Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
keinen Umständen ...
III
Es war wieder spät, als Josh das Haus verließ. Manchmal wartete er schon direkt darauf, bis der Abend anbrach und er sich auf den Weg machen konnte. Er war eigentlich kein Beziehungstyp, er liebte die Abenteuer, die Aufregung, die wechselnden Partner und die Freiheit.
Letztere hatte sein Bruder Kevin ihm ein wenig geraubt. Wehren konnte er sich dagegen nicht. Vielleicht wollte er es auch gar nicht.
Sie waren Brüder, Zwillinge, und seit sie denken konnten, hatten sie fast alles zusammen gemacht und das meiste auch zusammen erlebt.
Trotzdem hörte Josh nicht auf, seinen Gelüsten nachzugehen. Er konnte es nicht wirklich lassen.
Und wenn dann noch etwas Geld dabei heraussprang, kam es ihm mehr als gelegen.
Wie immer fuhr er erst einmal eine Runde durch den Zoo. Er wusste zwar, dass der Nachwächter mindestens zwei Mal in der Nacht seine Rundgänge machen würde, doch vier Augen sahen mehr als zwei, das war Joshs Devise. Der Zoo und die Tiere waren ihm sehr ans Herz gewachsen und ebenso die Verantwortung dafür. Wer wusste denn, vielleicht würde er eines Tages den Posten seines Onkels übernehmen und auch Zoodirektor werden?
Er stutzte. Zwischen den Bäumen der Braunbärenanlage konnte er auf den Innenhof des Bärenreviers sehen, und in einem der Gebäude brannte noch Licht. Josh stieg von seinem Rad und neugierig, wie er war, sah er nach, wer da so spät noch sein Unwesen trieb. Oder hatte jemand einfach vergessen das Licht zu löschen?
Aus dem Pausenraum der Bärenpfleger kamen Stimmen, allerdings aus dem kleinen Fernseher. Als Josh den Raum betrat, staunte er nicht schlecht. Auf einem der Stühle am Tisch saß Thomas, sein Kollege, bei einer Flasche Bier. Der Aschenbecher vor ihm war schon gut mit Zigarettenstummeln gefüllt, die blaue Schachtel Gauloises lag griffbereit daneben.
„Was machst du denn noch hier?", erkundigte sich Josh sofort.
Thomas verzog das Gesicht. Er war nicht erschrocken darüber, dass jemand nach ihm sah.
„Ich bin ausgezogen bei Gaby."
Josh wusste sofort, was das bedeutete. Der Beziehungskrach, der schon seit längerem zwischen Thomas und seiner Freundin herrschte, hatte Überhand genommen.
„Ach herrje!" Josh setzte sich. „Das ist ja ätzend. Tut mir leid."
Thomas zuckte mit den Schultern. Er trug noch immer seine Arbeitskleidung, bestehend aus einem grünen Muskelshirt und einer ebenso grünen Hose. In der Ecke standen zwei Kartons.
Darin lagen Bücher, CDs und Zeitschriften sowie Lebensmittel. Auf der kleinen Liege, die ihnen zur Verfügung stand, wenn einer der Tierpfleger mal nachts Wache schieben musste, zum Beispiel bei Tiergeburten oder ernsthaften Erkrankungen der Schützlinge, lag ein Schlafsack und eine Decke, darauf seine Akustikgitarre. Thomas hatte sich hier häuslich eingerichtet.
„Eine andere Möglichkeit sehe ich zur Zeit nicht", erklärte er, während er sich umsah und spöttisch grinste. „Na ja, so habe ich es wenigstens morgens nicht so weit zur Arbeit."
Jetzt lachten sie beide, bis Thomas nachdenklich die Stirn runzelte.
„Und du? Kannst du nicht schlafen?"
„Ich hab noch eine Verabredung", sagte Josh, und dabei fiel ihm ein, dass er nicht unnötig herumtrödeln sollte. Er stand auf.
„Bis morgen dann!", grüßte er noch und machte sich weiter auf den Weg zum zweiten Eingangsbereich des Zoos.
Er war bedacht darauf, seine Dates an verschiedenen Orten zu treffen. Mal verabredete er sich im Park oder am Bahnhof, meist allerdings direkt vor dem Zoo. Hier fühlte er sich sicher. Würde die Lage mal brenzlig werden, konnte er sich schnell in Sicherheit begeben.
Als Josh den Zoo direkt durchquert hatte, kam er am großen Tor zum Stehen. Und vor dem Gitter, das den Eingang versperrte, stand auch schon ein Mann.
„Hey, du bist Joshua?", fragte er sofort und drängte sich dicht an das Gitter. Josh nickte. Er betrachtete seine Verabredung genau.
Die war ein junger Mann, kräftig, mit kahl rasiertem Kopf und in Leder gekleidet.
„Ich bin Tom."
„Tom of Finland?", scherzte Josh. Sie lachten, das Eis war gebrochen.
Josh zückte den Schlüssel, um das Gittertor zu öffnen. Toms Augen wurden groß.
„Gehen wir rein?"
Er kam sofort näher und sah aufgeregt in die Dunkelheit des Zoos. Josh stutzte allerdings. Danach hatte noch niemand gefragt. Tiere? Das interessierte die wenigsten Männer, die nachts ihren Gelüsten nachgingen.
Er überlegte. Warum eigentlich nicht?
„Worauf hättest du denn Bock?", entgegnete
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