Nachtraeglich ins Glueck
Mindys Neffen Luke, Alma?“
Die korpulente Frau mit den grellen Haaren schüttelte abschätzig den Kopf. „Luke Benson ist ein komischer Kauz, der nicht viel Verstand vom lieben Gott mitbekommen hat, Helen. Ganz sicher würde er es auf kein College schaffen! Mich würde es wundern, wenn er seinen eigenen Namen schreiben könnte. Nein, ich meine Mindys Neffen Austin.“
„Austin ist doch ein lieber Junge!“ Eine andere Frau schüttelte ungläubig den Kopf. „Was hat er denn angestellt, um von der Uni geworfen zu werden?“
Sam schaute nach rechts und sah, dass sich die Besitzerin des Cafes neben sie setzte, während sie laut schnaubte. „Austin Benson ist ganz sicher kein lieber Junge! Schon vor zehn Jahren habe ich gesehen, wie er einen Stein nach der Katze der alten Mrs. Monroe geworfen hat ... sein Daddy hätte ihm öfter den Hintern versohlen sollen, wenn ihr mich fragt!“
„Clark Benson interessiert sich allein für die Hintern leicht bekleideter Frauen! Meine Schwägerin lebt in Trinity und sieht seinen Wagen ständig vor dem Haus der ortsansässigen Prostituierten parken ...“
„Wenn das so ist, sollte sich Clark auf Syphilis untersuchen lassen. Ich habe gehört, dass die Syphilis zu Dummheit führen kann ...“
„Vielleicht ist sein Sohn deshalb nicht ganz klar im Oberstübchen.“
Sam verschluckte sich beinahe an ihrem heißen Getränk und bekam rote Ohren.
„Hoppla, meine Liebe. Ich hoffe, Sie haben sich nicht verschluckt ...“
Hastig schüttelte sie den Kopf und hustete kurz auf, während sie ihre Tasse zurück auf den Tisch stellte. „Nein, nein ... alles gut.“
„Wir freuen uns wirklich, Sie in unserer Stadt begrüßen zu dürfen“, meinte eine kleine Frau mit grauen Strähnen in ihrem Wuschelkopf. „Dass der alte Doktor Connor seine Praxis schließen musste, hat uns schwer getroffen. Wir haben mittlerweile viele Kinder in Hailsboro, die behandelt werden müssen.“
„Und ständig kommen neue dazu“, murmelte nun eine weitere Frau.
„Oh ja, die beste Freundin meiner Enkelin erwartet ihr zweites Kind“, Bessie – leider kannte Sam ihren Nachnamen nicht – strahlte vergnügt. „In drei Monaten ist es schon soweit.“
„Kate bekommt doch bestimmt auch bald wieder ein Kind, oder?“
„Also, Alma“, die Cafebesitzerin verdrehte die Augen. „Kate und Hugh haben schon drei Kinder und sind viel beschäftigt. Die Mädchen sind erst drei Jahre alt ...“
„Man wird doch noch fragen dürfen.“
Bessie wandte sich nun an Sam, die der Unterhaltung schweigend gefolgt war und deren Kopf von den vielen Informationen beinahe zu platzen schien. „Erzählen Sie, meine Liebe, was hat Sie zu uns verschlagen? Haben Sie einen netten Freund in Chicago zurückgelassen? Oder ist er mit Ihnen nach Texas gezogen?“
Errötend schüttelte sie den Kopf und senkte rasch die Lider. „Nein ... es gibt keinen Freund.“
„Ach! Bei so einem hübschen Ding wie Ihnen“, protestierte Bessie nun. „Das kann ich mir gar nicht vorstellen.“
„Doch“, sie setzte ein schwaches Lächeln auf und erklärte betont beiläufig. „In Chicago habe ich in einem Kinderkrankenhaus gearbeitet, aber mich zog es eher in eine ländliche Umgebung. Deshalb habe ich hier den Job angenommen.“
„Uns freut es sehr.“
„Machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden uns gut um sie kümmern.“
„Wir mögen eine kleine Stadt sein, aber auch bei uns gibt es einige junge Leute wie Sie. Sie werden sich sicher sehr wohl bei uns fühlen.“
„Meine Enkelin ist nur ein paar Jahre älter als Sie“, Bessie legte ihr ein weiteres Törtchen auf den Teller. „Ich werde ihr sofort von Ihnen erzählen ...“
„Das ist sehr lieb, aber Sie müssen sie nicht bemühen“, wagte Sam einen Einspruch, der jedoch auge nblicklich abgeschmettert wurde.
„Sie werden sehen, Sam, ganz schnell werden Sie sich in Hailsboro heimisch fühlen und Freunde finden.“
„ Zwar haben wir nicht viele junge, ledige Männer, aber ...“
„Die Scheidungsrate ist in Hailsboro unterdurchschnittlich“, ergänzte die korpulente Alma stolz.
„Aber ein paar nette Junggesellen leben dennoch hier.“
„So hübsch wie Sie sind, werden Sie in Null Komma Nichts einen netten Mann gefunden haben“, prophezeite Bessie fröhlich.
Sam unterließ es lieber, in Anwesenheit der älteren Damen, die ständig wild durcheinander redeten und ganz versessen auf Törtchen sowie auf Klatsch waren, zu klären, dass sie ganz sicher nicht auf der Suche nach
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