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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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hatte, aber hier gewann ich eher den Eindruck, dass er ziemlich angesehen war.
    »Wenn man vom Teufel spricht«, seufzte ich, als eine mir bereits bekannte Kreatur auf uns zukam.

    »Cousin«, begrüßte Nyx Ryu, während sie mich geflissentlich ignorierte.
    »Nyx«, erwiderte Ryu knapp.
    Sie trug ein enges, weißes Kleid, das nichts - und damit meine ich rein gar nichts - der Fantasie überließ. Wenn sie Schamhaare gehabt hätte, hätte ich sie unter dem hauchdünnen Stoff problemlos zählen können. Mir fiel auf, dass ein ziemlich verdattert aussehender Mann hinter ihr stand. Er war riesig, strotzte nur so vor Muskeln, trug aber einen ziemlich leeren Gesichtsausdruck zur Schau, der auf ein Minimum an Persönlichkeit schließen ließ. Er hatte einen Anzug an, der nicht besonders gut saß. Dann fiel mein Blick auf seinen Hals.
    Was ich zuerst für Knutschflecke hielt, entpuppte sich schließlich als Bisse. Im leicht schummrigen Licht der Haupthalle sah ich, dass sein Hals mit klaffenden Wunden übersät war. »Das ist ein Mensch«, wurde mir schlagartig klar. Nyx gab dem Begriff »Mitbringparty« damit eine ganz neue Bedeutung.
    »Wie ich sehe, hast auch du dein eigenes Abendessen mitgebracht.« Nyx’ Worte waren wie das Echo meiner eigenen Gedanken, aber dann wurde mir klar, dass sie ja von mir sprach. Der Zug um Ryus Mund verhärtete sich, und ich drückte seine Hand. Nach all den Provokationen, denen ich in meinem Leben schon ausgesetzt war, war Nyx’ Bemerkung nicht ärgerlicher als eine Mücke, die einem um den Kopf schwirrte. Und wenn selbst ich sie ignorieren konnte, dann konnte er das auch.
    Ryus Stimme war seine Verachtung deutlich anzuhören: »Deine Kultiviertheit überrascht mich doch immer aufs
Neue, Cousine«, sagte er. »Aber versuch diesmal wenigstens, ihn am Leben zu lassen. Ich möchte dich nicht wegen unsachgemäßer Müllbeseitigung verhaften müssen - nicht schon wieder.«
    Nyx lächelte zuckersüß. »Das war nur ein Unfall, Ryu, und das weißt du genau. Was kann ich denn bitte dafür, dass mir die Männer einfach nicht gewachsen sind? Aber dieser hier sieht doch recht kräftig aus, oder? Er wird es schon aushalten.« Sie zuckte mit den Schultern und machte damit deutlich, wie wenig sie sich darum kümmerte, falls es nicht so wäre. »Keine Sorge, ich bringe ihn wieder dorthin zurück, wo ich ihn aufgegabelt habe, und dann erinnern ihn nur noch ein paar Albträume an unsere gemeinsame Zeit.« Sie warf mir einen spöttischen Blick zu. »Wo kein Kläger, da auch kein Verbrechen.«
    Entsetzt sah ich, wie ein Hauch von Furcht über das Gesicht des großen Mannes huschte, bevor Nyx diesen Ausdruck mit einer Handbewegung vor seinen Augen wieder verscheuchte und er wieder genauso leer und leblos dreinblickte wie zuvor. Ich sah Ryu an, doch der schien das Unbehagen des Mannes überhaupt nicht bemerkt zu haben. Voll Widerwillen schüttelte er den Kopf, winkte ihr gespielt höflich zu und zog mich weiter.
    Als wir außer Hörweite waren, hielt ich ihn am Ärmel fest.
    »Du musst etwas unternehmen, um diesem Mann zu helfen«, sagte ich. »Er sollte nicht hier sein. Nicht mit ihr. Hast du seinen Hals gesehen?« Meine Hände legten sich unwillkürlich an meine eigene Kehle.
    Ryu verzog das Gesicht zu einem missmutigen Lächeln.
»Sie steht darauf, die Bisswunden nicht zu heilen, damit ihre Gespielen ausflippen, wenn sie wieder aufwachen. Uns anderen gefällt das auch nicht besonders, aber wir können nichts tun, um sie davon abzuhalten. Aus unerfindlichen Gründen steht sie in Morrigans Gunst, und die duldet ihre Extravaganzen.« Ryu war wütend, das sah ich ihm an, aber in erster Linie schien es ihn zu irritieren, dass Nyx eine Sonderbehandlung genoss und nicht, dass sie einen armen Menschen versklavte und ganz offensichtlich missbrauchte.
    »Ryu«, sagte ich und musste mich zwingen, ruhig zu bleiben. »Was ist mit dem Mann?«
    Er sah mich an, als realisiere er gerade erst, wovon ich wirklich sprach. »Ach, es passiert ihm schon nichts. Sie wird es nicht wagen, den auch noch zu töten. Nicht nach dem, was beim letzten Mal los war. Und er muss freiwillig bei ihr sein, sonst hätte sie ihn nicht so vollständig in ihren Bann ziehen können.«
    »Also ist er selbst schuld, oder was?«, fragte ich verächtlich. Ich konnte kaum glauben, was ich da hörte.
    »Schau, Jane, mir gefällt es genauso wenig wie dir, das mit ansehen zu müssen. Du weißt, dass ich die Dinge völlig anders angehe als Nyx. Ich finde

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