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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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lehnte mich in meinem Stuhl zurück und lauschte angetan seinem Gesang. Seine Stimme klang nach Meer, und ich schloss die Augen. Seine Worte zauberten mir die Berührung des Atlantiks auf die Haut, ich schmeckte das salzige Aroma und war wie elektrisiert vom Echo der Wellen in meinen Ohren.
    Zum ersten Mal, seit ich die große Halle betreten hatte, entspannte ich mich ein klein wenig. Und als ich dann Ryus Pantoffel an meiner Wade spürte, lächelte ich mit noch immer geschlossenen Augen... bis mir einfiel, dass Ryu gar keine Pantoffeln trug, und meine Lider sprangen auf. Wally grinste mich buddhagleich von der anderen Tischseite aus an, und ich setzte mich wieder kerzengerade hin und zog
vorsichtig mein Bein zurück. Ryu hatte den Vorstoß seines Freundes gar nicht bemerkt, also sagte ich nichts und begnügte mich damit, dem Dschinn einen strafenden Blick zuzuwerfen. Er zuckte bloß mit den Schultern und wirkte dabei so friedlich und harmlos wie ein Eunuch.
    Aber ich begann langsam zu begreifen, dass hier am Hof der Alfar nichts war, wie es schien.
    Nach dem Kelpie-Sänger wurden wir von einer Gruppe Elben unterhalten, die tanzten wie Kosaken, die von einem wirbelnden Derwisch trainiert worden waren. Sie drehten sich wie Kreisel, schwangen ihre Beine hoch gen Saaldecke und schleuderten sich gegenseitig anmutig in die Luft. Ryu legte mir beide Hände auf die Knie, um meinen plötzlich völlig erregten Körper daran zu erinnern, dass er sitzen bleiben und auf einen eigenen kleinen Schleudergang verzichten musste.
    Ich atmete erleichtert auf, als die Darbietung vorbei war. Tanzende Sexgötter waren einfach zu viel für meine menschliche Hälfte.
    Schließlich wurde das Abendessen aufgetragen, und ich stürzte mich hungrig darauf. Statt einzelner Gerichte für jeden von uns gab es große Platten mit Essen, die sich der ganze Tisch teilte. Wie zu erwarten war, schmeckte alles wieder köstlich. Die einzige Sache, die an den Alfar uneingeschränkt gut war, war die Tatsache, dass sie wussten, wie man gut aß. Ich jedenfalls hatte noch nie in meinem Leben so lecker gegessen, und mein Vater und ich waren beide keine schlechten Köche.
    Während des Essens spielte eine Band. Sie bestand aus einer E-Gitarre, einer irischen Bodhrán-Trommel und
einem Dudelsack und noch einigen anderen Instrumenten, die ich nicht erkannte. Nach dem Essen verließen die Musiker die Bühne, und eine weitere Gruppe von Elben - diesmal in Bauchtanzkostümen - erhob sich, um sie abzulösen.
    »Oh nein«, stöhnte ich innerlich. »Nicht schon wieder.«
    Aber gerade als die kleine Formation fröhlich ihre Positionen eingenommen hatten, erhob Jarl sich plötzlich. Er hatte die meiste Zeit während des Essens einen seltsam leeren Blick gehabt, nach innen gerichtet, als wäre er in Trance. Ich hatte ihn den ganzen Abend über im Auge behalten und versucht, mich nicht zu fühlen wie eine Fliege im Spinnennetz.
    Alle starrten Jarl wie gebannt an. Die Elben verließen wortlos wieder die Bühne.
    »Sie sind zurück!«, ertönte Jarls Stimme in dem Moment, in dem sich die Flügeltüren am anderen Ende der Halle öffneten. Alle sprangen von ihren Stühlen auf. Nachdem Ryu und ich besorgte Blicke ausgetauscht hatten, folgten wir ihrem Beispiel und erhoben uns ebenfalls.
    Eine Weile erschien niemand. Und dann war ich zu klein, um sehen zu können, was passierte. Ich verfluchte meine Zwergenhaftigkeit, doch als ich schließlich endlich einen Blick auf das, was da den Mittelgang entlang kam, erhaschen konnte, bereute ich es sofort wieder.
    Jimmu führte die Gruppe an und wurde flankiert von einer Ehrengarde bestehend aus acht Nagas - vier auf jeder Seite; das Aufgebot bestand also aus allen neun Geschwistern. Sie alle glitten den Gang mit derselben schlangenhaften Anmut entlang und sahen wirklich aus wie Geschwister, denn sie waren nicht nur im selben Punkstil gekleidet, sondern
trugen alle auch noch ein Schwert auf dem Rücken, das ganz offensichtlich nicht nur Dekorationszwecken diente. »Nicht einmal die Ramones haben sich Schwerter geleistet«, dachte ich. Mir gefiel überhaupt nicht, wie sich der Abend entwickelte. Neun Jimmu-Klone, alle bewaffnet, verhießen sicher nichts Gutes für meine Sicherheit.
    Geräuschlos schritten sie den Gang entlang, und alle, an denen sie vorbeikamen, wichen einen Schritt zurück. Ich war ganz offensichtlich nicht die Einzige, die sich vor den Nagas fürchtete. Als sie sich unserem Tisch näherten, schnellte Jimmus kalter Blick

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