Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising
fasziniert starrte ich die Wanne an und sah mich dann suchend nach dem richtigen Bad um. War die Wanne im Zimmer etwa die einzige Waschgelegenheit in dieser Suite?
Natürlich nicht. Es gab auch noch ein großes, hochmodernes und voll ausgestattetes Bad. »Meine Güte«, dachte ich aufgeregt, »die Wanne im Zimmer ist nur für den Sex.«
Ryu ging zum Bett hinüber und legte sein Portemonnaie und die Schlüssel auf dem Nachttisch ab. Ich stand noch immer staunend in der Tür, als ich ein dezentes Räuspern hinter mir hörte. Es war der Hotelpage mit unserem Gepäck, und ich machte rasch einen Schritt zur Seite. Während Ryu dem Pagen bedeutete, unser Gepäck neben dem Bett abzustellen und ihm Trinkgeld gab, betrat ich die Suite, als müsse ich fürchten, dass jeden Augenblick jemand hinter den Möbeln hervorspränge und mich zu Tode erschreckte. Ich ging zum Fenster und zog die schweren Vorhänge auf. Der Blick in den beleuchteten Park des Châteaus war zauberhaft.
Ich hörte, wie der Page die Tür hinter sich zuzog, und das Geräusch, das darauf folgte, überraschte mich kaum. Es war das Geräusch von Wasser, das in eine Badewanne eingelassen
wird. Dann hörte ich, wie Ryu etwas öffnete, und plötzlich erfüllte ein köstlicher Duft den Raum - Schaumbad.
»Es ist nicht das erste Mal, dass er das macht«, warnte mich meine Tugend, aber meine Libido verdrehte bei dieser Spaßverderber-Ansage nur genervt die Augen.
Starke Arme schlangen sich von hinten um meine Taille, und dann spürte ich Ryus Zähne an meinem Nacken. Der sanfte Biss ging in einen Kuss über, der bis zu meinem Ohr hinaufwanderte, während sich seine Hände auf meine Brüste legten. Als ich mich zu ihm umdrehte, weil ich seine Lippen auf meinen spüren wollte, zog er mir mit einem Griff den Pullover aus.
Er schob mich zur Badewanne, und unsere restliche Kleidung landete neben meinem Pulli auf dem Boden. Das Wasser war wunderbar warm, als ich hineinstieg, und es roch nach Birne. Die Wanne war groß genug, dass wir beide bequem darin Platz hatten. Wir hatten so viel Spaß, wie ich zuletzt als kleines Mädchen beim Baden hatte - allerdings unterschied sich unser Spaß deutlich von dem in meinen Kindheitserinnerungen. Es gibt tatsächlich Badespielzeug, das noch spannender ist als Quietscheentchen.
Die nächsten drei Tage waren herrlich. Alle behandelten mich mit Respekt: Es gab kein Getuschel hinter vorgehaltener Hand oder vielsagende Blicke zwischen zwei Tratschtanten oder Finger, die verstohlen auf mich zeigten. Und falls doch, dann steckten Frauen dahinter, die neidisch auf meine Beziehung mit Ryu waren, aber niemand, der sich über meine Vergangenheit das Maul zerriss.
Während Ryu schlief, verbrachte ich die Morgen im beheizten Außenpool, und obwohl es kalt draußen war, schien sich niemand darüber zu wundern. Ich war einfach ein Gast, der so gern schwimmen ging, dass er auch die winterlichen Temperaturen nicht scheute. Allerdings war das Schwimmen im Pool lange nicht so spannend für mich wie im Atlantik, und es wäre mir weitaus lieber gewesen, das Becken wäre nicht beheizt gewesen. Trotzdem genoss ich es sehr. Nicht zuletzt deshalb, weil ich mich unter dem Deckmantel der Anonymität daran erfreuen konnte.
Am frühen Nachmittag, wenn Ryu aus seinem Koma erwachte, flanierten wir durch die Stadt und taten, was man als Tourist eben so tat. Ich machte Unmengen von Fotos und schrieb Postkarten an meinen Vater, Grizzie und Tracy und kaufte noch ein paar mehr, die ich auf dem Rückweg noch abschicken wollte, damit es so aussah, als hätten wir die ganze Woche in Quebec verbracht. Danach aßen wir irgendwo zu Abend, gingen noch auf den einen oder anderen Drink und kehrten schließlich ins Hotel zurück, weil es Zeit für ein gemeinsames Bad wurde. Meine Güte, ich liebte unsere täglichen Planschereien in der Badewanne!
Der letzte Tag im Château war der allerbeste, obwohl wir wussten, dass wir am nächsten Morgen an den Hof der Alfar fahren mussten. Wir sparten uns das Touristenprogramm. Gleich nachdem er am frühen Nachmittag aufgestanden war, nahm mich Ryu mit in den weitläufigen Spa-Bereich des Hotels, wo ich mir das Komplettprogramm gönnte: Gesichtsbehandlung, Maniküre, Pediküre und eine unglaubliche Massage mit heißen Steinen. Ich wollte gar nicht wissen, was das kostete, aber die Tatsache, dass
auch er sich für eine Maniküre, eine Rasur und einen Haarschnitt entschied, gab mir ein bisschen besseres Gefühl. Ich hatte zwar ein
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