Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising
keine Sorgen, Ryu war toll. Die ganze Reise war toll.« Ich hielt inne und sammelte mich. »Ehrlich, Dad, alles ist super gelaufen, und Ryu hätte mich wirklich nicht besser behandeln können. Aber er musste aus geschäftlichen Gründen in Quebec bleiben, also hat er mich mit dem Wagen zurückbringen lassen. Das Auto war sowieso bequemer als sein eigenes.«
Mein Vater sah mich weiterhin prüfend an, als wolle er mich noch mehr fragen. Da wurde ich misstrauisch. Wie viel wusste er über meine Mutter und ihre Welt? Er musste zumindest irgendetwas geahnt haben, aber ich wusste nicht, was dieses irgendetwas mit einschloss.
»Dad?«, fragte ich behutsam. »Möchtest du mich noch irgendetwas fragen?«
Er zuckte zusammen und wich ein wenig vor mir zurück. Er setzte an, etwas zu sagen, und sein Kinn bewegte sich ein paar Sekunden lang hilflos, bevor er innehielt. Dasselbe wiederholte sich ein paar Sekunden später noch einmal.
Doch dann schüttelte er den Kopf. »Nein, Jane«, sagte er schließlich. »Da ist nichts, was ich dich fragen möchte.«
Ich konnte ein leichtes Gefühl der Enttäuschung nicht unterdrücken. Ich hatte natürlich nicht vorgehabt, meinen Vater mit der Wahrheit über die Existenz meiner Mutter zu konfrontieren, aber nun, da sich beinahe die Chance dazu ergeben hatte, wurde mir klar, wie sehr ich mir wünschte, ihm alles erzählen zu können. Aber wenn er es nicht wissen wollte, würde ich ihm die Wahrheit nicht aufdrängen. Er hatte schon genug Enttäuschungen erlitten.
Ich musste eine Weile danach suchen, aber schließlich fand ich ein Lächeln für meinen Vater, das er erleichtert
erwiderte. »Also, was habe ich verpasst?«, erkundigte ich mich, um das Thema zu wechseln. Er ließ sich dankbar darauf ein und erzählte nur zu bereitwillig, was während meiner Abwesenheit passiert war. Was nicht gerade viel war, doch mein Vater und ich waren Meister darin, damit ein Gespräch zu bestreiten.
Nachdem wir Neuigkeiten ausgetauscht und zu Abend gegessen hatten, ging ich nach oben, um auszupacken. Doch zuerst legte ich mich in mein Bett aus Kindheitstagen und war noch nie im Leben so glücklich darüber. »Ich liebe dich, Rockabill«, dachte ich, überrascht darüber, wie ernst ich es meinte. Stuart und Linda würden nie mehr so furchteinflößend sein. Nicht nach sechs Meter langen Schlangen, einem Minotaurus und allem, was ich an diesem Wochenende erlebt hatte.
Der Morgen nach dem Kampf war schrecklich gewesen. Glücklicherweise waren alle, die ich im Verbund mittlerweile kannte - außer Jimmu natürlich - in Sicherheit. Wally war anscheinend immun gegen die meisten Todesformen, also war mit ihm alles in Ordnung. Orin und Morrigan waren nie in Gefahr gewesen, da ihre Untertanen dafür gesorgt hatten, dass ihnen niemand zu nahe kam. Und was Elspeth betraf, die war zu dem Zeitpunkt nicht einmal in der Halle gewesen - sie hatte sich nämlich mit einem der Nahual-Akrobaten, die beim Abendessen am Tag zuvor aufgetreten waren, vergnügt. Die Artisten waren alle außergewöhnlich biegsam gewesen, und ich nahm an, dass sie in vielerlei Hinsicht eine sehr glückliche Frau - oder ein sehr glücklicher Baum - war.
Andererseits, wenn ich an Elspeths unglaubliche Geschmeidigkeit
dachte, war der Nahual-Akrobat vielleicht der Glücklichere. »Für einen Baum ist sie ziemlich wenig hölzern«, stellte ich fest und dann lachte ich über meinen eigenen Witz, weil ich manchmal eben ein echter Idiot war.
Doch dass meine Freunde alle in Sicherheit waren, war dann auch schon die einzige gute Nachricht gewesen. Die Zahl der Todesopfer war erschreckend hoch, besonders wenn man in Betracht zog, dass es so wenig Nachwuchs gab, der den Platz seiner Eltern in der Gemeinschaft einnehmen konnte. Abgesehen von den neun Nagas waren dreiundzwanzig andere Wesen so schwer verletzt worden, dass sie nicht mehr gerettet werden konnten. Den Reaktionen der Höflinge entnahm ich, dass dies ein enorm schwerer Schlag für das gesamte Territorium war, und natürlich war es ein schreckliches persönliches Unglück für die Angehörigen und Freunde der Opfer.
Besonders bedenklich war jedoch, dass einige der Getöteten offenbar auf der Seite der Naga statt gegen sie gekämpft hatten. Der Kampf hatte einen tiefen Riss innerhalb der Gemeinschaft offenbart, von dem vorher niemand etwas geahnt hatte, und dieser Riss hatte etwas mit der Existenz von Halblingen wie mir zu tun. In seiner Funktion als Ermittler würde Ryu in den nächsten Monaten
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