besitzt Gaben, die gut eingesetzt werden wollen, wohingegen ihr Menschen mit euren Gaben spielt, sie ignoriert, nichts daraus macht. Sagte nicht Goethe einst, dass derjenige, der seine Gabe nicht nutze, nicht lebenswert sei? Ein grausamer Satz, zweifellos. Doch er trifft des Pudels Kern, um beim Meister der Worte zu bleiben. Und Shakespeare sagte mit Trotz: Wenige richten sich nach ihrem Stern!«
    Frederic gab zurück: »Aus deinem Mund klingen diese Worte wie Dreck!«
    »Ich habe Recht, Frederic Densmore. Die einzige Begabung, die ein Mensch bis zum Erbrechen auskostet, ist die der Dummheit. Wir Vampire hingegen sind uns unserer Gaben bewusst und wir sind nicht bereit, auch nur einen Fetzen davon dem Schicksal zu überlassen. Wir agieren, ihr reagiert!«
    Er näherte sich dem Käfig und flüsterte: »Darum beneidet ihr uns. Deshalb vergöttert ihr Vampire. Dreht Filme über uns, in denen wir edel, tapfer und verzweifelt sind. Gab es je in einem Film oder einem Roman einen Vampir, der hässlich war? Nein, stets sind wir schön, attraktiv, stark und leidenschaftliche Liebhaber, intelligent, philosophierend und nachdenklich. Wir verkörpern für euch das, was ihr nie sein werdet. Eure eigene romantische Sehnsucht nach Macht. Und ihr vergesst, was wir wirklich sind. Untote, aus der Krume der Erde kommend, grausame Blutsauger und Kreaturen der Dunkelheit. Wir gehen unseren vorgeschriebenen Weg und scheuen uns nicht, auf diesem Weg zu töten.«
    »Was hast du vor?«, fragte Frederic.
    »Bevor ich zum Experiment komme, will ich dir diese Frage beantworten, Frederic. Deine Intelligenz sagt dir, dass ihr sterben werdet, sonst würde ich mich nicht offenbaren. Ich bin kein Narr aus einem Film, der unnötig redet, um letztendlich zu versagen. Um beim Thema zu bleiben: Ihr seht hinter mir Männer und Frauen, die wichtige Positionen einnehmen. Unternehmen, Börsenmanager, Firmenbosse. Darunter auch zwei Modells und verschiedene Vampire der bildenden Künste. Wir werden zu einem festgesetzten Zeitpunkt über New York herfallen. Offiziell nehmen wir Termine mit Politikern wahr oder mit Wirtschaftslenkern. Nach diesen Terminen wird nichts mehr sein wie zuvor. Wir werden in spätestens einer Woche das Weiße Haus übernommen haben und in vier Wochen die ganze Welt.«
    »Du bist wahnsinnig«, sagte Frederic.
    Daargon lachte. »Ich gestehe, selbst in meinen Ohren klinge ich wie einer dieser Verrückten aus einem Film, der die Welt beherrschen will. Ein blutsaugender Lex Luthor vielleicht, ein Dr. No ohne Katze oder ein Darth Vader im Maßanzug. Aber so ist das nicht. Ich möchte letztendlich nichts weiter als ein bisschen Spaß und Rache für das, was dieses Weib, was ihr alle mir angetan habt.«
    Er wirbelte herum, wies mit ausgestrecktem Arm auf Maurice und zischte: »Tötet ihn!«
     
     
    Das Folgende geschah unter dem markerschütternden Kreischen von Lilou.
    Sieben, acht, dann waren es zehn Vampire stürzten sich auf Maurice, der mit weit aufgerissenen Augen auf die Angreifer starrte.
    Sie verbissen sich in ihm, zerrten an ihm, rissen seine Kleidung auseinander und fetzten weißes Fleisch von seinem Körper.
    Maurice gurgelte, grölte und versuchte, sich zu wehren.
    »NEIN!«, schrie Caroline.
    Ludwig starrte, das Gesicht an die Gitterstäbe gedrückt, ins Nichts, dennoch nahm er alles wahr und es brannte sich in sein Hirn, presste sein Herz zusammen und ließ ihn zitternd und in Schweiß gebadet zurück.
    Lilou rüttelte an den Stäben und aus ihrem Mund quoll eine Flut an Schimpfworten, immer wieder unterbrochen von katzengleichem Jaulen und Heulen.
    Frederic zischte und seine Krallen kratzten über das

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