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Nachts wenn der Teufel kam

Nachts wenn der Teufel kam

Titel: Nachts wenn der Teufel kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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die Stühle auf die Tische, öffnet die Fenster. Ein Wirt liegt im ständigen Kampf mit dem Rauch. Bis die kühle Nachtluft die Gaststube entgiftet hat, setzt sich Kühne noch einmal hin und liest lustlos in der Samstagszeitung. Sie enthält nicht viel Neues, und was neu ist, ist meistens nicht erfreulich.
    Der Wirt schließt die Fenster, löscht das Licht, geht in das Schlafzimmer. Seine Frau schläft schon. Er liegt etwa eine Viertelstunde lang wach. Er ist schon in dem Alter, in dem das Schlafen manchmal schwer fällt. Mitunter nimmt er Tabletten. Aber heute folgt er dem Rat des Arztes, sich nicht allzu sehr an sie zu gewöhnen.
    Auf einmal glaubt er, Schritte zu hören. Gedämpfte Schritte, als wenn jemand auf Strumpfsocken durch das Haus schliche. Karl Kühne knipst das Licht an und lauscht angestrengt.
    Im gleichen Augenblick wacht seine Frau auf.
    »Was ist denn?« fragt sie schlaftrunken.
    »Es muß jemand im Haus sein«, entgegnet der Wirt.
    Er schlüpft in seine Hose, geht hinaus. Auf der Treppe bleibt er stehen.
    »Hallo!« ruft er. »Ist da jemand?«
    Nichts rührt sich.
    Aber nun ist er schon aufgestanden, und er will gründlich nachsehen. Er macht Licht im Treppenhaus. Auf halber Höhe bleibt er noch einmal stehen. Es ist totenstill.
    Ein paar Meter entfernt kauert ein Mörder. Mit einer Bierflasche in der Hand. Ein paar Schritte noch, dann ist es soweit. Ein paar Schritte noch, dann tritt Karl Kühne der Tod entgegen.
    Auch Frau Kühne ist aufgestanden. Plötzlich hat sie keine Ruhe mehr. Sie steht am oberen Absatz der Treppe, sieben Meter hinter ihrem Mann, der weitergeht.
    Da geschieht es.
    Plötzlich schnellt ein Mann auf Karl Kühne zu, schlägt mit der Bierflasche auf ihn ein, trifft ihn an der Schulter. Jetzt geht alles blitzschnell. Der Wirt wehrt sich verzweifelt. Seine Frau kommt ihm zu Hilfe. Aber der Unbekannte hat Riesenkräfte, schlägt zuerst den Mann zu Boden, fällt dann über die Frau her.
    Sie kommt noch an das Fenster. Sie schreit in die Nacht hinaus: »Hilfe!«
    Dann wird sie von der Bierflasche getroffen.
    Im gleichen Augenblick gehen drei Unteroffiziere am Haus vorüber. Sie hören die Rufe, bleiben stehen, besinnen sich dann aber keine Sekunde mehr. Sie stürzen sich auf die verschlossene Tür, rütteln daran.
    Der Mörder hört es und läßt zunächst von seinen Opfern ab. Er sitzt in der Falle.
    Rasend vor Wut über seinen missglückten Anschlag, drischt er dann plötzlich von neuem mit der Bierflasche auf den am Boden zusammengesunkenen Gastwirt Karl Kühne ein. Er trifft den wehrlosen Mann mit solcher Wucht am Kopf, daß die Flasche zersplittert. Frau Kühne schleppt sich in das Schlafzimmer zurück. Noch immer ruft sie um Hilfe, aber ihre Stimme hat jede Kraft verloren.
    Die drei Unteroffiziere rütteln an der Tür. Sie ist nur durch ein einfaches Schloß versperrt, das jede Sekunde nachgeben muß.
    Der Mörder ist ein Mann ohne Nerven. Jetzt erst überlegt er sich den Fluchtweg. Er weiß nicht, wie viele Leute vor dem Haus stehen und ihn verfolgen werden. Er muß sehen, daß er durch einen Hinterausgang entschlüpfen kann. Vielleicht denkt in dem blitzschnell sich abspielenden Durcheinander niemand daran, das Haus auch hinten zu umstellen. Um sich nicht zu verraten, schaltet der Mörder das Licht nicht ein. Im Finstern rumpelt er gegen die Theke, flucht, geht weiter in die Küche. Das Fenster ist durch Eisenstäbe versperrt. Neben der Küche liegt eine kleine Kammer mit einem Fenster, das aber auch durch ein rostiges Gitter abgesichert ist.
    Die Stäbe lassen sich beiseite biegen und herausdrehen. Beim dritten, vierten Versuch schafft es der Mörder, schwingt sich hinaus, landet am Boden – zur gleichen Zeit, da die Unteroffiziere die Haustür eingedrückt haben.
    Sie stürmen in das Haus. Zuerst stoßen sie auf den bewusstlos am Boden liegenden Gastwirt. Im ersten Augenblick halten sie ihn für tot. Sie sind unerschrockene Männer, die wissen, was sie zu tun haben: den Mörder zu verfolgen. Sie finden im Nu seinen Fluchtweg. Zwei von ihnen klettern durch das Fenster. Die Sicht ist gut heute, zunehmender Mond.
    Hinter der Gaststätte ›Zum Lindenhof‹ liegt ein Obstgarten, an den sich freies Feld anschließt. Die Unteroffiziere sehen zwischen den Bäumen einen Schatten.
    Täuschen sie sich? Sie fragen nicht danach – sie folgen ihm. Und sie merken in den nächsten Sekunden, während sie sich dem Schatten nähern, daß er sich bewegt, daß es ein Mensch, ein Mann sein

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