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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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fürchten. Aber nicht alle von uns sind so gut darin, Menschen und ihre Technik zu manipulieren wie wir Vampire. Also sickerte trotzdem hie und da etwas durch. Manche der Gefallenen wurden zum Beispiel für Mordopfer gehalten, und manchmal hielten die Menschen unsere Schlachtfelder für heimgesuchte Orte, an denen es spukte und um die sich bald Legenden rankten. Doch keine der beiden Parteien konnte ihre Preisgabe riskieren, beide wurden durch die Kämpfe stark geschwächt und in die Enge getrieben. Es war zwar schwierig, aber es gelang uns, die ganze Sache vor den Menschen verborgen zu halten.«
    »Heute wäre das wahrscheinlich nicht mehr möglich,
mit all den Überwachungskamera, den weltweiten Satellitennetzwerken und Google Maps …«
    »Nein«, stimmte Ryu mir zu, »noch so ein Krieg wäre sicher nicht mehr zu verheimlichen.«
    Ich bemerkte, dass ich schon fast ein Viertel des Weines getrunken hatte, also reichte ich Ryu die Flasche, der erleichtert danach griff und sie sofort bis zur Hälfte leerte. Ich legte mich auf die Seite, stützte den Kopf mit meinem Arm auf und wartete, dass er weitererzählte. Er stellte die Flasche ab, wobei er darauf achtete, dass sie stabil stand und nicht umfiel. Dann streckte er sich neben mir aus und sah mir in die Augen. Zärtlich fuhr er mir mit dem Finger über die Wange und lächelte. Einen Augenblick lehnte er sich zu mir, doch dann besann er sich.
    Nur seine Fänge, die hervorgetreten waren, verrieten seinen inneren Kampf, bei der Sache zu bleiben: »Gut, man muss sagen, dass es schon immer zwei widerstreitende Philosophien gegeben hat, wenn es um die Beziehung zwischen unsereins und den Menschen ging. Eine Seite plädiert dafür, dass wir uns mit den Menschen arrangieren und ihnen, wenn auch nicht ganz auf gleicher Höhe, so doch zumindest friedlich begegnen. Die andere Seite verfolgt einen radikaleren Ansatz in dieser Frage. Um es kurz zu machen, Orin und Morrigan vertreten die erste Ansicht, genau wie diejenigen von uns, die an ihrer Seite gekämpft haben. Wohingegen die Verliererseite dafür war, dass wir die Menschheit für unsere Zwecke versklaven und so unsere naturgegebene Stellung als ihre Herrscher wahrnehmen. Der Krieg war lang - er dauerte einige Jahrhunderte. Als ich alt genug war, um selbst Stellung zu beziehen, entschied ich mich
für Orins und Morrigans Seite. Und hier kommt Nyx ins Spiel.«
    Ryu drehte sich auf den Rücken und schob die Arme als Kissenersatz unter den Kopf. Ich kuschelte mich an ihn, wobei ich das Ohr auf seine Brust legte und so das beruhigende Schnurren seiner Stimme spüren konnte.
    »Nyx ist meine Cousine, aber einige hundert Jahre älter als ich. Als der Krieg begann, kämpfte sie voller Überzeugung auf der Seite, die die Menschheit unterdrücken wollte. Im Grunde sieht sie in den Menschen nichts anderes als ein schnelles Mittagessen. Aber sie hat ein ausgeprägtes politisches Gespür, und als sich der Wind zugunsten von Orin und Morrigan drehte, tat sie das, was jede andere hinterhältige Schlampe ihres Formats getan hätte. Sie verkaufte sich und ihr umfangreiches Wissen über den Feind an unsere Seite. Im Gegenzug forderte sie ihr Leben und einen Platz am neuen Hof. Und ob man es glaubt oder nicht, dort hat sie sich schnell einen Namen gemacht. Weil sich alle darüber im Klaren sind, dass man ihr nicht trauen kann, glauben die Leute, sie wüssten, wie sie mit ihr umzugehen hätten. Aber damit unterschätzen sie ihre Niedertracht völlig, und das wird uns unter Umständen noch einmal um Kopf und Kragen bringen… Das ist also in wenigen Worten zusammengefasst Nyx, wie sie leibt und lebt«, schloss er seinen Vortrag und seufzte. Nun war mir klar, dass das bedeutete, dass sich im kleinen beschaulichen Rockabill etwas zusammenbraute. Der verstörende Aspekt der Tatsache, dass Jakes Halblinge katalogisiert hatte, war plötzlich mehr als deutlich, und zum ersten Mal an diesem Abend konfrontierte ich mich wirklich damit, dass Peter
auch meine Daten für seine Bestandsaufnahme gesammelt hatte. »Ich hätte den Mistkerl mal besser in der Sow gelassen«, dachte ich verächtlich.
    »Was, glaubst du, will Nyx mit Peters Katalog?«, fragte ich Ryu.
    Ryu atmete geräuschvoll aus und fuhr sich mit der Hand durch Haar. Mittlerweile wusste ich, dass er das immer machte, wenn er sich gerade besonders konzentrierte. »Ich habe keine Ahnung«, sagte er dann. »Aber es kann nichts Gutes bedeuten.«
    Er rieb sich mit der Hand übers Gesicht und setzte

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