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Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Titel: Nachts auf der Hexeninsel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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aufrichtete, rückte sie Helen das verrutschte Diadem zurecht.
    »Die Große Mutter bedarf einer Ruhepause«, verkündete Ann dann den Umstehenden. »Dann wollen wir mit dem Zeremoniell fortfahren, und danach wird die Große Mutter wieder jung sein.«
    »Wo soll Letitia so lange bleiben?« fragte eine Frau.
    Ann fasste Letitia unters Kinn, hob ihren Kopf und schaute ihr prüfend in die Pupillen.
    »Von ihr ist keine Gefahr mehr zu erwarten. Ihr Widerstandsgeist ist gebrochen. Bringt sie in ihr Zimmer.«
    Man schnitt Letitia los, stützte sie und führte sie aus dem nach Schwefel, Bilsenkraut, Schweiß und Parfüm stinkenden Raum. Dort sanken die Flammen an den Wänden in sich zusammen. Durch die offene Tür strömte frische Luft ein.
    Ann wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Zeremonie war anstrengend gewesen. Helen wurde auf einer Bahre hinausgetragen. Ein böses, triumphierendes Lächeln spielte um ihre Lippen. Sie hatte die geballten Hände auf der Brust liegen und umklammerte ein Satansamulett.
    »Bald werde ich wieder jung sein«, murmelte sie. »Einmal noch, und es ist geschafft.«
    Letitia befand sich inzwischen schon in dem Zimmer, das sie bei der Ankunft im »Haus der sinkenden Sonne« bezogen hatte. Man schloss hinter ihr ab. Letitia war innerlich ausgelaugt und zu Tode erschöpft. Aber sie hatte Angst, sich ins Bett zu legen, denn ein Rest von Vernunft sagte ihr, dass sie dann viele Stunden schlafen und erst wieder erwachen würde, wenn man sie zu der nächsten, entscheidenden Zeremonie holte.
    Dann aber würde alles zu spät sein. Letitia taumelte ans Fenster und öffnete. Frische Luft strömte ins Zimmer. Letitia saugte sie mit tiefen Atemzügen in ihre Lungen, um den Geruch des Teufelszeremoniells aus den Lungen zu bekommen und ihre Benommenheit zu vertreiben. In Letitias Schläfen pochte es.
    Sie fühlte sich wie eine Schwimmerin in einem dunklen, unergründlichen Gewässer mit starker Strömung. Da war nirgends Licht. Letitia wurde abgetrieben und wusste nicht wohin. Diese Vision quälte sie. Die Litaneien klangen ihr noch im Ohr, und der blitzende Spiegel und Helens hypnotischer Blick verfolgten Letitia.
    Der Teufelstrank, den man ihr eingeflößt hatte, forderte seinen Tribut.
    Letitia wankte ins Bad, wusch ihr Gesicht, trank Wasser und kühlte die brennenden Schläfen. Dann regte sich bei ihr eine schwache Erinnerung, setzte aus und kehrte wieder. Die Fratze des Teufels, an den ihre Verwandten glaubten, stand plastisch und klar vor Letitias Augen.
    Komm zu mir, Letitia, sprach diese Fratze.
    Letitia ging, etwas sicherer jetzt, zur Kommode, öffnete die Schubladen und suchte das silberne Kreuz, das sie unter ihrer Wäsche versteckt hatte. Sie umschloss den kleinen Anhänger mit der Hand und presste ihn gegen ihr Herz.
    Schwindel erfasste sie. Das Symbol gab ihr Kraft, die Nebel, die ihren Geist verschleierten, lichteten sich. Letitia ging wieder ans Fenster. Sie war zäher, als die Teufelsanbeterinnen geglaubt hatten. Die kühle Nachtluft weckte Letitias Lebensgeister. Sie duschte und zog sich um. Dabei hielt sie ständig das kleine silberne Kreuz umklammert, das ihre Mutter ihr zu ihrem vierzehnten Geburtstag geschenkt hatte.
    Als Letitia aus dem Bad zurückkehrte, hörte sie Anns Stimme vor der Tür. Ann sprach mit einer anderen Frau. Sie wollte zu Letitia.
    Ohne zu überlegen eilte Letitia zum Bett und schlüpfte hinein. Sie deckte sich zu, dass man nicht mehr sehen konnte, dass sie angezogen war. Ann öffnete die Tür und trat ein, ohne anzuklopfen. Das Gaslicht brannte im Zimmer. Ann ging an das offene Fenster und schloss es.
    Letitia wendete den Kopf und tat, als ob sie todmüde sei.
    »Was willst du denn, Tante Ann?«
    Ann trug ein weites, bequemes Hauskleid. Sie hielt eine brennende Zigarette in der Hand, trat ans Bett und strich Letitia über den Kopf.
    »Warum hast du denn noch geduscht, Letty?« Das Rauschen des Wassers und das Gurgeln im Abflussrohr war gehört worden. »Weshalb schläfst du nicht?«
    »Ich war völlig verschwitzt«, murmelte Letitia. »Ich bin todmüde. Lass mich schlafen.«
    »Ja, schlaf. Kleine, ruh dich aus, dass du dann wieder bereit bist. Bald ist es so weit. Freust du dich schon auf das, was dir bevorsteht?«
    Ann fragte ohne jede Häme. Für sie war es tatsächlich eine Auszeichnung, was Letitia bevorstand.
    »Ja, Tante Ann. Ich bin bereit. Aber jetzt…«
    »Gut. Du musst stark sein, wenn der Schatten hervortritt und den Wandel vollzieht. Die Große

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