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Nachtklinge: Roman (German Edition)

Nachtklinge: Roman (German Edition)

Titel: Nachtklinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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Leben nie jemanden geliebt. Niemand hat mich je geliebt. Natürlich hat man mich benutzt«, sie funkelte Tycho an, »aber noch nie zuvor hat mich jemand so sehr gemocht wie …«
    Giulietta überraschte sich selbst durch eine Geste, die gar nicht zu einer Millioni passte: Sie nahm das schluchzende Mädchen in die Arme.
    Tycho zog sich leise zurück.

53
    W arte doch …«
    Tycho drehte sich um, und die Wachposten senkten den Blick, als die Prinzessin auf ihn zulief, die Marmortreppe hinunter, die ins Erdgeschoss und von da hinaus ins Freie und in die Dunkelheit führte. »Ich habe eine Frage.«
    »Dann frag mich.«
    »Nicht hier.«
    Sie sah kaum älter aus als Eleanor, und Eleanor war fast noch ein Kind. Aber Tycho war eigentlich auch nicht viel älter, und er wunderte sich darüber, dass er es beinahe vergessen hatte.
    »Ich gehe spazieren.«
    Als Giulietta zögerte, verschob Tycho den Spaziergang auf später. Sie wollte offensichtlich mit ihm allein und unbeobachtet sein.
    »Wo ist Leo?«
    »Willst du ihn sehen?«
    Als Tycho nickte, lächelte sie trotz ihrer Tränen.
    Er folgte ihr die Treppe hinauf, unter einem Bogen hindurch und einen schmalen Korridor entlang. Enge Stufen führten in das darüberliegende Stockwerk, alte Gobelins schmückten das Treppenhaus. Auf den Wandbehängen war ein mongolischer Wachposten zu sehen, der eine vergoldete Sänfte mit roten Vorhängen eskortierte. Der vorausreitende Prinz trug ein Banner aus Rosshaar.
    »Ist das Alexa?«
    »Ja, als Kind.«
    »Sie hatte keine Wahl?«
    »Man hat selten eine Wahl, das weißt du doch.«
    »Ich bin als Sklave geboren, da hat man niemals eine Chance. Frauen mussten das Bett mit jedem teilen, der den Befehl dazu gab, kleine Jungen ebenfalls. Sklaven zu töten galt nicht als Mord und ihnen Gewalt anzutun nicht als Vergewaltigung.«
    »Tycho …«
    »Wir haben uns nicht einmal selbst als Menschen betrachtet. Jagdhunde waren wertvoller als wir.« Er zuckte die Achseln und fand es immer noch begreiflich. Schließlich dauerte es viel länger, Jagdhunde zu trainieren als Sklaven.
    Leos Zimmer lag neben Giuliettas. Die Amme döste auf dem Stuhl und sprang hastig auf, als Giulietta und Tycho eintraten.
    »Prinzessin …«
    »Keine Sorge, ich wollte nur …«
    Die Frau ergriff den Nachttopf, bedeckte ihn mit einem Tuch und eilte mit einem schnellen Knicks zur Tür hinaus.
    »Wer von uns beiden jagt ihr wohl mehr Angst ein?«
    »Sie hat Angst vor dir und vor mir. Ich kann sie auspeitschen lassen und du …«, Giulietta stockte und holte tief Luft. »Ich muss es wissen. Was hast du mit dem Gefangenen gemacht?«
    Und wer,
dachte Tycho,
hat dir davon erzählt?
    »Nun?«, hakte sie ungeduldig nach.
    »Ich habe ihn erlöst.«
    »Wovon?« Giulietta, die die Knöpfe an ihrem Ausschnitt öffnete, um ihr Kind zu stillen, hielt inne.
    »Von seinem Dasein. Soll ich gehen, solange du Leo stillst?«
    »Er ist so gut wie entwöhnt … ich bin mir nicht sicher, wer wen tröstet, wenn ich ihm zu trinken gebe. Vielleicht trösten wir uns auch gegenseitig.« Ihre Hand sank herab. »Erzähl mir von dem Gefangenen. Meine Tante ist der Ansicht, ich sollte es wissen.«
    Befand sich Alexa etwa auf der Suche nach neuen Verbündeten?
    Tycho war, als stehe er auf Treibsand.
    Natürlich hatte er in Alexas Plänen immer nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Nichtsdestotrotz hatte er geglaubt, dass er die Welt mit demselben dunklen Blick betrachtete wie sie.
    Er konnte lügen oder ihr die Wahrheit sagen. Das Lügen war ihm zuwider, eine Regung, die er als Sklave nur müde belächelt hätte.
    »Ich habe eine Seele genommen, oder vielleicht befreit.«
    »Das sagt mir nichts. Was hast du
getan

    Tycho erzählte es ihr. Danach war sie kalkweiß und umklammerte Leo so fest, dass Tycho befürchtete, sie könne dem Kind wehtun. Ihre Tränen waren versiegt, und sie wirkte älter. Seine Aufrichtigkeit hatte die letzten Reste ihrer Kindheit getilgt.
    »Du hast von seinem Blut getrunken?«
    »Es hat meine Fragen beantwortet.«
    »Wie schön für dich«, erwiderte sie kalt. »Gab es keine andere Möglichkeit?«
    »Menschen lügen unter Folter, sie erzählen dir, was du hören willst, gestehen, was andere getan haben. Ich wollte nur die Wahrheit.«
    »Warum?«
    »Weil das Heer des deutschen Kaisers auf dem Festland Stellung bezogen hat. Und weil die byzantinische Flotte draußen in der Lagune vor Anker liegt.«
    »Du hörst dich an wie meine Tante.«
    »Deine Stadt ist von zwei Seiten

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