Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
wohl nicht so gut?"
Thomas winkte ab. „Hör bloß auf."
Genervt warf er die Eierschalen in den Abfalleimer, dann begann er die großen Eimer mit Obst, Fisch und Brötchen zu befüllen: das Frühstück für die Bären.
„Soll ich die Fütterung um halb 11 übernehmen?", fragte Josh. Es war die einzige Möglichkeit, die er sah, seinen Kollegen zu entlasten.
Und Thomas nickte sofort dankbar.
Mittagspause, endlich! Josh griff sich sein Pausenbrot und marschierte wieder ins Freie. Selten saß er seine Erholungszeit während des Dienstes im Pausenraum ab. Im Zoo gab es immer was zu sehen, zu erleben. Er lief gerne umher, unterhielt sich mit anderen Tierpflegern, beobachtete die Besucher und packte auch schon mal mit an, wenn Kollegen eine helfende Hand benötigten.
Ab und zu nutzte er auch die Gelegenheit und fand ein paar ruhige Minuten auf einer der vielen Parkbänke, die im Zoo reichlich verteilt waren. Einige waren so gut versteckt und durch Bäume verdeckt, dass sie den Besuchern wunderbare Rückzugsmöglichkeiten boten. Hatte man eine dieser Bänke gefunden, bot sie einem den perfekten Ort der Stille. Unbeschreiblich war dann das Gefühl, die frische Luft um sich zu haben, die Ruhe zu genießen und wenn, dann nur einen Ruf der wundervollen frei fliegenden Vögel zu vernehmen.
Josh bevorzugte die Bänke rund um das „Schweinehaus". Dieses Revier lag ziemlich verwinkelt im dichten Grün. Die Besucher, die sich hierher verirrten, blieben nicht lange, vielmehr reizte sie der Anblick der Bisons und Wisents, die sich gegenüber befanden.
Josh allerdings setzte sich gerne zu den Weißbartpekaris oder den stark bedrohten Hirschebern, die ihn wirklich an übergroße Marzipanschweine erinnerten. Manchmal sprach er mit ihnen, auch wenn er nie eine Antwort erhielt.
Genüsslich lehnte er sich zurück, biss in sein Brot und ließ sich von der Sonne bescheinen. Am Himmel sah er einen Reiher vorbeifliegen. Dieser Anblick war einzigartig, angesichts der Tatsache, dass er sich zwar im Zoo, dennoch in einer Großstadt befand.
Aus dem Gebäude des Schweinereviers erklang ein Klappern. Einer der Tierpfleger hatte die Ställe ausgemistet und trat hervor, um sich eine Zigarette anzuzünden.
„Hi", grüßte Josh. Den Namen des Tierpflegers kannte er nicht. Es waren zu viele Mitarbeiter im Zoo, er war froh, dass er die meisten vom Sehen her kannte.
„Hi!", grüßte der Tierpfleger zurück. „Du bist von den Bären, stimmt's?"
Josh nickte.
„Machen sicher auch nicht weniger Dreck als meine Schweine, was?"
Sie lachten. Doch schon im nächsten Moment wurde der fremde Tierpfleger ernst. „Ich mach hier heute echten Großputz. Hab keinen Bock, dass bei mir auch so ein Schrieb landet, wie bei denen vom Raubtierhaus."
Da wurde Josh hellhörig. Sofort stand er auf.
„Wieso? Was war denn?"
„Nicht gehört?"
Der „Schweinepfleger" war sichtlich erstaunt.
„Eine Putzfrau hat heute früh im Raubtierhaus ein Kondom gefunden. Auf dem Boden, direkt vor dem Löwenkäfig. Sie ist damit natürlich gleich zum Direktor gerannt, und es gab mächtig Ärger dort."
Josh schluckte. „Ach du Scheiße, echt?"
Sein Gegenüber nickte.
„Heftig, wenn man bedenkt, dass eigentlich abends auch eine Putzkolonne für Ordnung sorgen sollte. Ich meine, wenn man mal was übersieht ... einen Tetrapack oder Papier, das ist ja nicht schlimm. Aber einen Präser?"
Er zog an seiner Zigarette und sah Josh zweifelnd an.
„Da frag ich mich doch, wie so etwas da hinkommt? Was hat das zu suchen bei den Tieren? Will ja nicht hoffen, dass da irgendwelche Sodomiten ihr Unwesen treiben."
Josh schüttelte übereinstimmend den Kopf. Was sollte er auch hinzufügen? Er wusste genau, wo dieses Überbleibsel herkam. So ein Fehler durfte ihm nie wieder passieren!
Verkrampft versuchte er ein Lächeln. „Ich muss weiter, die Pflicht ruft!"
Er sah durch die Gitter des Tores auf den Gehweg und auf die Straße. Es hatte ein wenig geregnet, somit waren weniger Leute unterwegs als sonst.
In der Ferne, nah am Parkeingang, erblickte er einen Mann, der auffällig torkelte. Der Mann trug einen Trenchcoat und starrte unentwegt auf sein Handy. Sollte das Joshs Date sein? Ein alter, betrunkener Mann? In der Tat hatte sich seine Stimme am Nachmittag, als er Joshs Nummer gewählt hatte, ein wenig reifer angehört. Aber auf so einen Typen konnte Josh gut verzichten.
Er drehte wieder um. Diesmal verließ er den Zoo nicht durch den Haupteingang, sondern bahnte sich einen
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