Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
endete erst, wenn die letzten Zoobesucher gegangen und alle Tiere versorgt waren.
Josh schielte durch das Fenster. Sein Kollege Thomas fuhr gerade auf den Hinterhof. Dort gab es genug Parkplätze für die Angestellten. Hier war ebenfalls, in einem separaten Gebäude, die Zooverwaltung untergebracht und das Büro von Joshs Onkel Bernd - dem Zoodirektor.
Noch mit dem halben Toast in der Hand, ging Josh nach draußen, um mit Thomas eine Zigarette zu rauchen. Das war ein Vorteil: denn als Tierpfleger war man stets an der frischen Luft, musste sich keine Gedanken machen um Rauchverbot und Luftverpestung.
Das Einzige, was einem manchmal unangenehm in die Nase stieg, war der Tiermist, doch auch daran gewöhnte man sich schnell.
Josh schmunzelte ein wenig, als er daran dachte, dass er es mit den Fäkalien der Bären noch gut getroffen hatte. Die kamen nämlich weniger gehäuft vor als die im Elefantenrevier.
Das Zusammenschaufeln und Wegkarren der großen Haufen wurde meist Auszubildenden überlassen, denn so konnte man schon vorab ihre Kräfte messen und feststellen, ob sie der harten Arbeit gewachsen waren.
Derzeit hatte der Zoo drei Auszubildende zu verzeichnen: Lasse, Benjamin und Carola, alles mehr oder weniger geeignete Hilfen.
Vor allem bei Benjamin fragte sich Josh ständig, wie der die Ausbildung durchhalten wollte. Er war unheimlich schmächtig, doch erledigte er seine Arbeiten zuverlässig, da konnte man nicht meckern.
Der Zoo war unterteilt in mehrere „Reviere", wie die Angestellten es untereinander betitelten. Es gab unter anderem den Bereich für die Vögel, mit großen Volieren und Teichen, Anlagen für Haus- und Nutztiere, den Meerwasserbereich für Pinguine, Biber und Robben, das Areal für verschiedene Antilopen- und Hirscharten, Giraffen, Zebras, und Lamas. Es existierte ein extra Gebäude, das „Aquarium", für Fische, Reptilien, Amphibien und Insekten, ebenso ein Streichelzoo und ein großer Spielplatz für die Kinder, ein Affen-, Elefanten-, Raubtier- und Flusspferdhaus mit den dazugehörigen Freianlagen. Es gab einzelne Areale für Flamingos, Ameisenbären, Stelzvögel, Nashörner, Nagetiere, Kängurus und natürlich das Bärenrevier, in dem Josh meistens zu finden war.
Früh am Morgen fand immer eine Frühbesprechung statt. In der wurden besondere Angelegenheiten ausdiskutiert und wichtige Informationen mitgeteilt. Dann ging es an die Arbeit.
Während Thomas die Bären genau inspizierte und feststellte, dass sie die Nacht gut überstanden hatten, wurden sie auf die Freianlagen gelassen. Es gab Anlagen für die Braunbären, die sich ihr Revier mit den weißen Mähnenwölfen teilten, Kragen- und Malaienbären, sowie für die Eisbären. Überall befanden sich Felsen, Steine, Wurzeln und Wassergräben. Nur die Nasenbären durften auch nachts draußen bleiben.
Josh setzte Kaffee auf, dann machte er sich mit Benjamin an die Arbeit, die Innenkäfige zu säubern. Schon nach kurzer Zeit waren sie durchgeschwitzt. Dann war es Zeit für eine Zigaretten- und Kaffeepause.
Es war fast jeden Tag dasselbe. Auch, als Josh sich in die Futterkammer zurückzog und das Essen für die Eisbären bereitete, schwang er das kleine Beil, um die großen Fleischbrocken zu zerteilen, wie gewohnt.
Kraftlos durfte er in diesem Job nicht sein - niemals.
Das Wetter war gut. Am späten Vormittag tummelten sich schon viele Besucher vor den Anlagen.
Josh fuhr sich über das verstaubte Gesicht. Wenn es trocken war, dann brannte der Sand in den Augen und die Sonne auf der Haut. Zwischen den Besuchern sah er eine Hand, die ihm aufgeregt zuwinkte. Es war Kevin, der in seinem Rollstuhl direkt vor der Braunbärenanlage stand. Josh winkte zurück, wie jeden Mittag.
„Dein Essen hab ich in den Pausenraum gelegt!", rief Kevin, dabei leuchteten seine Augen.
Josh nickte anerkennend. Er mochte es gar nicht, wenn er lauthals Gespräche von den Anlagen aus halten musste. Keinen Besucher gingen seine Privatangelegenheiten etwas an. Aber er wollte seinen Bruder nicht enttäuschen. Er freute sich doch immer, wenn er das Mittagessen vorbeibringen konnte.
Nachdem Josh die Freianlage inspiziert und den kleinen Wassergraben von überschüssigen Algen und Dreck befreit hatte, gelangte er durch die Höhle im Felsen zurück zu den Innenkäfigen, dann ließ er die Bären wieder ins Freie und kehrte in den Pausenraum ein. Zuerst wusch er sich jedoch die Hände.
Thomas und Benni saßen schon am Tisch und studierten eifrig die Bild-Zeitung
Weitere Kostenlose Bücher