Nachtprinzessin
Muster und anderer Farbe, aber alles harmonierte perfekt. Blank geputztes, silbernes Besteck und handgeschliffene, langstielige Weingläser brachten Glanz auf den Tisch.
Ein kurzer Blick genügte Matthias, um zu sehen, dass auch die Küche eingerichtet war. Nicht üppig, aber ausreichend, um darin zu arbeiten, was er ja eigentlich nicht vorhatte, aber schon allein das alles zu sehen gab ihm ein Gefühl von Zuhause.
Ein Knoblauchzopf und ein Sack mit Zwiebeln hingen neben dem Herd, ebenso Gewürze in kleinen Porzellangefäßen, über dem Herd kupferne Töpfe und Pfannen.
Matthias war fassungslos. Sprachlos starrte er Gianni an, der immer unsicherer wurde.
»Ti piace?«
»Gianni!« Matthias schluckte. »Was du gemacht hast, ist mehr als schön und perfekt, es ist fantastisch! Du hast meinen Geschmack genau getroffen, du hast genau verstanden, was ich will und wovon ich geträumt habe.«
Und noch einmal nahm er ihn in den Arm und lehnte seine Stirn auf Giannis Schulter.
»Komm!«, sagte Gianni. »Jetzt zeig ich dir Schlafzimmer und Bad.«
Im Schlafzimmer war Matthias ähnlich, wenn nicht noch mehr beeindruckt. Das von ihm bestellte Messingbett war geliefert worden, Gianni hatte eine passende Überdecke aus dunkelblauem Samt besorgt, die das golden glänzende Bett noch besser zur Geltung brachte. An der Decke prangte ein Lüster aus Muranoglas, dazu gab es passende Nachttischlampen auf goldenen Tischchen, ein mit Ornamenten verzierter pompöser venezianischer Spiegel hing dem Bett genau gegenüber. Vor dem Fenster ähnliche Brokatvorhänge, nur in einer dezenten Farbvariante.
»Das ist unfassbar, Gianni, weißt du das? Ich hatte noch nie so eine schöne, so originelle und außergewöhnliche Wohnung! Hier geh ich nie wieder weg. Hier bleib ich. Mir wird jeder Tag leidtun, den ich in Berlin verbringen muss.«
Gianni nickte. »Danke.«
Im Bad stand eine mit Perlmutt verzierte Wanne auf Löwenfüßen, auch hier gab es goldene Armaturen, einen Waschtisch aus schwarzem Granit und einen rundum mit Untervoltlämpchen beleuchteten Spiegel. Vor dem Fenster hing ein roter Seidenvorhang, der bis zum Boden reichte, aber an den Seiten mit einer Kordel gerafft werden konnte.
»Ich wusste gar nicht, dass du Gardinen nähen kannst!«
»Kann ich nicht.« Gianni grinste leicht verlegen. »Haben gemacht andere. Das ist servizio normale, oder war falsch?«
»Aber überhaupt nicht! Ich hätte es genauso gemacht. – Sag mir, was du an Ausgaben hattest.«
Gianni holte diverse Quittungen aus seiner Hosentasche, erklärte Matthias die einzelnen Posten, und das Ergebnis war eine Summe, die Matthias zwar hoch, aber nicht astronomisch fand. Er gab Gianni das Geld sofort, bezahlte ihn außerdem fürstlich für seine Mühen und war froh, das leidige finanzielle Thema nun bereits erledigt zu haben. Er wollte jetzt den privaten, gemütlichen Teil des Abends einläuten und nicht mehr ans Geschäftliche denken. Außerdem hasste er es, irgendeinem Menschen etwas zu schulden.
»Komm, lass uns eine Flasche Wein aufmachen und auf deine ausgezeichnete Arbeit anstoßen.«
Matthias hatte noch vor seiner Abreise im Sommer gute Weine gekauft und zwei Kisten in der Wohnung gelagert, denn er konnte es nicht leiden, vielleicht spätnachts anzukommen und nicht mehr die Möglichkeit zu haben, einen Wein zu trinken. Jetzt musste er nur noch einen Weg finden, sein besonderes Wasser direkt nach Italien liefern zu lassen, damit er es nicht ständig aus Berlin mitbringen musste.
Er öffnete einen Chianti Riserva und stieß mit Gianni an.
»Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll.«
»Non c’è di che«, antwortete Gianni leise. »Nichts zu danken, gern geschehen.«
Gianni hatte Käse, Schinken, Salat und unterschiedliche Brotaufstriche eingekauft, und sie begannen zu essen.
»Meine Mutter ist tot«, erzählte Matthias. »Sie ist auf der Reise, die ich mit ihr gemacht habe, gestorben. Ganz leise im Schlaf. Es war ein Tod, den sie sich immer gewünscht hat. Ich habe sie gestern beerdigt und bin dann gleich hergefahren, auch um das alles erst mal hinter mir zu lassen.«
»Mi dispiace.«
Matthias schwieg eine Weile. Dann fragte er Gianni:
»Liebst du deine Mutter?«
»Ja, ja.«
»Und deinen Vater?«
»Vielleicht. Als ich zu Hause weg bin, war Erlösung. Ich habe wenig contatto, das ist gut so. Al momento.«
Matthias stand auf, holte seinen iPod aus der Jackentasche, dazu den kleinen Lautsprecher aus der Reisetasche, steckte ihn in die Steckdose
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