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Nachtpfade

Nachtpfade

Titel: Nachtpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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Peißenberger
Geschäftswelt: Da war diese Bücherdame, die ihm jüngst beim Einkauf eines
Buches doch ziemlich überdreht vorgekommen war. Da war der Uhrmacher, der mit
zunehmendem Alter auch immer exaltiertere Bart-Optiken in sein Gesicht
zauberte. Er entdeckte zwei ewige Stänkerer der Opposition, die nette Frau vom
netten Teeladen, den Leiter des Kulturvereins, wie immer mitten in einem
Wortschwall. Er erklärte gerade jemandem die Welt. Und da war die Apothekerin,
die gerade über den BMI referierte
– sie war so was von dünn! Aus deren Mund klang wahrscheinlich der BMI eines Normalgewichtigen wie ein
Verbrechen. Er würde seinen BMI nicht errechnen lassen und jedes Gespräch über Schüßler-Salze abblocken. Da
konnte sich Evi betätigen. Er wollte einzig etwas über Jacky erfahren und dann
so schnell wie möglich raus. Himmel, war das heiß hier! Nachdem er seine und
Evis Polizei-Identität gelüftet hatte und Frau Apotheker auf die stufenförmigen
Sitzbänke der Sportarena gebeten hatte, kam er schnell zur Sache.
    »Wir hätten einige Fragen zu einer ehemaligen
Mitarbeiterin von Ihnen.«
    »Ja?«
    »Es geht um Jacqueline Paulig«, sagte Gerhard.
    »Jacqueline?« Die Apothekerin überlegte kurz. »Ach ja,
das ist natürlich schon eine Weile her. 2002 war das, glaub ich.«
    »Ja genau.« Gerhard sah sie durchdringend an.
    »Ja und? Was wollen Sie 2007 deswegen von mir? Ist sie
in Schwierigkeiten?«, fragte die Apothekerin in einem Ton, der ihm sagte, dass
sie gerade gar keine Zeit hatte.
    »Sozusagen.«
    »Was heißt hier sozusagen? Es wäre schön, wenn Sie mir
etwas konkreter sagen würden, worum es geht. Wenn Sie schon meine Zeit
stehlen.«
    »Sie ist tot.« Gerhard warf das so hin wie: Ich hätte
gerne Aspirin.
    »Tot? Um Gottes willen. Warum das denn?«
    »Sie ist ertrunken. Sozusagen.«
    »Schon wieder sozusagen? Ein Unfall?« Die Apothekerin
sah Gerhard scharf an. »Wohl kaum, Sie sind von der Kripo. Ist sie, ich meine: Ist sie …?«
    »Ermordet worden? Nun, es gibt Anzeichen dafür, dass
das kein Unfall war, und weil wir uns nun mal ein Bild von ihrem Umfeld machen
wollen, würden wir nun wirklich gerne über Ihre kostbare Zeit verfügen.«
    »Ja sicher, entschuldigen Sie meine Unhöflichkeit. Ist
sie wirklich tot?«
    »Ja.«
    Die Apothekerin überlegte erneut. »Ich habe sie sicher
seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen. Sie hatte ein Magenmittel gekauft.
Es war für uns beide etwas ungut, wir wussten nicht so recht, was wir reden
sollten.«
    »Und was hatten Sie für einen Eindruck von ihr?«
    »Ach, sie wirkte auf mich eigentlich ganz positiv. Sie
war gebräunt, war schlanker, als ich sie in Erinnerung hatte. Sie trug eine
Arbeitslatzhose. Ich hätte sie wahrscheinlich fragen sollen, warum sie die
trägt, mich ein bisschen für ihr Leben interessieren. Aber ich habe es nicht
getan.«
    »Sehen Sie, wir wollen die Person Jacqueline Paulig
näher kennenlernen. Also: Jacqueline Paulig hat bei Ihnen im Januar 2002
angefangen?«
    »Ja, sie hatte sich beworben, hatte gute Zeugnisse und
auch sonst einen guten Eindruck gemacht«, sagte die Apothekerin.
    »Haben Sie sich nicht gewundert, dass sie so weit von
ihrer Heimatstadt Kempten weggehen wollte?«
    »Ja schon, aber sie war da sehr offen. Sie sagte, sie
verstünde sich nicht so gut mit dem Freund ihrer Mutter und wollte etwas ganz
Neues anfangen.«
    Na ja, Peißenberg war ja vielleicht nicht das
Traumziel einer jungen Frau. Sie hätte sich doch vielleicht besser in München
oder Augsburg beworben.
    »Warum Peißenberg?«, fragte Gerhard deshalb auch.
    »Nun, sie wollte mehr in eine ländliche Region, hatte
sie gesagt, sie sei nicht so der Stadtmensch.«
    »Aber Sie haben sie dann bald wieder entlassen,
oder?«, fragte Gerhard.
    »Ja, am Ende der Probezeit.«
    »Warum das?«
    »Sie war zunehmend unzuverlässig, kam zu spät und
machte Fehler.«
    »Und haben Sie nicht mal nach den Ursachen geforscht?«
Gerhard hat seiner Stimme einen leicht provokanten Unterton verliehen.
    Sie warf ihm einen warnenden Blick zu. »O doch! Ich
habe versucht, mit ihr zu sprechen. Ich habe ihr Hilfe angeboten, falls sie
Probleme hätte.«
    »Hatte sie Probleme?«
    »Nun, es sprach sich recht bald rum, dass sie
nächteweise wach war. Sie war bis in die Puppen in Kneipen und ist danach noch
auf den alten Stollenwegen spazieren gegangen. Unsere anderen Mitarbeiter haben
sie gesehen, auch unsere Kunden. Alte Damen, die früh mit dem Hund rausgehen,
haben sie getroffen, und es

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