Nachtprinzessin
unbekannten Land,
vor gar nicht allzu langer Zeit,
war eine Biene sehr bekannt,
von der sprach alles weit und breit.
Und diese Biene, die ich meine, nennt sich Majaaaaa,
kleine, freche, schlaue Biene Majaaaaa.
Maja fliegt durch die Welt,
zeigt uns das, was ihr gefällt.
Wir treffen heute unsre Freundin Biene Maja,
diese kleine, freche Biene Maja,
Maja, alle lieben Maja,
Maja, Maja, Maja, Majaaaaa …«
Sicher wusste Alex, dass er da war. Carlo erzählte so etwas immer brühwarm, aber Alex hatte sich nicht blicken lassen. Matthias wusste, dass es Alex unangenehm war, wenn sein Vater in der Küche erschien, und wahrscheinlich wurde er richtig sauer, aber das war Matthias jetzt egal. Als sich die letzten Gäste anschickten, das Rautmann’s zu verlassen, stand er auf und schlenderte in die Küche.
Er drückte die saloonähnliche Schwingtür auf, lehnte sich an den Ausgabetresen, auf dem während des Abends die fertigen Gerichte zur Abholung warteten, der aber jetzt leer war, und sah sich lächelnd um.
»Wunderschönen guten Abend!«, sagte er laut.
Niemand der letzten herumirrenden und immer noch geschäftig wirkenden Köche reagierte auf ihn, nur einer wurde schließlich nach einer Weile auf ihn aufmerksam, wischte sich die Hände an dem Handtuch ab, das aus seiner Hosentasche heraushing, und kam langsam auf ihn zu.
»Ja?«
»Ist denn der Herr Majewski nicht da?«
»Doch, doch. Der kommt gleich.«
»Und der Alex?«
»Der auch.«
»Gut. Dann warte ich einen Moment.«
Der junge Koch zuckte die Achseln, ließ Matthias stehen und räumte seine Sachen zusammen.
Nur Sekunden später stand Majewski mit zwei großen Biergläsern vor Matthias, drückte ihm eines in die Hand und grinste breit.
»Welche Freude!«, tönte er laut, sodass jeder, der es wollte, mitbekommen konnte, wie wenig willkommen dem Chef Besucher in der Küche waren. »Was treibt Sie denn in unsere heiligen Hallen? Hoffentlich keine Beschwerde?«
»Nein, nein. Das Essen war gut. Sehr gut.«
»Na, da bin ich aber froh.« Majewski hob sein Glas. »Ich freue mich immer, nach Feierabend noch mit einem Stammgast anzustoßen. Zum Wohl!«
Es passte Matthias gar nicht, nach dem Wein jetzt auch noch ein relativ warmes Bier hinterherschütten zu müssen, außerdem konnte er Bier sowieso nicht ausstehen, aber er nippte tapfer, während Majewski das Bier gleich mit dem ersten Zug zur Hälfte austrank.
»Ich habe gehört, Sie waren verreist?«, sagte Majewski ohne großes Interesse.
»Ja. Ich hab eine kleine Kreuzfahrt gemacht. War jetzt auch nur ein paar Tage in Berlin, morgen früh fahre ich wieder los. Nach Italien.«
»Oh, wie schön. Nach bella Italia! Da würde ich am liebsten mitkommen.«
Matthias konnte dieses dämliche bella Italia nicht mehr hören. Fast überall begegnete man dieser Überschrift, als würden den Machern von Zeitschriften und Zeitungen, Filmen und Büchern zum Thema Italien absolut keine originelleren Titel einfallen. Und gleichzeitig stellte er sich vor, im Auto zusammen mit diesem fetten Majewski gen Süden zu fahren, und bei diesem Gedanken schüttelte er sich.
»Ihnen ist doch wohl nicht kalt, hier in der Küche.«
»Nein, nein, ich bin nur ein wenig erschöpft. Es war ein anstrengender Tag. Sie haben ja sicher davon gehört, aber ich habe heute meine Mutter beerdigt.«
»Ja, ja, ich erinnere mich. Alex hat da mal was erwähnt.«
»Wieso war es nicht möglich, ihm freizugeben?«, fragte Matthias schärfer, als er eigentlich vorgehabt hatte. »Er hat seine Großmutter sehr geliebt, und jetzt konnte er noch nicht mal von ihr Abschied nehmen.«
»Tja, mein Gott!« Majewski hob abwehrend die Hände. »So ist das nun mal. Da hat der Junge ein bisschen Pech gehabt. Aber Schnaps ist Schnaps, und Dienstpläne sind Dienstpläne. Die kann man eben nicht so einfach um schmeißen.«
»Sind Sie so wenig flexibel?«
Bevor Majewski antworten und Matthias anständig über die Schnauze fahren konnte, so wie er es in diesem Moment vorgehabt hatte, kam Alex dazu und machte Majewski die Retourkutsche kaputt. Alex’ Haut war gerötet, großporig und verschwitzt, und Matthias überlegte, ob es daher kam, dass er sich geärgert oder dass er so schwer gearbeitet hatte. Wahrscheinlich beides.
»Was willst du hier?«, pfiff er seinen Vater an.
»Ich rede mit deinem Chef. Ist das verboten?«
»Worüber?«
»Über die Beerdigung deiner Großmutter, zu der du nicht kommen konntest.«
»Lass, es, Vater! Bitte lass es, und kümmere dich um
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