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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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zwischen den beiden war deutlich spürbar, man hätte sie auf ein Brot schmieren und essen können.
    »Junglinge«, mischte Nell sich beschwichtigend von ihrer
Veranda aus ein, auf der sie gelassen vor sich hin schaukelte. »Bevor ihr euch jetzt die Köpfe einschlagt, solltet ihr besser mal Jane fragen, was sie will.«
    Mir wurde angst und bange, als mich zwei Augenpaare fragend anstarrten. Ryu richtete seine goldbraunen Augen erwartungsvoll auf mich, als würde er meine Antwort bereits kennen. Und Anyans graue Augen sahen einfach nur besorgt aus.
    Ich wusste, es war verrückt, einem Typen zu vertrauen, den ich kaum kannte, aber es gab so viele Gründe, warum ich es wollte, dass sie meine Bedenken einfach überwogen. Wie oft bekam ich schon die Möglichkeit, das Volk meiner Mutter kennenzulernen und mehr über meine Herkunft zu erfahren? Außerdem war ich schon so lange nicht mehr aus Rockabill herausgekommen. Der Gedanke, einmal Jane True, die Abenteuerlustige, zu sein, war einfach zu verlockend. Ganz abgesehen davon hoffte ich natürlich, dass ich vielleicht, ganz vielleicht, auch meine Mutter in diesem Bund-Dingens treffen würde …
    Aber meine geheimen Beweggründe musste ich den Jungs - oder besser dem Vampir und dem riesigen, sprechenden Hund - ja nicht auf die Nase binden.
    »Ähm …«, fing ich an und räusperte mich dann erst einmal geräuschvoll. »Ich habe mir freigenommen und alles gepackt, also sollte ich jetzt auch mitfahren und die ganze Sache hinter mich bringen.«
    Ziemlich dusselige Ansage, ich weiß.
    Doch meine lahme Ausrede ließ Ryu bis über beide Ohren grinsen, und er warf Anyan einen fiesen, triumphierenden Blick zu. Der Hund schüttelte nur missbilligend den Kopf
und trottete hinaus auf die Veranda. Dort legte er sich wie jeder x-beliebige Hund in einen Flecken Sonne und fing an zu dösen. Da er sich seit der Nacht, in der Gretchen gestorben war, nicht mehr die Mühe gemacht hatte, mit mir zu sprechen, verstand ich nicht, warum er so besorgt um mich war. Aber vielleicht interpretierte ich sein Verhalten auch völlig falsch, und eigentlich handelte es sich um pure Verachtung. Wahrscheinlich dachte er, ich sei nur ein jämmerlicher kleiner Halbling, den die Alfar bei lebendigem Leibe auffressen würden.
    »Werden mich die Alfar wirklich bei lebendigem Leibe auffressen?«, fragte ich mich besorgt bestimmt zum vierten Mal an diesem Tag.
    Ryu und ich hatten auf dem Weg nach Quebec in Nells Häuschen vorbeigeschaut, um etwas abzuholen. Anscheinend wurde es in diesem geheimnisvollen sogenannten Verbund erst am Wochenende interessant, und Ryu wollte noch etwas Zeit mit mir allein verbringen, bevor wir dorthin fuhren. Also hatte er mich gefragt, ob ich zunächst für ein paar Tage mit ihm nach Quebec fahren wolle, was praktisch auf unserem Weg lag. Dafür brauchte ich allerdings mindestens eine Woche Urlaub, also war ich heute Morgen gleich im Read it and weep vorbeigegangen und hatte Grizzie und Tracy gefragt, ob sie etwas dagegen hatten. Grizzie hatte gesagt, ich könne ruhig fahren unter der Bedingung, dass ich Fotos machte. Und Tracy hatte schnell hinzugefügt: »Sie meint von Kirchen und so« und Grizzie böse angefunkelt. Daraufhin hatte Grizzie geschnaubt: »Scheiß auf die Kirchen, ich will Fotos von deinem Kerl sehen und zwar nackt!« Aber in Wahrheit freuten sich beide riesig darüber,
dass ich mit Ryu wegfuhr, und sagten mir, ich könne mir so viel Zeit lassen, wie ich wolle. Und obwohl es mir leidtat, dass ich so kurzfristig Urlaub nahm, hatte ich kein richtig schlechtes Gewissen, denn in den ganzen fünf Jahren, die ich nun schon im Read it and weep arbeitete, hatte ich bisher gerade mal zwei Tage freigenommen.
    Meinen Vater allein zu lassen, fiel mir dagegen ziemlich schwer. Ich hatte mich mit ihm zusammengesetzt und ihm erst einmal all die Gründe aufgezählt, die dagegen sprachen, dass ich mit Ryu wegfuhr: Mein Vater brauchte mich. Wer würde kochen? Oder einkaufen? Oder saubermachen? Außerdem würde er bestimmt nicht daran denken, seine Medikamente zu nehmen und so weiter. Mein Vater hatte mich reden lassen und dann gesagt: »Fahr einfach, Jane. Ich möchte, dass du fährst. Ich möchte, dass du aufhörst, dir Gedanken darüber zu machen, dass du mich vernachlässigen könntest. Du bist schließlich nicht deine Mutter; du kommst ja wieder. Es wird schon schiefgehen. Ich werde nicht verhungern und sogar an meine Pillen denken. Ich bin zwar nicht mehr so kräftig wie früher, aber

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